ENIK - Quelle: ADD ON MUSIC Promotion

CD-Rezension: ENIK

Seine Haare sind schwarz-grün, wirr und erinnern an einen Irokesenschnitt: Es ist ENIK und ENIK ist schräg. Wer ist nun also dieser Mann, der Songs für die Fantastischen Vier schrieb, den bis zu seinem 22. Lebensjahr niemand singen hören wollte und der sich sogar an The Cures „Close to Me“ heranwagt? Als Ausrufezeichen in der Musiklandschaft wird der exzentrische Indie-Pop des Münchener Künstlers bezeichnet und genauso klingen die Songs auf seinem neuen Album. Dies heißt übrigens: „I Sold My Moon Boots To A Girl From Greece“ steht jetzt in den Regalen der Märkte.

[ruhr-guide] Oft kommt es darauf an, wie ENIK - Quelle: ADD ON MUSIC Promotionein Album beginnt und wie es endet. Der erste und der letzte Eindruck sind bleibend. Genau dies ist bei ENIK der Fall. Und alles, was dazwischen auf den restlichen zwölf Tracks abläuft, ist ebenfalls zum Lauterdrehen. Der erste Track beginnt mit Synthies, die kaum ein paar Takte weiter durch schnarrende E-Gitarren und ENIKS röhrende Stimme erweitert werden. Hier erklärt uns der Musiker „How To Trash Expensive Cars“. Trashig und energiegeladen steigen auch der zweite und dritte Song in den Ring. Mit „People are Bad“ erklingt dann die erste Ballade auf „I Sold My Moon Boots To A Girl From Greece“ und verdeutlicht ENIKS Songwriterqualitäten eindringlich. Genau wie auch bei drei weiteren Balladen gehen Melodie und Text unter die Haut. Doch neben der Melancholie und dem Denkanstoß liegen Aufbruch, Ausdruck und Außergewöhnlichkeit. Die Befreiung aus Scheinwelten spielt auf der Platte eine zentrale Rolle und vor allem „Anti Anti Anti“ wirkt als Song äußerst stark und herausfordernd. „Don’t limit the blue sky. Thunder lightning everything. There’s a storm going on“, trägt ENIK dort als einleitende Textzeilen vor. Der Münchener ist kein Popstar von Hunderten. Schrill und überraschend springt er von Track zu Track und setzt schillernde Ausrufezeichen.

Schräge Stimme und Straßenmusik

Ganz am Ende der 14 Songs enthaltenden Platte wird es mit „Get Me Laid In San Francisco“ noch einmal zum Heulen schön. Jeder würde ENIK spätestens in diesem Moment das gewisse Etwas und die Liebe zur Musik zusprechen, die man für eine solche Ballade benötigt. Und dies ist genau wie das gesamte Album kein Werk eines kleinen Mannes. ENIK rockt, ENIK polarisiert und ENIK singt. Mit einer Stimme, die man als Markenzeichen auf diesem und auch schon auf dem vorangegangenen Album erkennen konnte. Bis er 22 war, wollte niemand den Gesang des jungen Mannes hören. Erst die darauf folgenden Jahre, in denen er auf der Straße sang, zeigten ihm die Besonderheit seiner schrägen Stimme.

ENIK und die Fantastischen Vier

Sein aktuelles Album „I Sold My Moon Boots To A Girl From Greece“ erscheint auf ENIKS eigenem Label, das er erst zu Beginn dieses Jahres gründete. Dabei ging es ihm vor allem darum, selbst den größten Einfluss auf die neue Platte zu haben. Nachdem er seine Schullaufbahn früh beendete, war die Musik alles in seinem Leben, in welchem er sich seitdem austobt. Kooperationen mit den Fantastischen Vier sowie dem Elektroduo Funkstörung rückten seinen Namen weiter in den Fokus der Öffentlichkeit. Doch inzwischen benötigt ENIK nicht mehr die großen Namen anderer, sondern ist selbst ein Begriff in der Indie-Szene.

Drag-Queens und dicke Männer

Kreativ wie der Künstler selbst sind auch die Videos, die er zuAlbumcover - Quelle: ADD ON MUSIC Promotion seinen Songs produziert. Dort treten dicke alte Männer mit bunten Lollis oder Drag-Queens im Wald auf und lassen den Betrachter in ENIKS ganz eigener Welt zurück. Auch das Booklet des aktuellen Albums ist zum Teil mit obszönen Karikaturen ausgestattet. Die Idee, die Scheibe an sich als Pizza zu gestalten, ist ebenfalls amüsant, jedoch schon auf dem 2007 erschienenen Ärzte-Album „Jazz ist anders“ zu finden. Allerdings: Der Münchener wagt etwas – und er verliert nicht.

(sarah bauer)

Bildquelle: ADD ON MUSIC Promotion

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