Vampire Art Now Bildquelle: Edition Olms Zürich

Buch-Rezension: „Vampire Art Now“

Untote Blutsauger haben nicht erst seit dem Mega-Erfolg der Twilight-Saga Hochkonjuktur. Schon immer faszinierten die unsterblichen Geschöpfe aus der Schattenwelt ein großes Publikum. Bücher, Filme, Musik oder Videospiele – in jeglichen Bereichen der Kultur waren Dracula und Co. stets vertreten, ganz aktuell sorgen Fernsehserien wie „True Blood“ oder „The Vampire Diaries“ regelmäßig für Traumquoten. Der gerade veröffentliche Bildband „Vampire Art Now“ greift den Hype auf und präsentiert eine sehenswerte Zusammenstellung moderner Kunst, die sich mit Vampiren beschäftigt. Von handgefertigten Zeichnungen bis zum digitalen Gemälde ist alles vertreten – erstaunlich, welche vielfältige Arbeitsweisen die Künstler gefunden haben, ihre Ideen zu verwirklichen. „Vampire Art Now“ ist als englische Originalausgabe mit Hardcoverumschlag in der Edition Olms (www.edition-olms.com) erschienen und für 25,00 EUR im Handel erhältlich.

[ruhr-guide] Die Autoren Jasmine Becket-Griffith und Matthew David Becket haben für ihren Bildband verschiedenste Kunstwerke gesammelt Vampire Art Now Bildquelle: Edition Olms Zürichund eine breitgefächerte Auswahl getroffen. Für „Vampire Art Now“ haben sie sortiert, kategorisiert und das Material in entsprechenden Kapiteln zusammengefasst. Als Ergebnis ist ein moderner Bildband entstanden, der höchst unterschiedliche und vielfältige Arbeiten beinhaltet. Doch der Leser kann sich nicht nur auf beeindruckende visuelle Erfahrungen freuen, die Ansicht wird zusätzlich informativ, da kleine Begleittexte die jeweilige Intention der Künstler offenbaren und über die Machart aufklären.

Von der Bleistiftzeichnung zum digitalen Kunstwerk

Ein verwunschenes Gesicht, aus dem verführerische Augen dem Leser entgegenblicken. Genüsslich leckt sich eine Vamp-Lady über die blutverschmierten Lippen. Dieses Bild erwartet den Leser gleich zu Beginn der Lektüre, prangert es doch im vielversprechenden Rotton auf dem Cover. Auf den nächsten Seiten folgen Vorwort und Einführung, garniert mit verschiedensten Bildern, die die Vielseitigkeit des Inhalts vorwegnehmen. Am Ende bieten die Autoren eine Auflistung aller Künstler inklsuive deren Adress- und Kontaktdaten.

Kunstobjekt Blutsauger

Der Bildband „Vampire Art Now“ widmet sich den Vampiren in all ihren (Kunst-)Formen. Der Betrachter darf sich auf blutrünstige Horrorszenarien Vampire Art Now Bildquelle: Edition Olms Zürichwie auf romantische Impressionen voller Gefühl und Leidenschaft freuen. Vom poppigen Comicstil bis hin zur steril-kühlen Grafik ist jegliche erdenkliche Bildart von den Autoren herausgesucht worden, um einen Querschnitt moderner Kunst aus der Welt der blutsaugenden Geschöpfe zu präsentieren. Obwohl die „Biss“-Romanreihe und deren Verfilmungen sicher ein Auslöser für den Hype um Dracula und Co. gewesen sind, gibt es in der Szene weitaus mehr als romantisierte Liebeleien und schmachtende Blicke. Viele der enthaltenen Bilder auf 192 Seiten beziehen sich auf die erwachseneren Ursprünge und reduzieren sich keinesfalls auf Teenager-Allüren. Daher gehört der Band aus der Edition Olms Zürich weniger in die Hände der ganz jungen Vampir-Fans, sondern richtet sich eher an eine erwachsene und kunstaffine Leserschaft, die dem Thema in seinen variantenreichsten Formen versiert umzugehen weiß. Der Leser muss sich auf Blutströhme, spitze Zähne und gefährlich anmutende Gestalten einstellen, erhält dafür jedoch die ungeminderte optische und emotionale Kraft dieser Geschöpfe.

