Rec2 Bildquelle: Universum Film GmbH

Rec2

Als 2007 zwei Spanier einen intensiven Horrorschocker mit Wackelkamera und Zombie-Virus veröffentlichten, rechnete niemand mit einer Erfolgswelle von diesem Ausmaß. Europaweit feierte „Rec“ Erfolge auf Festivals und zog Zuschauermassen in die Kinovorführungen. Hollywood wurde schnell aufmerksam und sicherte sich die Rechte. 2008 startete das Remake. Nun legen die Regisseure des Originals dessen Fortsetzung vor: „Rec2“ erschien am 20. August auf DVD und Blu-ray und lässt die Zuschauer erneut vor dem Bildschirm vor Angst erstarren.

[ruhr-guide] „Rec2“ setzt praktisch am Ende des Vorgängers ein, das Haus ist bereits von außen hermetisch verriegelt. Nur eine Rec2 Bildquelle: Universum Film GmbHSpezialeinheit der Polizei darf unter Begleitung des ominösen Beamten des Gesundheitsamtes in das Gebäude eindringen. Kaum drin, geht es los: Die erste Attacke durch eine Infizierte fordert bringt die Gruppe das der Ruhe und den Polizisten kommt die Erkenntnis, dass hier definitiv was faul ist.

Story wird lückenlos fortgesetzt

Der Film schließt nahtlos an die Vorgeschichte aus Teil 1 an. Eine Gruppe speziell ausgebildeter Soldaten soll die heikle Lage aufklären, der Mitarbeiter des Gesundheitsamtes übernimmt die Leitung und führt die Männer in den von der Außenwelt abgeschlossenen Bau. Kurz darauf sieht sich die Gruppe dem ersten Angriff der „Versuchten“ ausgesetzt und beginnt zu verstehen, dass es sich nicht um einen normalen Einsatz handelt und das Virus extrem gefährlich ist. Zudem entpuppt sich der vermeintliche Mensch vom Gesundheitsamt als mysteriöser Spezialist des Vatikan (Handlungsbogen aus Teil eins wird wieder aufgegriffen), der die Blutprobe eines jungen Mädchens sucht – Das Mädchen ist eines der Hausbewohner, die im ersten Teil infiziert wurden. Durch die Blutprobe erhofft man sich Aufschlüsse über die sich rasch ausbreitende Infektion des Erregers. Wie so oft, kommt es anders als es sich die Beteiligten ausgemalt haben und bald sitzen sie alle in der Falle und müssen um ihr Leben fürchten.

Enormes Potential der Handwackelkamera

„Rec“ machte sich zu eigen, was bereits bei den US-Produktionen „The Blair Witch Project“ und „Cloverfield“ erfolgreich eingesetzt Rec2 Bildquelle: Universum Film GmbHwurde: Die Handkamera. Zum einen bringt diese Praxis einen Kostenvorteil gegenüber dem klassischen Filmemachen mit sich, auf der anderen Seite kann durch das freie Handling eine vergrößerte Dynamik erzeugt werden. Das Visuelle ist Teil der filmischen Narration – wenn ein Infizierter auf die Kamera losrennt, bleibt kein Zuschauer cool. In „Rec“ besucht die TV-Reporterin Ángela Vidal (Manuela Velasco) mit ihrem Kameramann Pablo (Ferran Terraza) eine Feuerwache in Barcelona, um eine Dokumentation über deren Arbeit zu drehen. Als die Sirene erklingt, zögern beide keinen Augenblick und folgen den Einsatzkräften auf Schritt und Tritt. Die Feuerwehrmänner werden zu Hilfe gerufen, da in einem Wohnhaus scheinbar tollwütige Menschen ihre Nachbarn attackierten. Kaum am Ort des Geschehens eingetroffen, finden die Einsatkräfte und das TV-Duo ein gefährliches Szenario vor, denn auch sie werden von einer blutverschmierten Göre Rec2 Bildquelle: Universum Film GmbHangefallen. Als kurz darauf das Wohnhaus versiegelt und unter Quarantäne gestellt wird, dämmert den Eingeschlossenen der Verdacht, das diese Situation keine Zufällige ist. Der Überlebenskampf beginnt. Der Zuschauer erlebt derweil alles aus der Sicht des Kameramanns. Das Bild wackelt, ist unscharf und hat einige Aussetzer. Das was zu sehen ist, schockiert den Zuseher, denn sowohl die Feuerwehrmänner als auch die TV-Leute werden zusammen mit einigen im Haus verbliebenen Zivilisten Zeuge einer bestürzenden Horror-Szenerie.

