Mick Jagger Quelle: Didi Zill

A Star Is Born – Fotografie und Rock seit Elvis

Mit „A Star Is Born – Fotografie und Rock seit Elvis“ ist erstmals eine Fotoausstellung in das Folkwang Museum Essen eingezogen, die mehr als nur dokumentarische Bilder oder Ikonen der Rockszene zeigt. Mit Elvis und dem Jahre 1939 angefangen bis zu den Arctic Monkeys der heutigen Zeit ist alles, was Rang und Namen hatte und noch immer hat, vertreten. „A Star Is Born“ ist jedoch keine gewöhnliche Ausstellung, sie interpretiert viel mehr die Geschichte und Wandlungsprozesse der Fotografie in der Rockhistorie selbst. Eine modern aufbereitete und fast schon intime Ausstellung zeigt die großen Rocker der Zeit von einer völlig neuartigen und zugleich vertrauten Seite. „A Star Is Born“ ist vom 2. Juli bis zum 10. Oktober 2010 im Museum Folkwang in Essen zu besichtigen. Ein Rekord: 55.555 Besucher haben die Ausstellung schon gesehen, die nur noch wenige Wochen läuft!

[ruhr-guide] Diesmal ist es etwas anders. Nicht nur ein einziger Fotograf, sondern viele verschiedene präsentieren im Mick Jagger Quelle: Didi Zill Folkwang Museum Essen ihre Werke in groß- und kleinformatigen Exponaten. So gibt es neben den gewohnten größeren Werken auch eine Reihe von Plattencovern sowie Regale mit Printmedien. Über 250 Fotografien werden auf 910 qm Ausstellungsfläche präsentiert und auch CD-Installationen führen akustisch durch die Ausstellung. Dabei ist es völlig egal, ob man Prince, Franz Ferdinand oder The White Stripes besonders gut leiden kann, ihre Musik versetzt jeden automatisch „in the mood for you.“, um es auch mit Bob Dylans Worten zu sagen.
Ute Eskildsen, Leiterin der Fotografischen Sammlung Museum Folkwang, ist die Kuratorin und Initiatorin des Ganzen. Sie schlug die Idee für diese Ausstellung vor und wollte damit wieder einmal zeigen, dass Fotografie Kunst ist, aber auch wie bedeutend die Rolle der Fotografie schon zu damaligen Zeiten war. Die Ausstellung sei ein „rockiger Knall“, titelte Stephan Muschick, Geschäftsführer der RWE Jugendstiftung. Es sei ein generationsübergreifendes Projekt und jeder werde „seinen Star“ finden. Die RWE arbeitet schon seit über zehn Jahren mit dem Museum Folkwang erfolgreich zusammen. Doch auch private Sammler und Rockfans wie Henk Tas, Künstler aus Rotterdam, steuerten ein paar ihrer, sicherlich mit Herzblut gesammelten, Cover, Schallplatten, Miniradios, alten Magazinen oder Autogrammkarten aus der Zeit der Rockmusik dazu.

55.555 Besucher haben die Ausstellung schon gesehen!

Wahrhaftig ist die Zahl von 55.555 Besuchern eine Menge und ebenso ein hauseigener Rekord! Die über 250 Fotoexponate, Printmedien und Videofilme der damaligen Zeit wurden von so vielen Menschen besichtigt und gehört wie noch keine andere zuvor. Für das Museum Folkwang in Essen ist dies nicht nur ein Erfolg, sondern zeugt auch von Qualität und Attraktivität der Ausstellung „A Star Is Born – Fotografie und Rock seit Elvis“. Das Paar aus Münster, die die 55.555sten Gäste waren, haben durch ihren bloßen Eintritt unter anderem den Katalog zur Ausstellung sowie zwei Konzerttickets für die Indie-Rock-Band „Arcade Fire“ gewonnen – und dazu natürlich eine großartige Ausstellung sehen können!

Direkter Kontakt zu Fotografen

Um an die begehrten und ausgesuchten Bilder zu gelangen, musste diesmal etwas anders als normal vorgegangen werden. R.E.M. Encore Bow Quelle: David BelisleDa es kaum Fotoausstellungen dieser Art gibt, konnten die Galerien bei der Umsetzung wenig helfen, also stellte Co-Kuratorin Christiane Kuhlmann den direkten Kontakt zu den Fotografen oder den verantwortlichen Agenturen her und versuchte jene für das Vorhaben „A Star Is Born“ zu begeistern. Doch das war im Grunde gar nicht nötig, denn die Fotografen der auserwählten Bilder waren von Anfang an erfreut und stimmten der Ausstellung zu. Für einige war es zwar neu Fotos auszustellen, doch Absagen gab es kaum und so stellten sämtliche Fotografen und Agenturen gerne Material zur Verfügung. Interessant sei auch gewesen, das heutige Verhältnis der Fotografen zu ihren Werken zu beobachten, erklärte Christiane Kuhlmann. Schlicht auf weißen Wänden aufbereitet, kommen die Fotos und Cover nun klar und unverfälscht zur Geltung. Ein weiteres kleines Highlight befindet sich ebenfalls an den Wänden der Ausstellung. Dort findet man zahlreiche und passende Zitate der rockigen Berühmtheiten. Sie führen von Band zu Band und vermitteln einen kleinen Eindruck der Gedankengänge der früherer Zeiten, aber auch der Gegenwart, denn „A Star Is Born“ ist keinesfalls eine Ausstellung bloß über vergangene Tage.

