Same Same But Different Bildquelle: Delphi Filmverleih

DVD-Rezension: Same Same But Different

David Kross ist einer der Shootingstars des deutschen Films. Mit der oscarprämierten Literaturverfilmung „Der Vorleser“ hat der 20-jährige auch international für Aufsehen gesorgt. Jetzt spielt Kross nach „Knallhart“ und „Hände weg von Mississippi“ bereits zum dritten Mal in einem Film von Regisseur Detlev Buck, der in „Same Same But Different“ eine ganz besondere Liebesgeschichte erzählt. Der Film ist seit dem 11. November im Handel erhältlich und wird als ausstattungsgleiche DVD und Blu-ray in den Regalen stehen.

[ruhr-guide] Ben (David Kross) fliegt zusammen mit seinem besten Freund nach Asien. Dort wollen die beiden jungen Männer Same Same But Different Bildquelle: Delphi Filmverleihdas Leben genießen und einmal so richtig die Sau rauslassen. Dass dieser Urlaub Bens Leben entscheidend verändern wird, weiß er noch nicht, als er die Landesgrenze zu Kambodscha passiert. In Phnom Penh lernt Ben die hübsche Sreykeo (Apinya Sakuljaroensuk) kennen. Rasch keimen erste Gefühle auf. Ben verschiebt seinen Rückflug und lässt sich von Sreykeo verzaubern. Die große Liebe blüht auf. Zurück in Deutschland erzählt er Freunden und der Familie von seiner Beziehung mit Sreykeo. Die Menschen in seinem Umfeld reagieren nur verhalten auf die emotionalen Erzählungen des jungen Mannes, doch dies sollen nicht die einzigen Steine bleiben, die dem jungen Paar in den Weg gelegt werden. Als Sreykeo erfährt, dass sie HIV-positiv ist, muss sich die junge Liebe einer harten Herausforderung stellen …

Same Same but …

Was sich zunächst nach schwerem Problemkino anhört, beweist sich kurz nach Beginn als dynamisch erzähltes Portrait zweier Menschen, die aus unterschiedlichen Vorgeschichten eine Gemeinsame formen. Der Deutsche Ben, irgendwo an der Schwelle zwischen Ende der Jugend und Übergang ins frühe Erwachsenendasein, bereist Kambodscha und lernt die dortige raue Alltagswahrheit der Menschen kennen. Zunächst fasziniert ihn dieses ferne Andere, Ben geht ohne Berührungsängste umher, genießt die schier grenzenlose Freiheit. Doch als er Sreykeo kennen lernt, dringt der junge Mann noch einmal gänzlich anders in das Land vor und erlebt sozusagen den Blick hinter die Kulissen von Leben und Gesellschaft. Was als lockere Bekanntschaft anfing, entwickelt sich zur sprichwörtlichen großen Liebe. Eine Liebe, die bald schwer geprüft werden soll, als sich ein hartnäckiger Husten bei Sreykeo eben nicht als simples Mandelproblem herausstellt, sondern sich als fortgeschrittene HIV-Infektion offenbart. Das junge Paar muss jetzt mit einer gänzlich neuen Situation umgehen und Fragen stellen, deren Antworten ein Leben lang von Bedeutung sein werden.

