Stefanie Carp und Christoph Marthaler bei der Triennale 2018, Foto: Daniel Sadrowski

Die Ruhrtriennale 2019

Zwischen dem 21. August und dem 29. September finden sich rund um die Industriedenkmäler des Ruhrgebiet nun zum 18. Mal Künstler aus aller Welt zusammen – vom Musiktheater über Konzerte und Tanzvorstellungen bis hin zu Performance Acts und künstlerischen Diskursen bietet die Ruhrtriennale ein breit gefächertes Angebot.

Stefanie Carp und Christoph Marthaler bei der Triennale 2018, Foto: Daniel Sadrowski

[ruhr-guide] Bereits während der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) wurden viele Industriedenkmäler für die Kultur entdeckt. Nach deren Ende 1999 dauerte es drei Jahre, bis die Ruhrtriennale in ihre erste Spielzeit startete. Die alten Hallen und stillgelegten Zechen, die im Zuge der IBA positiv ins Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt waren, stellen bis heute mit ihrer einzigartigen Ästhetik die idealen Spielstätten für dieses Festival der Künste dar. Von Beginn an prägen die künstlerische Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Geschehnissen die Ruhrtriennale ebenso wie die spartenübergreifende und innovative Konzeption der gezeigten Produktionen. Um die Jahrhunderthalle Bochum als Zentrum herum finden an diversen Veranstaltungsorten wie dem Museum Folkwang (Essen), der Zeche Zollern (Dortmund), der Halde Haniel (Bottrop) und vielen weiteren Orten seit 2002 unter der Führung eines alle drei Jahre wechselnden Intendanten statt. Jede Spielzeit ist von einem eigenen Leitmotiv geprägt: Seien es Epochen wie das Mittelalter oder der Barock, das Fremde, andere Kulturen und Religionen oder die Menschen des Ruhrgebiets. Dieses Jahr ist das Motto „Zwischenzeit“ – anknüpfend an das Motiv des letzten Jahres, dem „Globalen Süden“ (also den Entwicklungs- und Schwellenländern) und steht im Zeichen europäischer Selbstkritik; Die Reflexion der eigenen privilegierten Situation, die Verteidigung und Auseinandersetzung mit der Idee der Demokratie entgegen steigender nationalistischer Tendenzen in vielen europäischen Ländern. Weitere Ideen werden von den Künstlern in der zweiten Spielzeit unter der Leitung von Stephanie Carp auf ihre eigene, kreative Art und Weise umgesetzt.

Everything that Happened and Would Happen, Foto: Thanasis Deligiannis

Sehenswertes auf der Triennale

Die diesjährige Spielzeit startet mit dem Musiktheater „Nach den letzten Tagen. Ein Spätabend“ von Christoph Marthaler. In diesem beschäftigt er sich mit dem Verlust von Demokratie durch nationalistische und rassistische Einflüsse. Die musikalische Inspiration nimmt er von aus Wien und Prag vertriebenen Komponisten. Das Stück wird zwischen dem 21. August und dem 1. September durchgehend gezeigt. Auch in dieser Spielzeit darf sich wieder auf einige Uraufführungen gefreut werden, so das Musiktheater „Evolution“, das Schauspiel „All the Good“ und den Abschluss der Tanz-Trilogie von Sharon Eyal und Gai Behar, die Choreographie „Chapter 3“, zu Techno-Musik.
Als deutsche Erstaufführungen sind die Musiktheaterstücke „Everything that Happened and Would Happen“ sowie „Dido and Aneas, remembered“ und das Schauspiel „Congo“ zu beachten.

In dem Schauspiel „All the Good“ von Jan Lauwers, das bei der Ruhrtriennale Weltpremiere feiert, geht es um die junge Romy, die überzeugt davon ist, dass die Welt gut sei, bis sie auf einer China-Reise den Soldaten Elik trifft. Die Geschichte beruht auf einem autobiographischen Hintergrund: Lauwers traf 2014 den israelischen Elitesoldaten Elik Niv, der nach einem schwerem Unfall und anschließender Reha professioneller Tänzer wurde. Die Performance wird zwischen dem 22. und 24. August sowie am 6. und 7. September in der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck zu besichtigen sein.

Ebenfalls ein Schauspiel und – wenngleich „nur“ deutschlandweit – eine Premiere ist „Congo“ von Faustin Linyekula, eine Collage aus Text, Liedern und Field Recordings, in der er die belgische Kolonialvergangenheit des Kongos bis in die heutige Zeit aufarbeitet, von der Sie sich zwischen dem 28. und dem 31. August in der Gebläsehalle des Landschaftsparks Duisburg-Nord beeindrucken und bedrücken lassen können.

Der Festivalcampus, Foto: Jana Mila Lippitz

Kreativer Austausch

Auf einen kreativen Austausch können die Teilnehmer der Workshops und Seminare des Internationalen Festivalcampus hoffen, der einen Treffpunkt für Studenten aus aller Welt bietet. Zwischen dem 22. und 25. August, dem 5. und 9. September sowie dem 19. und 23. September bietet die Jahrhunderthalle Bochum Raum für künstlerische Begegnungen.

Wer bereits den Pergamonaltar in Berlin besichtigt hat, wird sich vielleicht daran erinnert fühlen, wenn er in der letzten Augustwoche diesen Jahres die Turbinenhalle an der Jahrhunderthalle in Bochum betritt. Bergama Stereo nennt Cevdet Erek seine architektonische Konstruktion. Bei dieser handelt es sich statt des Gigantenfrieses des Pergamonaltars vielmehr um einen Lautsprecherfries, dessen Sound entscheidend zur Wahrnehmung der Architektur durch die Besucher beiträgt. Dort können sich die Besucher bzw. Zuhörer verschiedene Musikperformances. Nach der Eröffnung am 24. August können Sie die Installation noch bis zum 29. August auf sich wirken lassen.

Ruhrtriennale 2019

ab 21.08.2019 bis 29.09.2019
Weitere Infos unter www.ruhrtriennale.de

Fotos: Daniel Sadrowski, Thanasis Deligiannis, Jana Mila Lippitz

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