Augenblick vs. Inszenierung

Mit „A Star Is Born – Fotografie und Rock seit Elvis“ wird also eine kleine Zeitreise in die Geschichte und Bedeutsamkeit der Fotografie Kurt Cobain in Nirvana Commodore Ballroom
Vancouver B.C. Quelle: Charles Petersonunternommen. Zunächst als dokumentarische Aufzeichnung von Livekonzerten und Musikern begonnen, sorgt die Fotografie heutzutage massiv für die Darstellungsweise von Bands oder Festivals. Immer stärker trat auch damals die gewollte Inszenierung in Kraft. Bekannte Bands wie Art Kane, The Who oder die Rolling Stones ebenso Musiker wie Marilyn Manson, David Bowie oder Bob Dylan und noch viele weitere haben die Fotografie als Medium genutzt, um sich und ihre Band besser verkaufen zu können und interessanter zu machen. Wer erinnert sich beispielsweise nicht an das Bild, in dem die Beatles im Gleichschritt über den bekannten Zebrastreifen der „Abbey Road“ gehen? Es wird also nicht die Rockgeschichte dokumentiert, sondern bewiesen, wie sehr die Fotografie fördernd eingesetzt wurde.
Die Ausstellung zeigt jedoch auch Fotos, die vielen unbekannt sein werden. Wer kennt schon Michael Stipe, Frontmann von R.E.M., nach dem Konzert fratzeschneidend mit verschmierter blauer Schminke? Oder Pete Doherty von The Libertines in mitten eines Pulks nach ihm greifender Hände? Eindrücke von Events wie Woodstock dürfen da natürlich auch nicht fehlen.

Veränderungen

Auch heute noch wird das Medium der Fotografie auf imagebildender Weise verwendet. Jedoch ist mit dem Zeitalter des The White Stripes Quelle: Patrick PantanoInternets der ursprüngliche „Rockfotograf“ vom Aussterben bedroht, denn die Präsenz der Amateurfotografen nimmt immer mehr zu. Immer häufiger werden besonders die sogenannten Teeniestars durch Videoblogs und kostenfreie eigene Internetseiten bekannt und berühmt. Bands und Musiker können sich selbst und auf eigene Verantwortung schneller und einfacher vermarkten, wie zum Beispiel die Arctic Monkeys, die sich durch das Hochladen eigener Songs erst im Internet, dann in Amerika und zum Schluss europaweit bekannt gemacht haben.
Auch durch die digitale Fotografie hat sich einiges verändert. Jim Rakete sagte einmal, dass die digitale Fotografie für ihn nichts mehr mit der Realität zu tun habe, denn man konstruiere, wenn man am Computer Fotos nacharbeite.

Wer noch mehr wissen will

So hat sich als die Geschichte und Rolle der Fotografie im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. Teils zum Guten, teils auchKreator Quelle: Fotowut zum Schlechten. Die Ausstellung „A Star Is Born – Fotografie und Rock seit Elvis“ ist also zum einen besonders etwas für Rockfans und Anhänger der damaligen Zeit, zum anderen aber auch für Neugierige beziehungsweise an Fotogeschichte Interessierterten. Egal aus welchen Gründen man diese Ausstellung besichtigen möchte, man sollte sie nicht verpassen. Nicht nur visuell wird man in die Rockszene und in die Massen vor den Bühnen zurück katapultiert, sondern auch emotional. Eine solch intensive Auseinandersetzung mit der Rolle der Fotografie und den einzigartigen Momentaufnahmen von Menschen und Musikern gab es selten.
Unterstützt wird der Rundgang noch durch einen Audioguide, auf dem Interviews, Text- und Soundcollagen und weitere Musik enthalten sind. Auch die auf der Fläche verteilt positionierten Videobildschirme zeigen viele Aufnahmen und Zusammenschnitte.
Und wer noch immer nicht genug davon hat, kann für 30 Euro den Ausstellungskatalog mit zahlreichen Fotos, Artikeln zu prägnanten Themen sowie Interviews mit Fotografen wie Jill Furmanovsky oder Kevin Westenberg auf 335 Seiten erwerben.

„A Star Is Born – Fotografie und Rock seit Elvis“

2. Juli bis 10. Oktober 2010

Eintritt: 8 Euro, 6 Euro ermäßigt
Öffnungszeiten:
Di-So 10 bis 18 Uhr
Fr 10 bis 22.30 Uhr

Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Telefon: 0201-8845 000

(ak)

Nach oben scrollen