Flurwoche mit Sonntagsbrunch

Flurwoche – Knatsch im Treppenhaus

Fünf Nationen, ein Hausflur: Mit seiner Komödie „Flurwoche“ wirft der Mondpalast von Wanne-Eickel einen Blick in ein typisches Ruhrgebiets-Treppenhaus. 2008 hob sich der Vorhang für „Flurwoche“!

(JBH). Das Stück – geschrieben Knatsch im Treppenhaus. Foto: Stefan Kuhn/press image.von Erfolgsautor Sigi Domke und inszeniert von Mondpalast-Intendant Thomas Rech – spielt im Hausflur einer Wanne-Eickeler Multikulti-Mietskaserne, wo es beim Gezänk um die „Flurwoche“ zum Knall kommt. Der Premierenvorhang hob sich im September 2008.

Von der heißblütigen Südländerin bis zum Putzlappen schwingenden Hausdrachen: In dem Mehrfamilienhaus wohnen Charaktere Tür an Tür, wie sie unterschiedlicher gar nicht sein können. Das sorgt für jede Menge Gesprächsstoff und Spaß – langweilig wird es garantiert nicht. „Von allen bisherigen Mondpalast-Stücken hat mir das Schreiben des Buches zu ‚Flurwoche‘ am meisten Spaß gemacht“, sagt Autor Sigi Domke. „Denn die Schauspieler dürfen hier nach Herzenslust schimpfen und – wie man so schön sagt – politisch unkorrekt sein. Fies ist ja in der Regel lustiger als nett, zumindest auf der Bühne, zumindest in einer Komödie.“



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Paraderollen für das Mondpalast-Ensemble

Die Handlung von „Flurwoche“ spielt durchgängig in einem Treppenhaus. In einer schäbigen Mietskaserne irgendwo in Wanne-Eickel herrscht Multikulti pur, von „Schwamm drüber“ keine Spur. Man übersieht sich, giftet sich an, pflegt so lustvoll aberwitzige Vorurteile, dass es eine Freude ist. So entstanden Paraderollen für das Mondpalast-Ensemble: das frustrierte, putzteufelige Hausmeister-Ehepaar (Silke Volkner/Ekkehard Eumann), die rassige Italienerin (Maewa Ferstl), die einsame Türkin mit Kopftuch und Alkoholproblem (Annette Weitzmann), der sentimentale Schwule (Dirk Emmerich), der schusseligschüchterne Computerfreak (Axel Schönnenberg), der über alle Maßen unangepasste Bucklige (Martin Zaik) und natürlich Hildegard (Ute Schütgens), die russlanddeutsche Domina, gefangen in Abneigung gegen den polnischen Nachbarn mit dem unaussprechlichen Nachnamen (Thorsten Brunow).

Klein Ruhrgebiet auf der Bühne

Saubere Sache: Mit " title=Wie im richtigen Leben treffen in diesem Haus Welten aufeinander – klein Ruhrgebiet auf der Bühne. Die Verständigung untereinander lässt sehr zu wünschen übrig. So zimmert sich jeder sein Bild vom anderen zurecht. Ein Bild, das sich zusammensetzt aus oberflächlichen Eindrücken, Vorurteilen und dem, was man sich über den anderen so denkt. Der Pole klaut, die Italienerin legt Männer flach, die Türkin will sich nicht anpassen. Lange hat man mehr schlecht als recht nebeneinander her gelebt, irgendwann aber entzündet sich ein Streit, der sich zuspitzt wie im Bilderbuch.

Überraschende Erkenntnisse

Ausgangspunkt allen Übels ist natürlich die Flurwoche. Was dann folgt, ist allerdings ein Flurschaden, der sich gewaschen hat. Sigi Domke: „Natürlich endet das Stück nicht in Streit und Chaos, denn was die Ruhrgebietsmenschen im Großen und Ganzen an guter Integrationsarbeit geleistet haben, das wollte ich auch meinen Bühnenfiguren zumuten.“ Und so geraten alle in eine Situation, in der sie sich auseinandersetzen müssen, um ihr Zuhause nicht zu verlieren. Das geht natürlich nicht ohne Komik und Stolpersteine ab, aber nach einigen Überraschungen und vor allem überraschenden Erkenntnissen wendet sich das Blatt. Plötzlich wird hinter allen Vorteilen der Mensch sichtbar – auf der Suche nach persönlichem Glück, empfindsam und gleichzeitig voller Lust am (Über)Leben im Ruhrpott.

Bild1: Stefan Kuhn/press image, Bild2: Bettina Engel-Albustin / far

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