The Wohlstandskinder auf dem Kennedyplatz

Essen. Original 2005

Drei Tage „Essen. Original“, drei Tage traumhaftes Festivalwetter. Zur zehnten Auflage des Stadtfestes strömten die Massen vom 2. – 4. September 2005 in die Essener Innenstadt. 10 Jahre Essen.Original – ein voller Erfolg.

[ruhr-guide] Der Freitagabend begann mit einer satten Ladung Verstärkerpower. Der Kennedyplatz tobte spätestens mit dem Auftritt der Punkrocker von The The Wohlstandskinder auf dem KennedyplatzWohlstandskinder. Im Anschluss drehten Madsen ihre Verstärker noch eine Spur lauter auf und die Fans vor der Bühne waren nicht mehr zu halten. Zeitgleich gab es auf dem Viehofer Platz Beats und Cuts, doch so richtig wollte es vor der Hiphop Bühne am frühen Abend noch nicht abgehen. Im direkten Vergleich waren die Besucher vor der Rockbühne eindeutig vorn. Athena und schließlich Kettcar setzten weitere Maßstäbe, und besonders bei Kettcar drängte sich das Publikum dicht an dicht auf dem ohnehin übervollen Kennedyplatz. Erst als am späten Abend Denyo und DJ Mad von den Beginnern die HipHop-Bühne enterten, bewegten sich auch die Baggypants so richtig im Takt. Die Hamburger
Denyo und DJ Mad gehören schließlich auch unumstritten zur ersten Garde im deutschsprachigen HipHop.

Zu „Essen. Original“ wälzte sich zwischen Hauptbahnhof und Viehofer Platz eine lange und bunte Schlange durch die Innenstadt. Zahlreiche Bühnen und Gastrostände sorgten für eine beschwingte Sommernacht. Das Unperfekthaus war mit einer eigenen Bühne vor Ort und päsentierte Multikulturelles Großer Andrang bei Essen. Original 2005zwischen Kleinkunst und Drum’n’Bass. Daneben eine Vielzahl verschiedenster Attraktionen, Modenschauen und Flammenartistik, Reggae-Dancefloor und Essener Nachwuchsbands, und vor allem eine lebende Essener Innenstadt, die bis tief in die Nacht von gutgelaunten und feierfreudigen Menschen durchwandert wurde.

An Samstag und Sonntag dominierten am Viehofer Platz elektronische Klänge, zwei Tage lang wurde hier durchgehend von mittags bis tief in die Nacht getanzt. Einer der vielen Höhepunkte war hier das Star Sounds Orchestra, das mit einer beeindruckenden Mischung aus Live-Elektronik, Gongs und Synthesizern aufwartete, unterstützt von Geigenklängen – hier zeigte sich die Vielseitigkeit und Offenheit elektronischer Tanzmusik.

Der Kennedyplatz war am Samstag Bühne für Ruhrgebietscomedy und Rocktheater. Nachdem der Kultmoderator und Nightwasher Knacki Deuser dem versammelten Publikum erklärte, wie es sich bei dem nun folgenden Programm zu verhalten habe (lachen und klatschen und so), befolgte das Publikum willig seinen Anweisungen. So standen Tausende zufrieden
grinsender Menschen vor der großen Bühne am Kennedyplatz, auf der Bühne alte und vielgeliebte Bekannte.
Dr. Stratmann präsentierte Höhepunkte aus drei Programmen, Hennes Bender regte sich auf und verglich die Einkaufsmöglichkeiten von Essen und Bochum, bevor das legendäre Rocktheater N8chtschicht ins Grand Hotel einlud – inklusive Rudi Assauer Parodie. N8chtschicht sind nicht irgendein Comedyact sondern eine echte Institution und mit dem Ruhrgebiet unentflechtbar verwachsen.

Sonntäglicher Höhepunkt: der Auftritt der Essener Philharmoniker unter der Leitung von Stefan Soltesz. Die Essener Philharmoniker bei Essen. Original 2005Bei keiner anderen Veranstaltung waren die Plätze so umkämpft wie hier. Filmreife Dialoge in der Art: „Wenn Sie da sitzen bleiben, sehe ich aber nichts“, „Dann müssen Sie sich eben wo anders hinsetzen, denn wir waren hier zuerst…“, waren im Vorfeld immer wieder zu belauschen. Ernsthafte Auseinandersetzungen wurden aber nicht gemeldet…
Um exakt 20 Uhr betraten die Philharmoniker die Bühne. Während der vorrangehenden Umbaupause thematisierte Kulturdezernent Oliver Scheyt in einem kurzen Interview die Essener Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2010 und bat weiter um die Unterstützung und das Mitwirken der Bevölkerung. Auf seine Frage an Essen, ob es Kulturhauptstadt werden möchte, erntete er allerdings nur höflichen Beifall. In Sachen Mobilisierung kann sicher noch etwas getan werden.

Das traditionelle Konzert der Philharmoniker war vielumjubelt. Der Stolz der Essener auf ihre Philharmoniker zeigte sich schon bei der Anmoderation. Auf die Meldung hin, die Essener Philharmoniker seien wieder zum besten Orchester und Stefan Soltesz zum besten Dirigenten in NRW gewählt worden, erhob sich stürmischer Beifall. Auszüge aus Tschaikowskys 4. Sinfonie und Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 3 (als Solistin beeindruckte Olga Kern), machten das Konzert wie jedes Jahr zum würdigen Abschluss von „Essen. Original“. Drei herrliche Sommertage, die Essen nicht so schnell vergessen wird.

(jz)

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