Näd Mika: die Elch-Queen aus dem Ruhrgebiet

Näd Mika: „Electronic Beat Bitch“

Roh und rotzig – so kennt man Näd Mika von den DJ-Sets im Ruhrgebiet. Jetzt kommt das erste Album der selbsternannten Elch-Queen aus Bochum – Electro Trash Pop vom aller Gemeinsten und nichts für zarte Gemüter. Da wird in bester Manier gekreischt und geschrieen. Wer braucht da noch die Chicks on Speed oder Peaches?

[ruhr-guide] Mit einer kleinen Vorwarnung legt sie los. Schräge Computersounds schlagen dem Hörer um die Ohren und die Künstlerin scheint die vorgetäuschten „Technical Problems“ schnell in den Griff zu bekommen. Rhythmus und Chaos wechseln sich bei diesem Intro ab und machen neugierig auf die weiteren 15 Tracks… und die gehen mehr als nach vorne los!

„This Beat is electronic“
Minimalistische 80er-DrumsoundsNäd Mika: die Elch-Queen aus dem Ruhrgebiet in modernem Gewand und rotzfrecher Sprechgesang – die Momentaufnahmen von Näd Mikas bisherigem Schaffen werden dem Hörer roh und ungemastert serviert. Und ebenso sieht sich die Künstlerin selbst: ob homo, hetero, bi oder finnisch – Hauptsache irgendwie sexuell. Und damit reiht sich Näd Mika gekonnt und ganz und gar nicht aufgesetzt in die Tradition der großen Peaches ein, die mit ihren Sounds und Live-Shows schon Madonna begeisterte. Auch Näd Mikas Bühnenauftritte polarisieren radikal und hinterlassen ihre Gäste hysterisch oder einfach fassungslos ob der Freizügigkeit. On Stage wie auch jetzt auf dem ersten Album scheint nichts unmöglich: Näd Mika drischt hier wie dort auf die Schubladendenker ein, bis sie Kunstblut spucken oder die Grenzen des schlechten Geschmacks ausgereizt sind, und dann wird das Ganze noch mit einem Häubchen billiger Sprühsahne überzogen.

„Use me, abuse me, I don’t care“
Was in Club wie dem Dortmunder Tanzcafé oder dem Bochumer Stargate bestens funktioniert und die unangepassten Electrochlashfans in Ekstase versetzt, funktioniert auf Platte ebenso. Starke Nerven braucht man nur bedingt, denn trotz der schrägen Tone und punkigen Gesänge sind die Songs eingängig und bringen selbst am öden Montagabend Schwung in die Hütte. Auf Tracks wie „Heart Despair“ oder „San Francisco“ sind sogar entfernte Discoklänge auszumachen und in Stücken wie „Peepshowgirls“, „Special Kick“ oder „Too intense“ kann man das 80er-New-Wave-Vorbild mehr als herausfiltern. Ist das im Stück „Girlfriend“ etwa ein Sample von „Maniac“ aus Flashdance? Musikalisch überraschend bleibt „Electronic Beat Bitch“ bis zum Schluss – entweder durch hier und da ruhige Töne wie in „Schizomatic“ oder auch durch die bisweilen wirklich derben Texte. Damit sollte nun auch der letzte Elektromuffel überzeugt sein: So klingt das Ruhrgebiet!

Unser Fazit: unbedingt zulegen!

Näd Mika: „Electronic Beat Bitch“

ab 15. Februar im Handel

Mehr Infos und Termine gibt es unter www.nadmika.com

(sl)

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