Das Gespür für die Figuren

Regisseur Detlev Buck, oder einfach nur Buck, gelingt eine souveräne Inszenierung seines außergewöhnlichen Filmprojekts. Gänzlich ohne Kitsch und Mitleidsattitüden erzählt er die Geschichte von Ben und Sreykeo, die berührt und den Zuschauer mit voller Breitseite trifft. Eine Liebe, die zum Scheitern verurteilt ist, von den Protagonisten allerdings nicht so einfach aufgegeben wird, steht im Fokus dieses Films. Mit einem umfassenden Blick auf die Gegebenheiten der kambodschanischen Realität und den Gepflogenheiten der Menschen, erweist sich diese Geschichte als besonders und erzählenswert. Das Hadern mit der harrschen Wirklichkeit, der Kampf für eine gemeinsame Zukunft – vor allem gegen zum Teil erdrückende Meinungen und festgefahrene Chancenlosigkeiten – all dies macht „Same Same But Different“ aus. Nie wird jedoch vergessen, dass große Gefühle der Antrieb aller Aufwendungen sind. Und so ist der Film nicht bloß ein Drama, sondern auch die visuelle Darbietung einer großen Liebesgeschichte. Interessanterweise einer wahren Liebesgeschichte, die auf Benjamin Prüfers Roman „Wohin Du auch gehst“ basiert. So oder so ähnlich ist es also passiert. Prüfer lebt heute mit seiner Frau als mittlerweile zweifacher Vater in Kambodscha. Seine Erzählungen sind Grundlage des ersten Buck-Films, der außerhalb Deutschlands gedreht wurde.

Authentisch und nüchtern

Jenseits allgegenwärtiger Postkarten- und Reiseführer-Bebilderung zeigt Buck Eindrücke Kambodschas, die weder realitätsfremd noch verzaubernd sind. Ein nüchterner Blick möchte man meinen, gelingt den Filmemachern, die die inhaltliche Ebene rahmt und ein Garant für die Autentizität des fertigen Films ist. Nie wird hier angeprangert, sondern lediglich aufgezeigt. Dies gilt übrigens für Positives wie auch Negatives. Der bei vergleichbaren Produktionen oft in den Himmel gehobene warnende Zeigefinger kommt hier glücklicherweise nicht zum Einsatz. Ebensowenig wird ein Urteil gefällt ober beurteilt. Es wird dem Zuschauer überlassen, aus den Fakten die eigene Meinung herzuleiten und nach Schuld, Moral und Verantwortung zu suchen. Neben der Ausrichtung des Films fallen vor allem die Darsteller positiv auf. Allen voran gelingt es Apinya Sakuljaroensuk und David Kross, ihre Charaktere lebendig wirken zu lassen. Sie spielen frisch, emotional und offenherzig, niemals wirken sie aufgesetzt oder künstlich. Das gilt auch für alle Nebendarsteller, egal welcher der beiden Hauptfiguren zu zuzuordnen sind.

DVD-Aufarbeitung überzeugt

Auf der diesem Text zugrunde liegenden DVD finden sich in der Extra-Sektion eine ganze Reihe nützlicher Features, die zum einen vom Dreh berichten, aber auch Hintergründe zur Story preisgeben.
Ein 45-minütiges Video mit dem Titel „Reise durch Kambodscha“ zeigt Impressionen vom Dreh, Buck und seine Kollegen geben hier persönliche Erfahrungen und Gedanken preis. Darüber hinaus kommen Buck, Kross und Romanautor Benjamin Prüfer in Einzelinterviews zu Wort. Ein knapp 20-minütiger Auszug des Hörbuchs von Prüfers Romanvorlage, gelesen von David Kross, der Trailer und ein Musikvideo aus dem Soundtrack beschließen diese gut ausgestattete Sektion der DVD. Im Sprachmenü hat der Zuschauer die Wahl zwischen mehreren Sprachfassungen: Komplett deutsch (Khmer-Passagen mit dt. Untertiteln), englisch (inkl. englischer Untertitel) oder der Originalfassung als Mischmasch aus deutsch, englisch und khmer, die wiederum deutsch untertitelt sind. Zusätzlich gibt es noch eine komplett im khmer synchronisierte Sprachfassung und den Audiokommentar von Buck und der Crew – alles im surroundanlagenfreundlichen Dolby Digital 5.1-Audioformat. Auch im Bildbereich erfüllt die DVD gängige Standards und so kann „Same Same But Different“ als ausgereifte Veröffentlichung bewertet werden.

(mo)

Bildquelle: Delphi Filmverleih

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