George Mann - Osiris Ritual

Roman-Rezension „George Mann – Osiris Ritual“

Kolossale Luftschiffe, dampfbetriebene Fahrzeuge und mechanische Servicekräfte – Willkommen im fiktiven London im alternativen Zeitverlauf des Jahres 1902, willkommen im Steampunk-Zeitalter. Mit dem „Osiris Ritual“ veröffentlicht der Münchener Piper-Verlag einen neuen Fantasy-Roman aus der Feder des britischen Autors George Mann, der auf raffinierte Weise das Ermittler-Duo Sir Maurice Newbury und Miss Veronica Hobbes in einen ägyptologisch-angehauchten Okkultismus-Fall verstrickt. „Osiris Ritual“ ist seit dem 27. Februar als Klappenbroschur-Taschenbuch zum Preis von 16,99 Euro erhältlich.

[ruhr-guide] Autor George Mann legt mit „Osiris Ritual“ bereits den zweiten Roman vor, der als zentrale FigurenGeorge Mann - Osiris Ritual den Agenten der britischen Krone Sir Maurice Newbury und seine kesse Assistentin Miss Veronica Hobbes ansetzt. Der Vorgänger „Affinity Bridge“ (ebenfalls Piper, erschienen im September 2011) legte die Grundlage für eine mehrteilige Buchreihe, die sich durch den gekonnten Einsatz aberwitziger Fantasy- und Steampunk-Elemente zur starken Genre-Serie entwickeln könnte. Mann spricht in einem Interview von derzeit sechs geplanten Bänden, für Deutschland ist das dritte Buch im Laufe diesen Jahres zu erwarten. Bisher sind „Affinity Bridge“ und „Osiris Ritual“ erschienen und wissen mit spannenden Abenteuern und unterhaltsamen Plots zu gefallen. Die gelungenen Detektivgeschichten spielen vor dem Hintergrund der retro-futuristischen Kulisse des Steampunk-London zu Beginn der 1900er-Jahre.

Steampunk: London in der Zeit technischer Aufbruchstimmung

In einer Zeit, die von technischen Veränderungen und Entwicklungen geprägt ist, verortet der Autor den Hauptcharakter Newbury, der vollends begeistert vom Pioniergeist jener zumindest in diesem Kontext fiktionalen Welt. Diese lässt Neuerungen wie dampfbetriebene Fortbewegungsmittel oder mechanische Ersatzteile für den menschlichen Körper (Augen, Beine, etc.) hochleben. An der Seite Newburys steht Veronica Hobbes. Die nüchterne Mittzwanzigerin agiert abgeklärt und bringt weitaus weniger Faszination für die Aufbruchsstimmung auf, als es ihr Vorgesetzter vermag. Darüber hinaus hegt sie ein wichtiges Geheimnis, das für den weiteren Verlauf der Reihe elementare Auswirkungen haben könnte. Im Auftrag von Königin Victoria, die durch Pumpen, Schläuche und technisches Geschick am Leben gehalten wird, ermittelt das eingespielte Duo in Mystery-Krimifällen, die es in sich haben.

Mumien, Morde und Cyborg-Charaktere

Das „Osiris Ritual“ lässt sie auf einen wiederbelebten und mit mechanischen Körperteilen ausgerüsteten Ex-AgentenGeorge Mann - Affinity Bridge der Krone treffen, rätselhaften Frauenmorden auf den Grund gehen und auf eine mysteriöse wie grausame Mordserie stossen, die mit dem Fund einer geheimnisumhüllten Mumie aus dem alten Ägypten beginnt. Als die Teilnehmer einer wissenschaftlichen Expedition aus dem sagenumwobenen Ägypten zurückkehren und ihren Mumienfund der Londoner Gesellschaft vorstellen, dauert es nicht lange, bis Newbury den Initiator dieser Entdeckungstour tot auffindet. Schon bald stellt er fest, dass der Täter auf der Suche nach einem okkulten Gegenstand war und spätestens als ein weiterer Expeditionsteilnehmer gleichsam bestialisch getötet wird, sind die Weichen auf eine Ermittlung voller übersinnlicher, dunkler und bedrohlicher Geheimnisse gestellt. Nicht zuletzt spricht an dieser Stelle das Motiv der Suche nach ewigem Leben als gern fokussiertes Thema der Phantastik zum Leser. Technische Hilfsmittel, die einen geschundenen Körper am Leben erhalten – ein zentraler Aspekt, den Mann hier kunstvoll aufgreift und implementiert.

Wendungs- und einfallsreich erzählt

Actionreich und rasant zeigt sich die Story, die mit einer wilden Hetzjagd über die Dächer Londons und einer rauschenden Verfolgung mit einem dampfbetrieben Fahrzeug markante Spannungspunkte bietet. Als Veronica Hobbes einen Zusammenhang zwischen Newburys Fall und zahlreichen brutalen Frauenmorden die sie untersucht, herstellt, geraten beide in Lebensgefahr. Mann installiert hier einen erzählerischen Kniff, indem er die zuvor einzeln angelegten und scheinbar zusammenhanglosen Fälle, die jeder der Ermittler eigenständig angeht, ab dem zweiten Drittel des Buches miteinander verknüpft und so neue Bezüge erscheinen lässt. Das Gesamtkonstrukt des „Osiris Ritual“ bekommt auf diese Weise nochmal eine ganz neue Bedeutung, zudem neben dem primären Detektiv-Abenteuer die Beziehung der Hauptcharaktere näher thematisiert wird. Darüber hinaus punktet der Roman mit kleinen aber nicht unwichtigen Nebengeschichten, die sich erst mit dem Fortlaufen der Gesamtreihe entwickeln werden. Laut Mann gibt es noch viel zu entdecken, man darf auf die nächsten Bücher der „Newbury and Hobbes Investigations“ (so der englische Beititel) gespannt sein!

Spannendes Story-Konstrukt, mitreissende Stimmung

Autor George Mann versteht es prächtig, die verschiedenen Handlungsstränge und die darin agierenden Figuren im Laufe der 400 Buchseiten miteinander zu verweben. Was zunächst als zwei parallel laufende Fälle begonnen hat, entwickelt sich so zur spannungsgeladenen Verschwörungsgeschichte, die ganz nebenbei bis in die Tiefen der Geheimdienste des britischen Empire vordringt. Intrige, Verschwörung und Rache sind allgegenwärtig. Das vor dem Hintergrund des Steampunk-Londons voller technischem Pioniergeist entwickelte Konstrukt lässt die Sci-Fi-Stimmung hochleben, was den Leser ohne große Probleme an das Buch fesselt. „Osiris Ritual“ ist übrigens auch ohne Kenntnis von „Affinity Bridge“ ein guter Einstieg in die Welt des George Mann. Dieser bietet auf seiner Homepage georgemann.wordpress.com neben Hintergrundinfos zu seinem Ermittlerduo (z.B. Chronologien der Romanerzählungen etc.) spannende Kurzgeschichten (englischsprachig) rund um die Newbury/Hobbes-Buchreihe zum kostenlosen Download.

(mo)

Fotocredit: Piper Verlag

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