Natalie - Endstation Babystrich Bildquelle: AL!VE

Die „Natalie – Endstation Babystrich – Komplettbox“ und „Blaues Blut – Die komplette Serie“

Wer kennt sie nicht, die berühmten TV-Movies in Serie, die uns tagelang vor dem Fernseher ausharren lassen um spannende Geschichten zu erzählen? Dabei reicht das Gebotene von dramatischen Liebesbeziehungen über Familienepen bis hin zu historischen Formaten. Die DVD-Reihe „fernsehjuwelen“ widmet sich nun genau diesen Highlights der TV-Unterhaltung und bringt aktuell mit der „Natalie – Endstation Babystrich – Komplettbox“ und der Krimiserie „Blaues Blut“ zwei Hits der 90er Jahren als hübsch aufgemachte Sammlereditionen heraus.

[ruhr-guide] Es war im Jahr 1994, als der private Fernsehsender Sat.1 eine seiner erfolgreichsten Fernsehfilmreihen begann. Mit den insgesamt fünf „Natalie“-Spielfilmen gelang ein beachtlicher Quotenerfolg, der das Thema Kinderprostitution und Misshandlung in vielerlei Hinsicht aufgriff. Einige Jahre früher, nämlich 1988, ging im ZDF die Serie „Blaues Blut“ an den Start, ein besonderer Clou im Vorabendprogramm. Mit britischem Humor, reichlich Intelligenz und actiongeladenen Stunts ging der junge Heinrich Graf von Alternberg als Privatdetektiv auf Verbrecherjagt. Vornehmlich aus den adeligen Kreisen zog er seine für den Zuseher unterhaltsamen Fälle an Land und hatten mit diesen Geschichten aus der High-Society beachtlichen Erfolg.

„Natalie – Endstation Babystrich“

Die junge Natalie gerät durch pubertäre Probleme und das fehlende Netz der häuslichen Fürsorge in die Fänge eines Natalie - Endstation Babystrich Bildquelle: AL!VEZuhälters, der die 14-jährige auf den Frankfurter Babystrich schickt. Die 1974 in Berlin geborene Schauspielerin Anne-Sophie Briest verkörperte das junge Mädchen Natalie und liefert dabei eine Leistung ab, welche die Fernsehzuschauer überzeugte. Die Story erzählt vom raschen Absturz der Tochter aus gutem Hause ins Rotlichtmilieu der Finanzmetropole Frankfurt am Main, die bevor sie es realisiert, als Prostituierte arbeiten muss. Am Ende vom Erstling schafft Natalie den Absprung, muss sich aber in Teil 2, „Die Hölle nach dem Babystrich“, mit den sozialen und gesellschaftlichen Folgen der Geschehnisse aus dem Erstling auseinandersetzen.

Drei weitere Filme folgen

Natalies Geschichte war noch lange nicht zu Ende erzählt. Da die Quoten verlässlich stabil blieben, folgte auf die Fortsetzung von 1997 der dritte Film „Natalie – Babystrich online“ (1998). „Natalie – Das Leben nach dem Babystrich“ (2001) und der letzte Teil aus dem Jahr 2003 mit dem Titel „Natalie – Babystrich Ostblock“ vervollständigten die Reihe. Jeder dieser Filme handelt vom Missbrauch Minderjähriger und zeigt die kriminellen Macharten von Menschenhändlern, Zuhältern oder Kinderpornoringen. Natalie mausert sich vom Opfer zur aktiven Streetworkerin, die aus ihren persönlichen Erfahrungen Lehren zieht, welche sie versucht an andere weiterzureichen. Immer wieder kommt sie mit den Drahtziehern der Verbrecherbanden in Kontakt und schafft es meistens, ihnen das Handwerk zu legen.

