Chloe Bildquelle: Kinowelt

Chloe

Es ist derzeit wirklich schwer, an der 24 Jahre alten US-Schauspielerin Amanda Seyfried vorbeizukommen. Die hübsche Aktrice scheint omnipräsent. Sei es an der Seite von Meryl Streep in „Mamma Mia!“ oder Megan Fox in „Jennifer’s Body“ und in der Nicholas Sparks-Verfilmung „Das Leuchten der Sterne“ – Seyfried bedient jedes Genre und beweist im Handumdrehen, dass alle Vorurteile gegenüber Blondinen zumindest bei ihr verpuffen. Klug, charmant, sexy und hinterhältig gibt sie sich als Prostituierte „Chloe“ in Atom Egoyans gleichnamigen erotischem Psychothriller, der bei uns ab dem 7. Oktober in den Läden steht.

[ruhr-guide] Arthaus-Freunde und Programmkinofans werden mit Atom Egoyan handwerklich perfekte, verschachtelt erzählte Anspruchsfilme verbinden, Chloe Bildquelle: Kinoweltdie zwar einerseits von der Kritik hoch gelobt, andererseits das Mainstream-Publikum nur selten erreichen. Nun legt der Kanadier mit „Chloe“ einen hochklassig inszenierten Psychothriller vor, der durch seinen spannenden Plot und die zueinander passende Besetzung mit Liam Neeson („Königreich der Himmel“), Julianne Moore („Die Stadt der Blinden“) und Hollywoods Shootingstar Amanda Seyfried („Briefe an Julia“) für größere Aufmerksamkeit sorgen dürfte. „Chloe“ basiert auf dem spanisch-französischen Thriller „Nathalie – Wen liebst Du heute Nacht?“ von Anne Fontaine mit Emmanuelle Beart und Gerard Depardieu besetzt und wurde von Egoyan für sein Remake ins kanadische Toronto versetzt.

Schauspieler-Ensemble mit grandiosen Leistungen

Das Trio darf für „Chloe“ auch gleich ganz tief in die Trickkiste greifen und sein immenses Können zeigen. Für Catherine Stewart (Moore) verdichten sich die Anzeichen, dass ihr Mann David (Neeson) eine Affäre hat. Als sie die kesse Prostituierte Chloe (Seyfried) kennenlernt, kann sie der folgenschweren Idee nicht widerstehen und beauftragt die junge, an Reizen nicht arme Frau, ihren Mann auf die Probe zustellen. Lasziv geht Chloe zur Sache und testet ihre Wirkung auf David aus. In geheimen Treffen berichtet sie Catherine in allen Einzelheiten die Geschehnisse. Was die verzweifelte Frau nicht weiß ist, dass Chloe ein gefährliches Spiel initiiert und die Wahrheit geschickt manipuliert, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Bald steuert die hitzige Konstellation ihrem unausweichlichen Ende entgegen. Die Figuren scheinen für Neeson, Moore und Seyfried wie geschaffen, so eindrucksvoll können sie die verschiedenen Facetten der Charaktere darstellen. Allen voran fällt ein weiteres Mal Amanda Seyfried auf, die ihre Figur der Chloe lustvoll, verführerisch und nicht zuletzt mit psychopathischer Energie auflädt, um Julianne Moore bzw. Catherine alles abzuverlangen. Liam Neeson agiert auf dem gewöhnlich hohen Niveau, balanciert als Musikprofessor David zwischen Eleganz, Verletzlichkeit und Stolz. Moore hat mit der Chloe Bildquelle: Kinoweltverunsicherten Ehefrau den schwersten Part zu stemmen, brilliert jedoch in der emotionalen Achterbahnfahrt und kann zu jedem Zeitpunkt des Films das aktuelle Entwicklungsstadium ihrer Figur untermauern. Wer sich an nahezu perfektem Schauspiel nicht sattsehen kann, sollte nicht an „Chloe“ vorbeigehen.

Regisseur Egoyan inszeniert handwerklich makellos

„Chloe“ hat darüber hinaus bis ins Detail durchkomponierte Bilder zu bieten und trumpft vor allem im Expose auf. Die Art und Weise Egoyans visuell zu erzählen ist künstlerisch ausgereift und ein purer Genuss für die Augen. Sich emotional voneinander entfernende Personen, die Kühle eines Hauses als Sinnbild für den Zustand der darin wohnenden Familie und nicht zuletzt die Lenkung des Zuschauerblicks auf die verführerische Chloe – gewissermaßen verführt diese auch den Zuschauer – gelingen Egoyan nahezu fehlerfrei. Handwerklich perfekt zeigen Regisseur und Kameramann allen modernen Wackelkamera-Ästheten zum Trotz, wie wahres Kino aussieht. Imposante Einstellungen, durchkomponierte Passagen die an mehrschichtigen Deutungsebenen ebenso wenig geizen wie tiefblickenden Aufnahmen, erzählen die Geschichte auf einem gehobenen Niveau. Jederzeit ist das Inhaltliche mit dem Optischen verknüpft. Ein Blick sagt halt immer noch mehr als 1000 Worte!

Durchschautes Spiel

Leider schützen weder tolle Darsteller noch die fein säuberliche Kamera- und Regiearbeit vor der zu kritisierenden Story. Gelingt „Chloe“ Chloe Bildquelle: Kinoweltdie Etablierung der Geschichte ohne Probleme, ist das letzte Drittel leider zu vorhersehbar. Nicht wenige Zuschauer werden aufgrund ihrer Sehgewohnheiten schnell durchschauen, was ihnen auf dem Fernsehschirm vorgespielt wird. Wäre dies vermieden worden, könnte „Chloe“ wohl als absoluter Hit besprochen werden. Nun muss man denn erzählerischen Makel feststellen. Dennoch tut dieser den positiven Aspekten keinen Abbruch, wertet aber doch das allgemeine Filmerlebnis ab. Trotzdem sei der vor knisternder Erotik nur so sprühende, weitenteils spannend inszenierte und durch seine künstlerische Erscheinung gefallende Thriller allen Filmfreunden empfohlen. Von Egoyan wird man noch viel hören und sehen – Eine Aussage, die auch auf die talentierte Amanda Seyfried zutrifft. Mit der glaubwürdigen Verkörperung der verführerischen Chloe beweist sie Vielseitigkeit und verschafft sich gegenüber allen, die sie als kurzlebiges Sternchen abwerteten, den gebührenden Respekt.

Verführerische Extras

Diesem Text liegt die DVD-Version des Films vor, der parallel auch als Blu-ray erscheint. Die hochauflösende Scheibe hat neben den hochwertigeren technischen Eigenschaften der DVD das Special „Der seltsame Fall des Atom Egoyan“ voraus, in dem – leicht zu erahnen – der Regisseur im Vordergrund steht – Allerdings müssen BD-Käufer auf den Toronto-Rundgang mit dem Regisseur verzichten, der die DVD-Version garniert. Alle anderen Feature sind gleich, so können geschnittene Szenen, ein Making of, mehrere Interviews die Fotogalerie und der Trailer angesehen werden. Nett zu sehen ist das alternative Ende mit gleich mehreren Voice Over-Varianten. Bild- und Tonqualität des Programms sind gut umgesetzt und weisen eine ordentliche Qualität auf. Im Tonbereich kann der Zuschauer zwischen dem englischen Original (sehr empfehlenswert) und der deutschen Synchro wählen (beides als Dolby Digital 5.1 Spur) und sogar englische und deutsche Untertitel zuschalten. So steht dem puren Filmgenuss nichts mehr im Weg!

(mo)

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