Frank Klötgens Heimatbuch

Frank Klötgen „Ruhrgebiet. Büdchenzauber und Zechenverse – ein Heimatbuch“

Frank Klötgen wurde in Essen geboren – ein echtes Ruhrgebietskind also. Der Sänger und Slam-Poet schreibt Blogs, Kolumnen, Romane und vor allem Gedichte – 100 Stück davon, über Berlin. Warum über Berlin? Klötgen hat vor vielen Jahren seiner Heimat, dem Ruhrgebiet, den Rücken gekehrt und ist in die Hauptstadt gezogen. Können Sie nicht verstehen? Sein Kumpel Thomas auch nicht. Deshalb bietet dieser ihm ein Zimmer in seiner Pension in Wattenscheid an. Die Kosten: ein Gedicht über den Pott pro Nacht. Also macht sich der Autor schnurstracks auf den Weg ins Ruhrgebiet, um seine alte Heimat und seine Identität als Ruhrpottler wiederzuentdecken.

[ruhr-guide] Auf Außenstehende macht das Ruhrgebiet Frank Klötgens Heimatbucheinen eher derben ersten Eindruck: Graue Industriekultur und direkte Menschen, die einem den ein oder anderen Kommentar im unverkennlichen Dialekt um die Ohren werfen. Doch auf einen zweiten Blick offenbaren sich einem ein buntes Kulturangebot, weitläufige Parks, romantische Burgruinen und natürlich die Überbleibsel des Bergbaus – und das keineswegs grau und trist. Frank Klötgen findet genau das auf seinem Trip in die Heimat heraus.

Als Protagonist des nicht komplett fiktiven Buches bekommt der Wahlberliner eine Einladung zur Einweihungsparty eines alten Freundes im Pott: Die Gelegenheit, mal wieder seine alte Heimat zu besuchen!
Die passende Unterkunft bietet ihm sein Kumpel Thomas in seiner eigenen Wattenscheider Pension an. Dazu verlangt er von dem Autor und Dichter kein Geld – nein, er fordert Lyrik. Mit einem Ruhrpottgedicht pro Übernachtung soll Frank bezahlen. Kurzentschlossen setzt dieser sich in den Zug in Richtung Wattenscheid. Dort angekommen muss er sich erst wieder in die Sitten des Ruhrgebiets einleben. Das fängt schon im Taxi an, als er nach gewohnter Berliner Manier hinten einsteigen will und vom Fahrer ein schnodderiges „Hasse wat Ansteckendes?“ zu hören bekommt, also ährlich!

Ein Reiseführer auf Selbstfindungstrip

Thomas geht ebenfalls nicht sehr zimperlich mit seinem Gast um und drückt ihm einen Job als Reiseführer für eine holländische Familie auf. Also macht er sich mit Magret und Wim Stevens, sowie der Teenager-Tochter Enie auf, per Nahverkehr die Sehenswürdigkeiten des Potts abzuklappern. Selbst überwältigt führt er die Familie z. B. durchs UNESCO-Weltkulturerbe der Essener Zeche Zollverein und pendelt kreuz und quer von einem Industriedenkmal zum anderen. Auf großen Wunsch Enies nimmt er diese mit auf eine Kneipentour durchs Bochumer Bermudadreieck, wo sie mit einem „echten“ Ruhrpottler anbandelt.

Frank entdeckt auf der Reise zu seinen Wurzeln zahlreiche Lieblingsplätze wieder und Erinnerungen an seine Jugendzeit werden wach. Dabei behilflich sind auch seine besten Kumpels, mit denen er in der Kneipe ’nen Pilsken trinkt und im Stadion dem Rot-Weiß Essen beim Verlieren zuschaut. Mit der Zeit entdeckt er nicht nur seine Liebe fürs Ruhrgebiet wieder: Auf der Einweihungsparty taucht plötzlich sein Jugendschwarm Maike auf und alte Gefühle kommen wieder an die Oberfläche …

Parallelen zwischen Autor und Protagonist

Der Protagonist Frank ist ein Kind des Ruhrgebietes, schreibt Gedichte und wohnt in Berlin – er weist auffallend viele Ähnlichkeiten zum Autor Frank Klötgen auf und soll doch nicht ganz mit ihm gleichgestellt werden. Der reale Frank Klötgen schreibt neben Gedichten auch Kolumnen, Blogs und natürlich Romane, außerdem ist er Sänger der Rockband „Marilyn’s Army“ und des kleinsten Tanzorchesters der Welt, „Baron von Kurz“. Und natürlich besitzt sein Freund Thomas keine Pension und der Name der Familie Stevens stammt von Google. Außerdem ist der Buch-Frank fünf Jahre jünger. Doch auch sein Herz schlägt nach wie vor für seine eigentliche Heimat, das Ruhrgebiet.

Kulturführer in Romanform

Neben der unterhaltsamen Geschichte um Franks Selbstfindungstrip tauchen alle paar Seiten ein paar lustige und hilfreiche Anekdoten auf. Infokästen klären über Sehenswürdigkeiten auf, erläutern Hintergründe und geben Ausflugstipps für den Ruhrgebiets-Touri – inklusive kleinen Lektionen im Ruhrgebiets-Dialekt, sowie den wichtigsten To Do’s und No Go’s. So gewappnet kann man die „Metropole Ruhr“ erkunden und zur Erkenntnis kommen, dass diese längst kein bergbaugeprägter Industriestandort mehr ist – auch das versucht der Autor in seinem Heimatbuch dem Leser nahezulegen, ohne dabei unnötig ins Schwärmen zu geraten.
„Ruhrgebiet. Büdchenzauber und Zechenverse “ aus der beliebten Heimatbuch-Reihe ist nicht nur ein unterhaltsamer Roman, sondern auch ein aufschlussreicher Kulturführer für Ruhrgebiet-Touristen. Aber auch „Einheimische“ werden ihre Freude daran gewinnen, wie Hauptfigur Frank den Ruhrpott für sich wiederentdeckt!

„Ruhrgebiet. Büdchenzauber und Zechenverse – ein Heimatbuch“

Frank Klötgen
Conbook Verlag
1. Auflage (September 2013)
282 Seiten
11,95 €
ISBN-10: 3943176401
ISBN-13: 978-3943176407

Foto: Conbook Verlag

(kb)

Nach oben scrollen