Gleispark Frintrop

Gleispark Frintrop

Weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus ist die hier angesiedelte Route Industriekultur inzwischen bekannt. Ihre „kleine Schwester“, die Route Industrienatur, ist leider nur den wenigsten Menschen ein Begriff. Aktuell besteht diese Route aus 16 verschiedenen Anschauungsorten (Stand: August 2007), von denen sich einer in Essen an der Grenze zur Nachbarstadt Oberhausen befindet: der Gleispark Frintrop, früher Ruderalpark genannt.

Das Gelände ist ca. 25 Hektar groß Gleispark Frintropund es gehört noch nicht sehr lange zur Route der „natürlichen Sehenswürdigkeiten“. Auf den ersten Blick wirkt der Begriff Industrienatur wie ein Widerspruch in sich. Dort, wo sich Industrie befindet, hat die Natur keinen Platz, so lautet die landläufige Meinung. In Wahrheit verbirgt sich hinter diesem Wort aber die Tier- und Pflanzenwelt, die sich dort angesiedelt hat, wo einst die Industrie blühte. Gerade im Ruhrgebiet gibt es etliche solcher Standorte. Wo sich heute der Gleispark befindet, erstreckten sich früher die Gleise des Rangierbahnhofs Essen-Frintrop, der vor allem für den industriellen Güterverkehr genutzt wurde. Er war an das Streckennetz der Köln-Mindener Eisenbahn angeschlossen, die im Jahr 1847 gebaut wurde. Stillgelegt wurde der Bahnhof in den 1960er Jahren, denn die Montanindustrie erlebte in dieser Zeit ihren Niedergang, weshalb auch die entsprechenden Güter in kaum mehr lohnenden Mengen transportiert werden mussten. Die Gleise sind in entfernt worden, sodass man dieser Naturoase heute nicht unmittelbar ansieht, dass dort einst Züge rollten.

Verändertes Mikroklima

Der Güterverkehr, der lange Zeit in Frintrop abgewickelt wurde, hat die Umgebung maßgeblich beeinflusst. Weil die Waggons mit industriellen Produkten wie Stahl, Kohle, Eisenerz und Kalk Gleispark Frintropbeladen waren, gelangten diese Substanzen in Form von Ladungsverlusten auf den Boden. Der Schotter der Gleisanlagen tat sein Übriges, denn er erhitzt sich durch die Sonneneinstrahlung enorm und trocknet die darunterliegende Erde aus. Nach und nach wurde so der Wasserhaushalt des Untergrundes verändert, was sich wiederum auf das gesamte Mikroklima des Areals auswirkte. Heute mutet das Gebiet teilweise steppenartig an, es haben sich bisher vor allem die typischen Pionierpflanzen erfolgreich ansiedeln können.

Im östlichen Teil des Gleisparks befindet sich ein Birkenwäldchen, in dem verschiedene kleine Sträucher und Pflanzen das „Unterholz“ bilden. Dort gedeihen Spezies wie zum Beispiel der Schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum), Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare), Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) und Brombeeren (Rubus fruticosus agg.). In diesem Wäldchen stehen Ruinen und Skulpturen. Leider fehlen hier Hinweistafeln, die dem Besucher erklären, worum es sich handelt. Einige Vogelarten haben den Wald als Heimat für sich auserkoren, darunter Ringeltauben, Amseln und Meisen.

Turmfalken zu entdecken

Wandert man aus diesem schattigen Bereich in RichtungGleispark Frintrop Westen, endet der Waldbestand abrupt und man befindet sich in einem Bereich, der nur von einigen Bäumen und Büschen durchsetzt ist. Über dieser Ebene flimmert im Sommer die Hitze und das Zirpen und Surren unzähliger Insekten liegt in der Luft. Wer solche Tiere mag, wird an diesem Teil des Gleisparks seine helle Freude haben, denn die niedrigen Blühpflanzen ziehen Fluginsekten und anderes Getier in sehr großer Zahl an. An dem „Beeren-Buffet“ der Holundersträucher bedienen sich Singvögel wie Amseln und in den Birken sitzen oft Elstern, die das Areal überblicken. Mit ein wenig Glück kann man am Himmel auch Greifvögel wie den Turmfalken entdecken, die nach Beute spähen.

Fotos und Text: Gaby Schulemann-Maier

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