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DVD-Rezension „Go West, Young Man!“

Joel und Ethan Cohens Remake des oscarprämierten John Wayne-Klassikers „True Grit“ eröffnet die Berlinale. Hauptdarsteller Jeff Bridges wurde gerade für einen Oscar als „Bester Hauptdarsteller“ nominiert. Das Original von „True Grit“ – in Deutschland als „Der Marshal“ bekannt – erschien vor kurzem als Blu-ray und Indiana Jones-Star Harrison Ford steht zusammen mit Bond-Mime Daniel Craig mit dem Western-Sci-Fi-Crossover „Cowboys and Aliens“ in den Startlöchern: Der Western kommt zurück! Genau zum richtigen Zeitpunkt erschien der niederländische Dokumentarfilm „Go West, Young Man!“ am 11. Februar auf DVD.

[ruhr-guide] Peter Delpeut und Mart Dominicus begeben sich auf die Spuren der ehrwürdigen Westernklassiker, bereisen Drehorte DVD-Rezension " title=und sprechen mit Menschen, die eng mit dem ur-amerikanischen Filmgenre verbunden sind. „Go West, Young Man!“ zeigt Impressionen, die mitreissende Erinnerungen an vergessene Kinomomente wecken und nicht selten melancholisch vergangenen Jahren nachtrauern, in denen der Western seine Glanzzeiten hatte …

Schon das Hauptmenü des Silberlings zeigt, worauf sich der Zuschauer die nächsten knapp 80 Minuten einstellen kann: Weite Steppe, hohe Berge, zerklüftete und raue Landschaften. Ein einsamer Cowboy, auf seinem treuen Pferd sitzend, auf dem Ritt durch die unendlichen Weiten. Welche Szenerie ist typischer für eine Filmgattung als diese? Die Filmemacher durchqueren solch filmhistorisch bedeutungsvollen Gefilde, wie anfangs beschrieben, suchen und finden Menschen, die noch heute eng mit dem Western verbunden sind. Ihre Erzählungen hauchen der Dokumentation Leben ein und lassen ein oftmals vergessenes Genre – wenn auch nur für kurze Zeit – wieder aufleben.

Fragen stellen und erzählen lassen

Die niederländischen Filmemacher haben ihre Hausaufgaben gemacht. Akribisch wurde recherchiert und das nicht zu knapp: So kommt DVD-Rezension " title=eine ganze Reihe unterschiedlichster Menschen zu Wort, die ihr Dasein eng mit den Cowboy- und Indinanerfilmen aus den „glorreichen“ Tagen verbinden. Dies sind Betreiber einer Westernranch, der es mal wieder gut tun würde, als Filmkulisse gebucht zu werden. Oder ein Regisseur, der sich tief bewegt, an seinen früheren Filmdreh erinnert. Von der Autorin erfolgreicher Westernromane, einem Drehbuchschreiber über Poeten, Sänger oder Produzenten: Delpeut und Dominicus haben eine abwechslungsreiche Zusammenstellung verschiedener Interviewpartner vor die Kamera bekommen, die Unterhaltsames aber auch Bewegendes zu berichten haben. Diese Erzähl-Passagen durchsetzten die Filmemacher mit sehenswerten Aufnahmen der verschiedenen Gegenden, die schon einmal aufgenommen wurden. Damals allerdings von John Ford, Howard Hawks oder George Stevens …

Fantastische Aufnahmen

So wundert es kaum, dass viele Sequenzen von Kameraschwenks und anderweitigen Bildern bestimmt sind, welche diese gehaltvollen Landschaften einfangen. Oft sind die visuell beeindruckenden Abschnitte von Gesprächen und Berichten der Zeitzeugen unterlegt. Neben der Erfahrung, diese Landschaften zu genießen, lernt der Zuschauer die persönlichen Hintergründe der „Protagonisten“. kennen Auf diese Weise wird deutlich: Hier geht es um bewegende Geschichte. Das Geschichte oftmals Vergangenes behandelt, ist auch hier der Fall. So mischt sich die ein oder andere melancholische oder traurige Aussage unter das Gesprochene. Viele hängen den alten Zeiten nach. Aus persönlichen Gründen, von berufswegen oder schlichtweg aus finanzieller Sicht. Mit dem Verschwinden der Western-Streifen, sind auch Jobs und Karrieren verloren gegangen. „Go West, Young Man!“ ist daher nicht selten ein emotionales Werk, dass mit seiner vollen Bandbreite auch den Zuschauer berührt.

Technische Aufmachung

„Go West, Young Man!“ entstand bereits 2003. Die Aufarbeitung für diese DVD-Veröffentlichung ist im Ergebnis zufriedenstellend, obwohl kritische DVD-Rezension " title=Zuschauer sicher das stellenweise unscharfe Bild bemerken werden, bei dem auch gelegentliches Bildrauschen nicht zu übersehen ist. Im Großen und Ganzen kann der DVD jedoch bescheinigt werden, dem heutigen Standard gerecht zu werden. Streckenweise ertönt holländischer Text, der dann – wie übrigens auch alle englischen Passagen – deutsch untertitelt ist. Eine deutsche Audio-Bearbeitung wurde nicht durchgeführt, weshalb Kenntnisse der englischen Sprache sehr nützlich sind, um nicht andauernd die Untertitel im Auge haben zu müssen. Der Ton liegt im Stereoformat vor, was jedoch bei Dokumentationen keine Seltenheit ist. Als Extras bringt der Silberling einen gedruckten, mehrseitigen Essay mit, der in der Innenseite der Hülle zu finden ist. Auf der Rückseite des gefalteten Pamphlets befindet sich ein Poster, auf der DVD ist zusätzlich zu dem Filmton eine Audiokommentarspur (englisch) enthalten, auf der die Regisseure von ihrer Arbeit berichten. Trailer und Bildergalerie runden diese Disc ab, die vor allem Filmfreunden und Westernfans ans Herz wachsen wird. Bleibt abzuwarten, ob derartige Dokus im Zusammenspiel mit neuen Filmen wie „True Grit“ eine Renaissance der vergangenen Tage auslösen können. Den sympathischen Mitwirkenden dieser Doku ist es jedenfalls zu wünschen!

(mo)

Bildquelle: flax film

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