My Week with Marilyn, Cover

Blu-ray-Rezension: „My Week with Marilyn“

Sie gab dem Begriff Glamour seine wahre Bedeutung, war eine von Hollywoods schillerndsten Persönlichkeiten und heißesten Frauen. Doch unter der Schale des Sexsymbols verbarg sich ihre fragile Persönlichkeit. Das stetige Leben in der Öffentlichkeit, pausenlose Präsenz von Kameras und Leistungsdruck hinterließen schnell verheerende Spuren. In dem jungen Briten Colin Clark fand Marilyn Monroe während eines Filmdrehs in Großbritannien den dringend benötigten Ruhepol. Ascot Eilte Homeentertainment hat den mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten „My Week with Marilyn“ auf DVD, Blu-ray-Disc und als Onlineangebot veröffentlicht.

[ruhr-guide] Der fantastischeMy Week with Marilyn, Cover
Film erzählt von diesem von Beginn an temporär begrenzten Zusammentreffen auf gänzlich eigentümliche Weise. Die Story basiert auf den Tagebüchern des „realen“ Colin Clark und damit auf wahren Begebenheiten. Obwohl die Figuren im Fokus stehen, kommt zu keinem Zeitpunkt die Story zu kurz. Dieses Gleichgewicht meistert Regisseur Simon Curtis zu jeder Zeit.

Hochklassige Darstellerleistungen wohin das Auge blickt

Doch unterm Strich ist es Michelle Williams‘ herausragende Leistung, die weit nach der Ansicht vor dem inneren Auge des Zuschauers verbleibt. Die einstige Seriendarstellerin („Dawson’s Creek“) und ehemalige Partnerin von Heath Ledger spielt die Monroe derart eindringlich, dass man als Zuschauer ihrer Figur eine helfende Hand reichen möchte. Ihre Leistung brachte Williams – Jahrgang 1980 – nicht nur einen Golden Globe ein, sondern auch ihre dritte (!) Oscarnominierung (nach Brokeback Mountain 2006 und Blue Valentine 2011). Hut ab vor ihrer Marilyn! Erfreulich ist, dass die Mimen an ihrer Seite nicht verblassen und ebenfalls großartige LeistungenMy Week with Marilyn Szene 01 vollbringen. Shakespeare-Veteran Kenneth Branagh („Hamlet“) spielt Sir Laurence Olivier, mit dem die Monore den Film „Der Prinz und die Tänzerin“ dreht. Dabei trifft sie auf Vivien Leigh (Julia Ormond, „Legenden der Leidenschaft“) und Dame Sybil Thorndike (Judi Dench, „Skyfall“). Außerdem agieren Dominic Cooper („Immer Drama um Tamara“), Dougray Scott („Mission: Impossible II“), Derek Jacobi („The King’s Speech“) und Harry Potter-Hermine Emma Watson in den Nebenrollen. An dieser Stelle muss Eddie Redmayne, der in Kürze in der Musical-Verfilmung Les Misérables zu sehen sein wird, hervorgehoben werden.

Der Assistent und der Star

Er spielt den 23 Jahre alten Colin Clark, der im Sommer 1956 alles dafür gibt, zum Film zu kommen. In Großbritannien dieser Zeit ein halsbrecherisches Unterfangen, doch Beharrlichkeit und Mut bringen ihm eine Anstellung als Assistent am Set des Monroe-Streifens „Der Prinz und die Tänzerin“. Ab dem Zeitpunkt der Ankündigung, wartet jedermann auf die Ankunft Marilyns auf der britischen Insel. Nach stressigen
Marilyn Monroe Presseterminen inklusive indiskreter Fragen, überkritischen Begutachtungen seitens der Akteure vor und hinter der Kamera sowie Ehekrise und übervorsichtigen Abschottungsversuchen der Betreuerin läuft die demotivierte, psychisch labile und dem Zusammenbruch nahe Monroe dem Praktikanten in die Arme. Dort erfährt sie Schutz, Geborgenheit und wird gehört. Eine kurze Zeit der Ruhe und des Interesses an der Person und nicht dem Star wird ihr zuteil. Nach anfänglicher Nervosität schafft es Colin, die aufgesetzte Hülle zu durchschauen, für sich selbst die Scheuklappen abzulegen und erkennt den Menschen, der vor ihm steht. Natürlich missfällt diese gegenseitige Zuneigung zahlreichen Personen, so dass stetig um die gemeinsame Zeit gerungen werden muss. Doch auch wenn die Zeit begrenzt ist, das Aufeinandertreffen der so unterschiedlichen Personen hinterlässt Folgen.

