Lexikon des internationalen Films 2011

Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2011

Das „Lexikon des internationalen Films“ hat sich als feste Größe unter den Nachschlagewerken zu Film/Kino, Festivals, Heimkino und Fernsehen seinen festen Platz in den Bücherregalen der Cineasten und Filmliebhaber gesichert. Jedes Jahr erscheint der neuste Band inklusive aller Titel der vergangenen zwölf Monate, dazu werden ausführliche Textteile rund um filmwirtschaftliche Themen geboten. Erschienen ist die Ausgabe für das „Filmjahr 2011“ beim Schüren Verlag für 22,90 Euro.

[ruhr-guide] Herzstück des 600 Seiten umfassenden Bandes sind die Einzelbesprechungen Lexikon des internationalen Films 2011aller Filmtitel aus dem vergangenen Jahr. Verantwortlich dafür zeigt sich die Redaktion des Magazins Filmdienst, welches alle 14 Tage erscheint. In wenigen Zeilen wird der entsprechende Film vorgestellt und eine generelle Kritik genannt, hinzu kommen Angaben zu Länge, Cast und Crew sowie den jeweiligen DVD- oder Blu-ray-Veröffentlichungen (hilfreich: Bewertung der Umsetzung und enthaltenen Extras). Dabei erwei- sen sich die Kritiken in den meisten Fällen als nachvollziehbar und vor allem auch für weniger bewanderte Filminteressierte verständlich.

Kritischer Blick

Nicht immer ist man auf Autorenseite dem Unterhaltungsfilm offenherzig gegenübergestellt. Der Hang zum anspruchsvollen Arthaus- und Programmkinostoff ist deutlich spürbar, dennoch erfährt jedes Genre eine solide Betrachtung. So wird zum Beispiel der kess-lockere „Freunde mit gewissen Vorzügen“ als „turbulente, frech und direkt geschriebene Komödie mit hervorragend aufeinander eingespielten Hauptdarstellern und liebevoll beobachteten Nebenfiguren“ beschrieben, was den Nagel schlichtweg auf den Kopf trifft. Das Finale der „Harry Potter“-Kinoreihe wird ebenfalls genauestens unter die Lupe genommen: „Der visuell spektakuläre Schlusspunkt der Fantasy-Reihe ordnet nur noch die zentralen Ereignisse der Romanvorlage, findet dabei aber zu vielen faszinierenden Eindrücken und vor allem einen souveränen erzählerischen Rhythmus […]“. Im gleiche Zug werden negative Aspekte auf den Punkt gebracht, wie hier am Beispiel der missratenen Comicverfilmung „Green Lantern“ deutlich wird: „Visuell und erzählerisch enttäuschende Adaption eines Comics, die trotz eines guten Darstellers der Hauptfigur wenig Raum zur Entfaltung lässt und mit schlampig auf 3D konvertierten Bildern verärgert“. Die Texte beschreiben und bewerten zusätzlich auf inhaltlicher Basis, sondern beziehen ebenso formale Kriterien mit ein.

Nachschlagen und Tipps holen

Traditionell sind die Bände der Lexika-Reihe immer weitaus mehr als bloße Nachschlagewerke. Die Textteile zu Beginn und Schluss setzten sich dediziert mit der deutschen und internationalen Filmwirtschaft auseinander. So findet sich in dieser Ausgabe eine umfangreiche Abhandlung über den Kinderfilm. Interviews mit Bernd Neumann oder Claudia Roth lassen Blicke auf unterschiedliche Perspektiven zu. Des Weiteren findet sich eine detaillierte Aufarbeitung des vergangenen Jahres und dessen Höhepunkte. Die Rubriken „sehenswert 2011“ und „Die besten Kinofilme des Jahrs 2011“ geben wertvolle Tipps. Da hier auch kleinere Filme wie Mike Leighs „Another Year“ oder Christoph Hochhäuslers „Unter Dir die Stadt“ aufgeführt werden, finden eventuell im Kino verpasste Filme nochmals Erwähnung, der ein oder andere Leser wird vielleicht auf ein tolles Filmerlebnis hingewiesen, welches andernfalls durch die Lappen geflutscht wäre.Erwähnenswerte Fixpunkte und Nachrufe auf Verstorbene runden die solide Informationsleistung ab. Hervorzuheben ist, dass die Texte im Großen und Ganzen nicht bloss informieren, sondern auch unterhalten.

Infos am laufenden Band

„Die besten Kinofilme des Jahrs 2011“ und andere Hitlisten präsentieren eine satte Auswahl sehenswerter Filme. Damit gibt das Buch sogar Tipps und Empfehlungen, die dem ein oder anderen Zuschauer ein spannendes Filmerlebnis bescheren werden. Dies geschieht ebenfalls mit den „Silberlingen des Jahres“. Hier findet der Leser besonders gelungene Werke für zu Hause, wobei nicht nur der Hauptfilm entscheidendes Kriterium ist, sondern auch technische Merkmale und vorhandenes Bonusmaterial. Boxsets wie die „Herr der Ringe“ oder „Star Wars“-Sammlungen, aber auch Filme von Ray Harryhausen und Fritz Lang sind zu finden. Zudem gibts sauber zusammengestellte Infos zu den wichtigsten Festivals, Preisträgern und andere wichtige Branchendaten. Bei der Suche nach einem bestimmten Titel helfen Register wie das Lexikon der Originaltitel oder die Listung nach Regisseuren.

Gewohnt gute Leistung

Letztendlich schließt diese Betrachtung mit der Feststellung, dass auch die aktuelle Lexikon-Ausgabe das volle Informationsangebot für Filminteressierte enthält und sicher einen oder mehrere Blicke wert ist. Die Bewertungen und Ausführungen vermögen, dass bereits bekannte Werke in neue Zusammenhänge gesetzt werden können und damit eine weitere Auseinandersetzung stattfinden kann. Zudem werden durch die Textteile sperrige Filme wie Lars von Triers „Melancholia“ greifbarer oder zugänglicher. Als Bonus erhält der Käufer für die Dauer eines Jahres den kostenlosen Zugang zum Archiv des Filmdienstes – schlichtweg das Schleifchen auf einem sowieso schon ordentlich geschnürten Packet.

Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2011

592 Seiten
ISBN 978-3-89472-750-5
22,90 Euro / eBook 16,99 Euro

Cover: Schüren Verlag

(mo)

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