Von Rotdornen, Laubengängen und Fliederdüften. Ein spannender Führer zu Gärten und Parks im Ruhrtal

Von Rotdornen, Laubengängen und Fliederdüften

Ist das Ruhrgebiet vor allem für seine Industriekultur und auch seine ländlichen Gegenden bekannt, wird ein weiterer Aspekt oft vergessen: Gärten und Parks im Ruhrtal sind über die regionalen Grenzen hinaus meist unbekannt. Der spannende Führer aus dem Klartext Verlag führt den Erholungssuchenden zu 26 „Orte der Sinne“.

[ruhr-guide] Dem Revierkenner ist bekannt, dass die Highlights in der Region kaum noch naturgewachsen sind, Von Rotdornen, Laubengängen und Fliederdüften. Ein spannender Führer zu Gärten und Parks im Ruhrtalsondern in den letzten Jahren durch eine bewusste Gestaltung entstanden sind. Gärten, Parkanlagen und Erholungsgebiete zählen auch dazu, sie sind als angelegtes Kulturland aber auch historische Orte, die in ihrer Idee und Ausgestaltung Einblicke in die Geschichte geben. Das Buch „Von Rotdornen, Laubengängen und Fliederdüften“ zeigt, wie die Geschichte der Gartenkunst im Ruhrtal meist eng mit der industriellen Entwicklung verknüpft ist, und damit auch mit großen Persönlichkeiten oder aber kleinen Initiativen des Ruhrgebiets. Nicht immer sind die historischen Grundstrukturen der Gärten und Parks noch zu erkennen, einige sind gänzlich überformt oder in Teilen verändert. Die Autoren Ina Bimberg und Christoph Rump haben entlang der Ruhr 26 ganz unterschiedliche Gärten und Parkanlagen entdeckt und erzählen in diesem Buch ihre Entwicklungsgeschichte.

„Erholung von des Tages Last“

Die Hohensyburg in Dortmund, die Villa Hügel in Essen oder das Schloss Broich in Mülheim – diese Ausflugsziele stehen bei Freizeit- und Kulturliebhabern ganz oben auf der Liste. Durch die Parkanlagen ist man wohl schon das eine oder andere Mal spaziert, der Führer zu Gärten und Parks im Ruhrtal erläutert dem interessierten Besucher Gestaltungsmerkmale und Besonderheiten. So wie am Beispiel des Stadtgartens Steele, der im Jahr 1880 auf einem vier Hektar großen Gelände von dem Verschönerungsverein Steele zur „Erholung von des Tages Last“ initiiert wurde. Der Leser erfährt, dass der ursprünglich Gedanke des Vereins in den 1920er und 30er Jahren von der Stadt zum Anlass genommen wurde, rund um den entstandenen Stadtgarten mit seiner Stadthalle, durch die Grünanlage „eine gute Lage und damit einen Anreiz für Investitionen zu schaffen … die bis heute“ nachwirkt, denn die „inzwischen denkmalgeschützten Häuser im Stil des architektonischen Expressionismus“ machen das Viertel zu einer bevorzugten Wohngegend.

Ursprung und Veränderung

Dass noch heute viele der ursprünglichen Strukturen im Stadtgarten Steele vorhanden sind, kann man mit dem Garten- und Parkführer nun selbst vor Ort erkunden, denn eine 1910 in der Steeler Zeitung veröffentlichte Beschreibung des Parks liefert die historische Sichtweise. Die Autoren zeigen in ihrem Buch genau auf, wo Veränderungen den ursprünglichen Charakter der Anlage zerstört haben: „Größtenteils nicht mehr vorhanden ist … der Ausblick auf die Ruhr, der durch wuchernde Gehölze zunehmend verschwindet. Dafür entschädigen einige mächtige Einzelbäume z.B. Ahorne, Linden, Tulpenbaum, Eschen, Rhododendron-Gruppen und sanft fallende Rasenflächen für die fehlende Aussicht ins Ruhrtal.“ Mehr als angenehm ist die klare Sprache der Autoren, findet man gerade bei Natur- und Landschaftsbeschreibungen auch heute noch eine allzu übertriebene Sprache.

Spannende Hintergrundinformationen

Ob der Gethmannsche Garten in Hattingen, der Garten der Villa Thyssen in Mülheim oder die Gärten von Schloss Hohenlimburg in Hagen – das Buch „Von Rotdornen, Laubengängen und Fliederdüften“ liefert spannende Hintergrundinformationen, auch zu historischen oder zeitgenössischen Skulpturen, vor denen sich Spaziergänger meist ratlos wiederfinden. Jeder der 26 vorgestellten Orte wird umfassend und mit allen Adressdaten dargestellt, der Leser bekommt Tipps, was es in der Nähe des vorgestellten Gartens oder Parks noch weiterhin zu entdecken gibt.

Fazit: Das Buch „Von Rotdornen, Laubengängen und Fliederdüften“ reiht sich nahtlos in die von uns bereits vorgestellte Serie aus dem Klartext Verlag ein. Genau wie „Von Korallenriffen, Schachtelhalmen und dem alten Mann“, „Von Grafen, Bischöfen und feigen Morden“, „Von Eisvögeln, Prachtjungfern und Gänsesägern“ und „Von Kapitellen, Kanzeln und Taufsteinen“ ist der Landschaftsführer rundum gelungen und sollte in keinem Bücherregal fehlen. Schon beim ersten Einlesen bekommt man Lust, das Ruhrgebiet nun aus dieser Perspektive zu erkunden!

Ina Bimberg / Christoph Rump
Von Rotdornen, Laubengängen und Fliederdüften
Ein spannender Führer zu Gärten und Parks im Ruhrtal

176 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, Broschur,
8,95 Euro, ISBN 3-89861-561-8

(sl)

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