Henrichshütte Hattingen, Foto: LWL/Hudemann

LWL-Industriemuseum Henrichshütte

Dort, wo über 10.000 Menschen harter Arbeit nachgingen, ist die Henrichshütte als das traditionsreichste Hüttenwerk im Ruhrgebiet zum Symbol für die Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie geworden. Heute präsentiert das Industriemuseum das Leben der Arbeiter, zeigt die Gebläsehalle verschiedene Maschinen aus dem industriellen Zeitalter und lockt die Industriebrache zu einem Spaziergang.

Henrichshütte Hattingen, Foto: LWL/Hudemann

[ruhr-guide] Langsam erobert sich die Natur ihren Platz auf dem Gelände der 1987 stillgelegten Henrichshütte in Hattingen zurück. Hier findet der Besucher die Art der Ruhrgebietsromantik, die von der harten Arbeit und den rauchenden Schloten an der Ruhr erzählt. Es finden sich Kunstobjekte aus Eisen und Stahl, Relikte aus der vergangenen Zeit, die vom Grün überwuchert sind. Im Landschaftspark Henrichshütte führen drei Rundwege durch das 50.000 Quadratmeter große Gelände. Daneben entsteht hier ein Gewerbepark, der neue Firmen an den ehemaligen Industriestandort in unmittelbarer Nähe der Ruhr lockt.

Wendige Krabbeltiere und magische Flugkünstler

Objekte von Schüler:innen zur Ausstellung „IndustrieInsekten“ in der Henrichshütte.
Objekte und Bilder von überdimensionierten Käfern, Schmetterlingen, Bienen und Ameisen bevölkern ab Freitag (9.6.) das Untergeschoss des historischen Gebläsehauses der Henrichshütte. Dort wird um 11.30 Uhr die Schau „Wendige Krabbeltiere und magische Flugkünstler“ eröffnet. Der kleine Zoo ergänzt die Ausstellung „IndustrieInsekten – In einem unbekannten Land“, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zurzeit in Hattingen zeigt.

Das Projekt entstand im Rahmen der Bildungspartnerschaft des LWL-Museums mit dem Gymnasium Holthausen. In Kunst-Kursen haben Schüler:innen unter Anleitung von Ilona Reinhardt und Elisabeth Schermuly Insekten zeichnerisch und malerisch erforscht. Für die Objekte boten sich plastische Materialien wie Draht, Wolle, Papier und Stoff an – aber auch Fundstücke wie Aktenordner, Radios und Flaschen kamen zum Einsatz. Die Schüler:innen haben genäht, geklebt, geschraubt, modelliert und gemalt, bis sie schließlich einen kleinen Zoo aus den unterschiedlichen Kreaturen zusammenstellen konnten.

Die Ausstellung läuft wie die „IndustrieInsekten“ bis 15. Oktober 2023.

Ehemals eine Auenlandschaft

Vor 200 Jahren prägte eine grüne Auenlandschaft das Gelände der Henrichshütte in Hattingen. Bevor hier industriell Roheisen produziert wurde, floss der Sprockhöveler Bach an diesem Ort durch feuchte Wiesen zur Mündung in die nahegelegene Ruhr. Zur Erweiterung des Werksgeländes wurde das Flussbett während des Hüttenbetriebs mit großem Aufwand verlegt und der Bach verrohrt. Heute ist von den einstigen Wasserläufen nicht mehr viel zu sehen. Doch es plätschert, tröpfelt und fließt an zahlreichen anderen Ecken des Industriemuseums.

Beste Aussichten vom Hochofen

Im Jahr 2000 wurde die Henrichshütte als LWL-Industriemuseum Westfälisches Hochofen der Henrichshütte Hattingen. Foto: LWL/HudemannLandesmuseum für Industriekultur Henrichshütte Hattingen eröffnet. Anders als der Hochofen II, der vollständig zerlegt nach China verschifft wurde, ist der erhaltene Hochofen III das Zentrum der industriegeschichtlich bedeutenden Anlage. Neben dem Hochofen und dem Maschinenhaus, bezeugen Erz- und Koksbunker sowie die beeindruckenden Transportbänder das Arbeiten mit Eisen und Stahl. In der Gebläsehalle gibt es Maschinen aus drei Generationen zu besichtigen, die den berühmten Hochofenwind erzeugten. Auf einer Besichtigungstour kann sich der Besucher von Zeitzeugen die Geschichten rund um die Henrichshütte erzählen lassen. Ganz Mutige fahren mit einem gläsernen Aufzug bis auf die höchste Plattform des Hochofens und genießen eine unvergleichliche Aussicht.