„Rec2“ setzt auf den visuellen Stil des Vorgängers

Das visuelle Konzept des zweiten Teils führt den Handkamerastil fort und schafft es, diese Idee noch um eine nützliche Variation zu erweitern. Rec2 Bildquelle: Universum Film GmbHWar es damals die Kamera des TV-Mannes Pablo, durch die der Zuschauer an dem Schreckensszenario teilnehmen konnte, sind es diesmal Kameras, die an den Helmen der Polizisten befestigt sind. Dadurch ermöglichen die Regisseure die freie Änderung des Blickwinkels, eine sehr funktionale Lösung und tolle Idee um die Dramaturgie noch intensiver anzutreiben. Untersucht beispielsweise ein Polizist den scheinbar verlassenen Dachstuhl über einer Wohnung, schalten seine Kollegen dessen Kamerabild ein, um „dabei“ zu sein. Und dabei ist somit auch der Zuschauer. Dieser hat vom blutigen Horror-Szenario schon im ersten Teil hautnah mitbekommen und das erweiterte Kamera-Konzept in „Rec2“ setzt nochmals einen drauf: Die Partizipation des Publikums erreicht einen noch stärkeren Grad, was die Spannung letztendlich noch einmal vergrößert.

Ausbau der Story

Insgesamt gesehen wird die Handlungsbasis aus dem Vorgänger aufgegriffen und ausgebaut. Die Herkunft des Erregers steht zunächst im Mittelpunkt,Rec2 Bildquelle: Universum Film GmbH des Weiteren soll der Umfang der Infektion unter den sich im Haus befindenden Menschen kontrolliert werden. Oberste Priorität hat die Sicherheit: Nichts darf ins Freie gelangen. Auch die Beamten nicht, die schnell realisieren, dass sie im Haus gefangen sind. Bald stellt sich heraus, dass die Rückschlüsse auf Zusammenhänge mit dem Vatikan mehr als nur vage Vermutungen sind und der Mann vom Gesundheitsamt bisher einige Informationen unterschlagen hat, die nun – mit nachdrücklicher Aufforderung der Polizisten – ans Tageslicht kommen. Die Dimension des Zwischenfalls gestaltet sich zunehmend ausufernd, die Figuren geraten von einer heiklen Situation in die nächste. Rasanz, Tempo, Gefahr und Schrecken werden in „Rec2“ klug miteinander verbunden, die Wackelkamera sowie ausgeklügelte hell/dunkel-Szenarios tun ihr Bestes um die Protagonisten und den Zuschauer gleichermaßen einzuschüchtern. Mit durchschlagendem Erfolg, die Gefahr wird zunehmend gesteigert, die Nerven sind bis zum Zerreißen gespannt. Zu guter Letzt legen die Regisseure den Grundstein für einen weiteren Film, einschlägigen Branchenberichten zufolge sollen sogar zwei weitere „Rec“-Streifen die Geschichte der mysteriösen „Infektionskrankheit“ umfassend erzählen: Ein Prequel und ein Sequel sollen nach derzeitigem Informationsstand die „Rec“- Quadrologie vervollständigen.

Umfangreiche DVD-Ausstattung mit vielen Specials

Bei „Rec2“ kann keine standardisierte Bewertung der Bildqualität erfolgen, da das Gezeigte nicht wie im üblichen Film inszeniert ist,Rec2 Bildquelle: Universum Film GmbH sondern als Bilder von Helmkameras funktionieren sollen. Daher dienen Bildstörungen, Unschärfen und eine reduzierte Farbgestaltung in diesen Fall als handlungsunterstützende Merkmale – das filmerfahrene Publikum kennt dies von Überwachungskameras oder ähnlichem. Das Sounddesign ist vortrefflich gelungen, Besitzer einer Sourroundanlage werden sich verängstigt umschauen, denn überall sind raschelnde und rumorende Geräusche auszumachen. Die deutsche Dolby Digital 5.1 Spur ist eindrucksvoll abgemischt aber auch das spanische Original kommt mit gleichem Format daher und präsentiert sich vergleichbar gruselig. Deutsche Untertitel können optional eingeblendet werden. Mit einem Blick in die Bonus-Sektion zeigt sich die gute Ausstattung der „Rec2“-DVD-Version, auf die unser Test beruht: Neben dem Making of gibt es ein 53-minütiges „Behind the Scenes“-Feature. Das in spanisch enthaltene Bonusmaterial kann deutsch untertitelt dem Standard entsprechen angesehen werden und bietet einen tiefen Blick hinter die Kulissen. Der ca. 10 Minuten umfassende Videoclip „Rec2 auf Tour“ zeigt das Filmteam beim Festivalscreening in Venedig, ausserdem ist die Pressekonferenz zum Screening in Sitges hinzugefügt worden – auch eine ganz sinnvolle Idee um dem Publikum zu vermitteln, wie ein Festivalbesuch für Cast & Crew aussehen kann. Der Trailer im Original und auf deutsch plus verschiedene Teaser runden die gelungene direct-to-DVD-Premiere ab.

(mo)
Bildquelle: Universum Film GmbH

Nach oben scrollen