Klischees für den guten Zweck

Ganz ohne Klischees kommt die Spielfilmreihe niemals aus. Es wird zum Teil banalisiert und abgeflacht. Das Ganze sollte immer nachvollziehbar, die Figuren mussten „aus dem Leben“ sein. Das dabei manch holpriger Satz ins Drehbuch fand oder stellenweises Overacting die erzählerische Glaubwürdigkeit unterwanderte, mag man jedoch verzeihen. Auch den zum Teil arg unglaubwürdigen Handlungsverlauf – man stelle sich vor, das eine junge Frau fast im Alleingang Verbrecher überführt und deren Taten aufklärt, was Polizei und Experten verwehrt blieb – kann der Zuschauer akzeptieren, denn es geht hier nur sekundär um plausibles Spannungskino. Die „Natalie“-Reihe will als Fernsehprojekt Aufmerksamkeit generieren und wachrütteln. Das gelingt ihr, wenn auch mit schwankendem filmischen Niveau. Den Glanz eines Fernsehjuwels haben diese DVD-Aufarbeitungen jedoch nicht. Leider muss bei der Bildqualität arges Bildrauschen hingenommen werden. Bei einem Titel von 1994 kann dies noch verstanden werden, beim letzten Film von 2003 allerdings bleibt doch die Frage im Raum, weshalb neben dem angesprochenen körnigen Bild auch Farben und Kontrast eher matt als zufriedenstellend ausfallen. Über den Ton kann sich allerdings kaum beschwert werden. Dort gibt es den deutsche Originalton im TV-üblichen 2.0 Dolby Digital-Format, das zwar keine Surround-Anlagen in strahlende Verzückung versetzt aber dem Rahmen eines Fernsehtitels durchweg entspricht. Als Extra gibt es ein Interview mit der Hauptdarstellerin, welches mit seiner Laufzeit von einer Stunde erfreulich umfangreich ausfällt.

„Blaues Blut“ – Adeliger Detektiv auf den Spuren der Verbrecher

Die 10-teilige Fernsehserie „Blaues Blut“ ist neben der „Natalie“-Komplettbox die aktuellste Neuveröffentlichung Blaues Blut Bildquelle: AL!VEder DVD-Reihe „fernsehjuwelen“. Auch „Blaues Blut“ erlebte Anfang der 90er Jahre seine erfolgreiche TV-Ausstrahlung und hat sich über die Jahre einen festen Fan-Stamm bewahrt. Dieser wird natürlich erfreut sein, diese Serie nun als hübsch aufgemachte Edition in den Regalen der Händler zu finden. Die vier DVDs der Sammlerbox enthalten alle zehn Episoden und mit Interviews und einer US-Fassung des Piloten ist interessantes Bonusmaterial beigefügt worden. Wie bereits bei „Natalie“, merkt man auch diesem Material sein Alter an: Körniges Bild, matte Farben und andere Alterserscheinungen sind deutlich sichtbar – trüben jedoch die Freude kaum. Die flotte Krimiserie mit ihrem zu jeder Tageszeit bestens aufgelegtem Adels-Detektiv, ist genau das Richtige für zwischendurch: Kurzweilige Fernsehunterhaltung mit Biss. Der bei seinem breiten Grinsen stets strahlend weiße Zähne offenbarende Henry von Altenberg (Albert Fortell, „Die Alpenklinik“), fühlt allen Schmarotzern und Verbrecherseelen auf die Selbigen und deckt dabei so manche düstere Machenschaft auf. Das alles erledigt er mit einer gewaltigen Portion eighties-Charme, was „Blaues Blut“ zum kultigen Retro-Hit macht, der „aus der Dose“ besser gesagt direkt von der DVD ins heimische Wohnzimmer gelangt.

Ein Adeliger als Ermittler

In „Blaues Blut“ sorgt Hauptcharakter Graf Henry von Altenberg (Albert Fortell), ein finanzschwacher Adeliger, für reichlich Action. Um an Geld zu kommen, forscht er als Detektiv Toten und Vermissen nach und kommt so den ausgeklügelsten Verbrechen auf die Spur. Diese, man mag es kaum erahnen, finden zuhauf in den Kreisen des gut betuchten Adels statt – der eine trachtet dem anderen nach dem lieben Geld, aber auch Ansehen und der gute Ruf spielen eine große Rolle. An Henrys Seite agiert dessen Ex-Frau Lisa Prentice (Ursula Karven, „Elbflorenz“) als Klatschreporterin, die mit ihm zusammen an den verzwickten Fällen tüftelt. Beide sind der Inbegriff von Teamwork, zudem sprühen andauernd Funken womit viele Reize für den Zuschauer gegeben werden – fast erinnern die zwei an ein typisches Buddy-Movie oder die großen Filmpärchen des Hollywoodkinos. Alle Zutaten vermengt ergeben diese leichtfüssig-ansprechende, dennoch spannende Serie, die als lange verborgenes Relikt der Fernsehunterhaltung aus den Ausläufern der 80er nun wieder ans Tageslicht gelangt.

(mo)

Fotos: AL!VE

Nach oben scrollen