Der Bau der Hütte

Die Geschichte der Henrichshütte ist eng mit dem Grafen Henrich zu Stolberg-Wernigerode verknüpft. Die eindrucksvolle Sonderausstellung „Henrichs Hütte. Der Graf und sein Werk“ porträtierte 2004 das Leben und Werk des Hüttengründers und zeigte, wie der Hüttenbau schon Mitte des 19. Jahrhunderts Proteste der umliegenden Bauernschaften gegen die Umweltbelastungen mit sich brachte. Für das bis dahin durch Landwirtschaft und die niedergehende Tuchmacherei geprägte Hattingen, bedeutete der Bau der Hütte einen enormen Zuzug von Arbeitskräften, der für den Neubau von zunächst Mietkasernen und schließlich der Gartenstadtsiedlung Hüttenau sorgte.

Fackelführung auf der Henrichshütte Hattingen. Foto: LWL/Fischer

Im Zweiten Weltkrieg diente die Henrichshütte als Standort für die Vollkriegsproduktion, alliierte Bombenangriffe zerstörten sie beinahe vollständig. Mit dem Wiederaufbau wurde auch die Produktpalette spezialisierter: Bohrinselteile, High-Tech-Magnete oder Reaktordruckgefäße wurden fortan in alle Welt exportiert. So erreichte die Henrichshütte in den 1950er Jahren ihre Blütezeit. Durch den immer weiter steigenden Flächenbedarf wurde die Verlegung der Ruhr erforderlich. Der Standort im Binnenland ohne einen Hafen wurde der Henrichshütte in den 1960er Jahren neben der Stahlkrise zum Verhängnis: Ab 1963 beginnen die ersten Stillegungen.

LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen

Werksstraße 31-33
45527 Hattingen

Öffnungszeiten:
Di bis So sowie an Feiertagen 10-18 Uhr
Montags geschlossen
letzter Einlass 17 Uhr
geschlossen: 24., 25., 31.12.2021 und 1.1.2022

Eintritt:
Erwachsene: 5,00 Euro
Ermäßigt: 2,50 Euro
Kinder und Jugendliche (6 bis 17 Jahren), SchülerInnen: Eintritt frei
Gruppen ab 16 Personen: 4,50 Euro pro Euro
Freier Eintritt:
LWL-MuseumsCard, LVR-Museumskarte, Deutscher Museumsbund, ICOM, RuhrtopCard (einmalig)

Anfahrt:

PKW:
A 43, Abfahrt Witten-Herbede, Blankensteiner Straße Richtung Hattingen
Dann den Schildern “Route der Industriekultur” – „LWL-Industriemuseum“ folgen.

ÖPNV:
Ab Bochum Hauptbahnhof mit den Buslinien 350 in Richtung Hattingen Mitte bis zu Haltestelle „Henrichshütte“ oder SB 37 in Richtung Ennepetal Busbahnhof bis Haltestelle „Hattingen Henrichshütte“.
Ab Hattingen Mitte (Busbahnhof) mit den Buslinien SB 38 bis Haltestelle „Werksstraße“ oder 554, 350 und SB 37 bis zur Haltestelle „Hattingen Henrichshütte“
Aus Richtung Witten SB 38 Richtung Hattingen Mitte bis zur Haltestelle „Henrichshütte“.
Aus Richtung Ennepetal SB 37 Richtung Bochum Hbf bis zur Haltestelle „Henrichshütte“.

Mit dem Fahrrad:
Die Henrichshütte Hattingen liegt 500 Meter vom Ruhrtalradweg entfernt.
Fahrradgaragen sind vorhanden.

(Stand: Oktober 2021, Angaben ohne Gewähr)

Fotos: 1-2 LWL/Hudemann
3 LWL/Walter Fischer

Nach oben scrollen