colin fotoquelle: Sunfilm Entertainment

„Fire Dragon Chronicles“ und „Colin“

Ohne Moos nix los? Von wegen – ungeahnte Kreativität gibt es auch – oder eben gerade – in Low-Budget-Filmen! Unter dieser Rubrik präsentieren wir in der Regel sehenswerte Neuerscheinungen aus Hollywood oder dem Arthauskino für ihr Heimkino. Heute sind mit „The Fire Dragon Chronicles“ und „Colin“ gleich zwei Werke vertreten, deren Produktionskosten im unteren Segment liegen, beziehungsweise durch blosse Eigenmittel realisiert wurden. Das diese Praxis nicht immer Schrott zutage fördert, beweist zumindest „Colin“ durchaus eindrucksvoll.

[ruhr-guide] Mit dem Hollywoodkino ist es so eine Sache. Laut, bombastisch, übertrieben aber eben auch unterhaltsamcolin fotoquelle: Sunfilm Entertainment und ungewöhnlich kommen die Streifen aus der Film-Metropole an der amerikanischen Westküste daher. Anders der Arthausbereich: Menschliche Tragödien, künstlerische Parabeln – zusammengefasst Filme abseits vom Hollywood-Universum prägen hier in der Regel das äußere Erscheinungsbild. Doch was ist mit Produktionen, die in keinen dieser Zugehörigkeitsbereiche einzuordnen sind. Low-Budget-Produktion verfügen in der Regel über größere Unabhängigkeit, da sie zum Einen keinem Geldgeber Rechenschaft schulden und andererseits nicht dem Umsatzdruck ausgesetzt sind, wie teuere Studiofilme, die ihre immensen Produktionskosten wieder einspielen müssen.

Kreativität gibt’s auch ohne große Budgets

Zur Abwechslung stellen wir an dieser Stelle mit „The Fire Dragon Chronicles“ und „Colin“ zwei Independent-Produktionen vor,the fire dragon chronicles fotoquelle: KSM GmbH die ab Anfang Mai in Deutschland auf DVD erscheinen. Für alle die mal wissen möchten wie es abseits der „normalen“ Filmlandschaft aussieht, bieten diese zwei Filmbeispiele eine gute Gelegenheit zum Blick über den Tellerrand. Ersterer ist mit seinem Budget von 850.000 $ weit über dem von „Collin“. Wer die Blu-ray (die diesem Text zugrunde liegt) in die Hand nimmt, wird zunächst kaum feststellen das es sich nicht um eine Big-Budget-Produktion handelt. Die Disc kommt in einem edlen Pappschuber, auf dessen Front ein eingestanzter Drache glänzt. Das Ganze sieht super aus. Mit dem ambitionierten Werbespruch auf dem Cover, ein Fantasy-Epos in Tradition von „Eragon“ und „Dungeons and Dragons“ zu sein, übernimmt man sich allerdings.

Denn wenn die Disc eingelegt ist, muss der Film alle Karten offen legen. Zwei Brüder sind auf der Flucht vor einem mächtigen Drachen.the fire dragon chronicles fotoquelle: KSM GmbH Sie stossen zu einer Gruppe komischer Kautze und ziehen mit den Leutchen durch das Fabelland. Anleihen aus Genrewerken wie der „Herr der Ringe“-Trilogie und den bereits angesprochenen Drachenfilmen sind nicht zu übersehen. Von ersterem borgte man sich sogar die Orks als gegnerische Kreaturen. Eine Hommage an das „Alien“-Franchise ist zusätzlich verpackt, denn die Drachen pflanzen ihre Jungen in die Bäuche der Menschen. Was passiert wenn die Zeit des Schlüpfens gekommen ist, kennen Filmfans aus Ridley Scotts 1979er-Kinohit. Dumm ist nur, dass bis zum Ende kein Drache in seiner ganzen Gestalt zu sehen ist. Mal ein Kopf, mal ein Bein – hier muss der Film dann doch zu sehr auf sein beschränktes Budget schauen. Die Geschichte nimmt seinen Lauf als klar wird, dass der jüngere Bruder ein vorhergesagter Drachentöter ist. Dies dient als Turningpoint für die Story, ab jetzt wird sich „Rocky“-ähnlich auf den Endkampf vorberietet. Dann gibt’s auch den Drachen in seiner vollen (CGI-)Pracht zusehen. Zwar kommt das Viech tricktechnisch nicht hochqualitativ ala „Herrschaft des Feuers“ daher, aber es reicht. Wenn der Zuschauer mitmacht und sich auf den Streifen einlässt, macht auch dieses Low-Budget-Stück Spass. Ein paar Specials bietet die Blu-ray zusätzlich, die einige Hintergründe zur Produktion verraten.

Zombie-Drama ohne Budget

Man mag sich schon fragen, was bei einem Film herauskommen kann, wenn fast kein Budget vorhanden ist. „Colin“ entstand genau auf diese Art und Weise. Regisseur Marc Price und seine Crew finanzierten ihren Streifen fast vollständig aus der eigenen Tasche. Sie drehten ohne Genehmigung in den frühen Morgenstunden um freie Straßen zeigen zu können. Die Story um eine Zombieinvasion, der auch Titelfigur Collin nicht entkommen kann, hört sich nach herkömmlichen Genre-Schrott an, geht aber – anders als Splatterableger – auf die Persönlichkeit seines Hauptcharakters ein. Anfangs hat Collin nämlich gehörige Gewissensbisse sich so zu verhalten, wie es ein Zombie nun mal macht. Die schleichende Verwandlung und der damit einhergehende Abfall dieser Selbstzügelung ist schon fast als Drama anzusehen. Die Presse schrieb bereits von „Colin“ als erstem Horror-Drama, einem neuartigen Filmgenre! Die Vorstellung, wie das Filmteam alle Utensilien selbst erstellte und den Dreh mittellos durchzog, beschert einem das gewisse Kribbeln in den Fingern, welches wohl auch die Herrschaften hinter der Kamera veranlasste zu eben dieser zu greifen und loszulegen. In den Extras der DVD gibt ein 40minütiges Making of unterhaltsame Einblicke in den Entstehungsprozess, bei dem man sich das ein oder andere Mal ein Lächeln nicht verkneifen kann.

Unterm Strich sind also gerade Fans des fantastischen Films diejenigen, welche bei den Low-Budget-Produktionen eine Perle für sich entdecken können. Aber auch alle anderen sollten diesen herrlichen Blick über den Tellerrand des Üblichen wagen. Es geht einiges abseits der Hollywoodstudios, was mit ein wenig Humor eine ganz neue Perspektive bringen kann. „Collin“ ist ab 7. Mai auf DVD zu haben, während die „Fire Dragon Chronicles“ bereits vier Tage vorher in den Ladenregalen stehen.

(mo)
Fotos: Sunfilm Entertainment, KSM GmbH

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