Hartmuth Malorny

Hartmuth Malorny – ATM Das gekaufte Lächeln

Hartmuth Malorny lebt noch – und meldet sich mit seinem neuen Buch „ATM Das gekaufte Lächeln“ zurück! Zwei Jahre nach „Ein Sargtischler in NY“ liefert der Dortmunder Autor jetzt ein Buch ab, in dem er sich auf die Reise nach Thailand begibt. Aber wer Malorny kennt, der weiß, dass es sich hier nicht um einen typischen Reisebericht handeln kann. Schonungslos beschreibt er das Leben und Treiben in und um Pattaya, dem sogenannten „weltgrößten Freilandpuff“. Ein Buch, das schockiert und nachdenklich macht.

[ruhr-guide] Hartmuth Malorny, Jahrgang 1959, ehemaligerHartmuth Malorny Straßenbahnfahrer und Ex-Alkoholiker aus Dortmund, ist seit vielen Jahren schreiberisch tätig und verarbeitet in seinen zumeist autobiografisch gefärbten Büchern die weniger schönen Seiten des Lebens. Wer nach Friede, Freude und vielleicht auch einem Stück Eierkuchen sucht, ist bei Malorny fehl am Platze. Der Bukowski des Ruhrgebiets ist für seine Schilderungen des Extremen und Ekelhaften bekannt und bedient sich immer wieder vorkommenden Themen wie Alkoholismus, Prostitution, Vergewaltigung, Armut usw. In seinem neuen Buch „ATM Das gekaufte Lächeln“ verschlägt es den Erzähler nach Pattaya in Thailand, wo das Geschäft mit dem Sextourismus boomt.

Alkohol, Drogen und „Nutten“

In Tagebuchform berichtet der Erzähler Harry in „ATM Das gekaufte Lächeln“ von seinem viermonatigen Thailand-Aufenthalt im Zeitraum Februar bis Mai 2007. Bereits hier wird die starke autobiografische Färbung deutlich, denn Harry ist auf der einen Seite auch seines Zeichens Schreiberling, auf der anderen Seite war Malorny selber längere Zeit in Thailand. Zunächst muss man sich kurz in die Gedankengänge des Tagebuchschreibers einlesen, denn er konfrontiert den Leser mit einer Mischung aus Beobachtungen, Gedankengängen und historisch-politischen Kommentaren. Harrys Gedankenstrudel dreht sich auch immer wieder um die Sinnhaftigkeit seines eigenen "ATM Das gekaufte Lächeln"Lebens und um Fehler der Vergangenheit. Nicht zuletzt hier scheint ein Grund zu liegen, weshalb er sich immer wieder, Jahr für Jahr in die „Touristenhölle“ Pattaya begibt und hier versucht, zu vergessen. Jedoch haben wir es bei Harry nicht mit dem klassischen Sextouristen zu tun. Vielmehr ist der Alkohol in Form von Chang-Bier und anderen ominösen Spirituosen sein Freund. Wenn ihm die schlicht als „Nutten“ titulierten Damen der käuflichen Zuneigung zu nahe kommen, schaut Harry zumeist lieber ins Glas oder nimmt ein paar andere Substanzen ein, um der Realität zu entfliehen. Er durchschaut die Tricks, die immer nur auf das eine aus sind: Ihm und den anderen Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Manchmal fällt er jedoch auch extra darauf rein und verprasst bewusst sein Geld für miese Gegenleistungen. In diesem Zusammenhang erklärt sich auch der etwas rätselhafte Titel „ATM Das gekaufte Lächeln“, denn bei dem Kürzel handelt es sich um die international geläufige Bezeichnung für Geldautomaten, sogenannten „Automatic Teller Machines“. Und an diesen Geräten holt sich Harry die Grundlage für seine Eskapaden.

„ATM Das gekaufte Lächeln“ – wohin geht die Reise?

Die Zeit verstreicht und Harry verbringt sie in immer gleich bleibender Eintönigkeit. Ab und an unternimmt er Trips in die angrenzende Länder Myanmar und Kambodscha oder die Region Isaan. Ein Durchschnittstouri würde hier von den Erlebnissen mit Drogenhändlern und anderen Gestalten wahrscheinlich total unter Strom stehen. Harry lässt das in seiner abgekarteten Art ziemlich kalt. Er bewegt sich in dieser Welt zwischen Kleinkriminalität, Not und Armut wie ein alter Hase. Zwischenzeitlich ist er mit anderen Menschen unterwegs, aber man hat dennoch immer das Gefühl, dass er eigentlich alleine ist. Gegen Ende des Buchs deutet sich das Ende des Urlaubs an. Fährt Harry wieder heim nach Deutschland? Was soll er da? Aber anders herum: Was soll er in Pattaya?

Ob Malornys Stil nun eher zu kritisieren oder loben ist – wer ein Buch jenseits von heiler Welt und Schönmalerei lesen will, der kann sich von „ATM Das gekaufte Lächeln“ mit auf eine Reise nach Pattaya nehmen lassen und vielleicht dabei auch selber der Frage nachgehen, was im Leben vielleicht mehr Schein als Sein ist.

Hartmuth Malorny – ATM Das gekaufte Lächeln

Edition PaperONE

ISBN 978-3-941134-78-2
241 Seiten, Taschenbuch
Preis: 13,95 Euro

Foto: Thaisen Stärke

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