Sauber strukturiert

Das 192 Seiten umfassende Buch präsentiert sich ordentlich strukturiert: So sind die ca. 300 farbigen Abbildungen in zehn Kapitel unterteilt. Auf jeder Doppelseite finden sich zwei Bilder, zu denen ein Begleittext Wissenswertes verrät. Ohne große Umschweife beschreiben die Autoren Machart und verwendete Techniken, sodass der Leser zu jedem Kunstwerk entsprechende Angaben findet. Des Weiteren wurde den Künstlern die Möglichkeit gegeben, ihre Intentionen und weiteren Hintergründe in einem persönlich verfassten Abschnitt zu beschreiben. So finden sich neben Erklärungen und Beschreibungen auch Denkanstösse in den Kurztexten, die den Leser zur weiteren, tiefergehenden Beschäftigung mit dem Gegenstand anregen. Da es sich um die englische Originalausgabe handelt, muss der Leser allgemeine Sprachkenntnisse mitbringen.

Höchst unterschiedlich in Stil und Technik

Als besonderen Pluspunkt erweist sich bald nach dem Aufschlagen der ersten Seiten die enorme Vielfalt an Stilen. Sowohl inhaltlich als auch Vampire Art Now Bildquelle: Edition Olms Zürichformal lebt „Vampire Art Now“ von seinem umfassenden und breitgefächerten Ansatz. Die abgebildeten Arbeiten reichen von romantisch märchenhafter Fantasy-Impression über verspielt bunte Illustrationen im poppigen Comicstil bis hin zum bitterernsten dramatischen und blutrünstigen Horrorszenario. Den Betrachter erwartet ein Spiel der Emotionen, dass sich gleichsam abwechslungsreich ausprägt, wie die so gänzlich unterschiedlichen Bildnisse von lieblich anmutenden Geschöpfen zur hässlichen Teufelsfratze. „Vampire Art Now“ überrascht gleich mehrfach, denn derart zahlreiche differenzierte Gestaltungsmöglichkeiten des Themas „Vampir“ würde man so kaum erwarten. Zudem begeistert die kreative Energie und das Herangehen an die Aufgabe seitens der Künstler. Erstaunlich, was gelernte Hände mit Photoshop und anderen digitalen Bildbearbeitungsprogrammen kreieren können. Dennoch reduzieren sich die Autoren nicht ausschließlich auf digitale Kunstformen. Auch die klassische Bleistiftarbeit ist zu finden, Wasserfarbe und Buntstiftmalerei fehlen ebensowenig wie die herkömmliche Malerei mit Ölfarben und Pinsel auf Leinwand. Selbst Fotografien von Büsten und anderen Objekten der bildenen Künste wurden berücksichtigt.

Das Auge des Betrachters

Wer sich für die Gestalten der Schattenwelt interessiert und bei seinen Beschäftigungsformen über Filme und Romane hinausgehen möchte, sollte rasch einen Blick in diesen gelungenen Bildband werfen. Erfreulicherweise empfiehlt sich „Vamipre Art Now“ einem breitgefächerten Publikum, das eine Affinität zu visuellen Darstellungsformen sein Interessensfeld nennen kann. Nicht immer ist die Betrachtung ein Genuss. Für viele Abbildungen trifft die Beschreibung „Horrorszenario“ durchaus zu, eine gewisse Nervenstärke ist angebracht. Spannend ist, dass immer wieder von brutal anmutender Wildheit zu romantisierten Erlebnissen und sogar kindlicher Verspieltheit gefunden wird. Die Emotionen pendeln beim Betrachten in jegliche Richtungen…

(mo)

Bildquelle: Edition Olms Zürich

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