Eine Hommage an das klassische Kino

„My Week with Marilyn“ ist großes Schauspielerkino, dass an die Filme und Zeit der Marilyn Monroe erinnert. Zudem erzählt der Film eine berührende Geschichte, die zu keinem Zeitpunkt eine leidige Mitleidsfarce wird. Der Zuschauer erfährt den Blick auf die Manieren hinter den Kulissen, erlebt Ellenbogengerangel, "My Week with Marilyn"Neid und Missgunst. So hell wie Hollywood-Attitüden vor der Kamera im Glanz des Scheinwerferlichts scheinen, so dunkel wird es, wenn der Filmstreifen nicht mehr durch die Kamera läuft, der Ton nicht aufgenommen wird und sich alle Beteiligten in Zickigkeiten und Kleinkriege verlieren. Bei all dem Groll ist die stille Zusammenkunft von Marilyn und Colin Gold wert. Gefühlvoll zeigt der Film ihre Annäherung und widmet sich den großen Tabus der Monroe, die lediglich hinter den Kulissen existierten, weil sie in der Öffentlichkeit, wann immer es ging, von den Scheinwerfern vertrieben wurden. Der Film hat Sinn für die Sorgen der Stars – konzentriert sich keinesfalls ausschließlich auf seine Hauptfigur. Älterwerden, Aussehen, Sorgen und Verzweiflung sind da, wo der Glamour liegt. Unsicherheit ist steter Begleiter. Eine Scheinwelt, in der Träume schneller zerplatzen als Luftballons. Am Ende des Films sitzt Colin im Kino und starrt Marilyn auf der Leinwand an. Ein kleiner Junge erlebt das grosse Kino. Wir, die Zuschauer, sitzen förmlich neben ihm – und sind berührt von den Figuren, ihren Geschichten und der Geschichte, die dieser wunderbare Film erzählt.

Weiterführende Extras

„The untold story“ ist ein Behind the scenes-Feature von 20 Minuten Spielzeit, in dem Darsteller und Filmemacher zu Wort kommen. Im Fokus steht der Monroe-Mythos allgemein sowie der Herstellungsprozess dieses Spielfilms. Das Feature zeigt einen erhellenden Einblick in die Welt des Filmemachens, der nicht nur für passinierte Cineasten sehenswert ist. Weiteres Augenmerk fällt auf den von Klavierstar Lang Lang eingespielten Score. Die Filmmusik wird als wichtiges filmisches Element unterstrichen. Der knapp zehn Minuten umfassende „Making of“-Beitrag geht speziell auf den
MARILYNMONROE Entstehungsprozess des Kinofilms ein. Figuren, Story und historische Gegebenheiten sind hierbei zentrale Elemente. Während das erste Feature englischsprachig mit deutschem Untertitel enthalten ist, ist das Making of mit deutschem Kommentar bzw. einer Übersetzung der Interviewsequenzen versehen. Die Extra-Sektion ist durch den Orginaltrailer und den deutschen Trailer vervollständigt. Der Spielfilm ist mit einem Audiokommentar von Regisseur Simon Curtis und optionalen deutschsprachigen Untertiteln abspielbar. „My Week with Marilyn“ kann wahlweise im englischen Original oder deutsch synchronisiert angesehen werden. Beide Tonspuren liegen im Format DTS-HD Mastersudio 5.1 vor. Insgesamt zeigt sich die Blu-ray-Disc, die diesem Text zugrunde liegt, auf aktuellem technischen Stand und reichlich mit Bonusmaterial ausgestattet. „My Week with Marilyn“ ist eine sehenswerte Filmerfahrung. Nicht alltägliche, vielfältige Einblicke hinter die Kulissen einer Filmproduktion und exquisite Leistungen auf Darstellerseite – allen voran Michelle Williams Marilyn-Interpretation – lassen diesen Film auch lange nach seinem Ende im Gedächtnis des Zuschauers verweilen.

Fotocredits: Ascot Elite Home Entertainment

(mo)

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