Ein Werk von Philipp Morlock Foto: Anna-Lisa Konrad

13 Jahre Junge Kunst

Mit einem außergewöhnlich langen Titel eröffnete am 2. April 2011 die Ausstellung „Dreitausenddreihundert-achtundvierzig und eine Nacht – 13 Jahre Stipendium Junge Kunst in Essen“ im bekannten Museum Folkwang in Essen. Mit jenen Exponaten werden diesmal in nur einer einzigen Ausstellung gleich mehrere völlig unterschiedliche Künstler präsentiert. Die Liste der Stipendiaten ist, wie mag es auch anders sein, mit 13 Auserwählten seit 1998 bestückt. Nun bestücken diese die Räumlichkeiten des Museum Folkwang mit ihren einmaligen Werken und Plastiken. Noch bis zum 12. Juni 2011 sind Kunstliebhaber und -interessenten eingeladen, einmal mehr das „schönste Museum der Welt“ zu besuchen.

[ruhr-guide] Mit Kunst umzugehen und sie zu verstehen war und ist noch immer ein ungelöstes Rätsel. Ein Märchen, bei demEin Werk von Philipp Morlock Foto: Anna-Lisa Konrad niemand genau weiß, was nun wirklich stimmt, greifbaren Fakten entspricht oder doch der Fantasie entsprungen ist. Was genau geht in kreativen Köpfen vor? Was sind die Visionen der Künstler? Woher nehmen sie ihre Ideen? Welche Rolle spielt die visuelle Umsetzung? Fragen, die einen immer wieder auf ein Neues beschäftigen. Doch nun könnte der ein oder andere Kunstkenner ein paar Antworten finden. Zumeist sogar schon auf den ersten Blick und für die breite Masse verständlich. Mit offensichtlich viel Energie und Tatendrang beweisen 13 Stipendiaten, dass sie es zu Recht noch einmal ins Museum Folkwang geschafft haben.

Bis 2013 ist das Stipendium gesichert

Seit 1998 haben junge Künstler die Chance jenes begehrte und karriereförderndes Stipendium „Junge Kunst“ zu erhalten. Zunächst bloß finanziertPorzellanmodellation von Caro Suerkemper Foto: Anna-Lisa Konrad durch private Mittel der Rotary Clubs Essen entschloss sich der Kunstring Folkwang e.V. 2008 die Trägerschaft des Stipendiums zu übernehmen und durch die Unterstützung von Helene Mahnert-Lueg sind die finanziellen Mittel für die nächsten Jahre bis 2013 gesichert. Die (Märchen-)Geschichte wird also weiter geschrieben.

Wie schon Scheherazade in „Tausendundeiner Nacht“ erzählt auch die aktuelle Ausstellung mit dem wunderbaren, kaum langen adaptierten Titel „Dreitausenddreihundertachtundvierzig und eine Nacht – 13 Jahre Stipendium Junge Kunst in Essen“ mehrere Kurzgeschichten zugleich, die dennoch einem roten Faden folgen. Hier geht es um Kunst, um Konflikte des Verstehens, um das Visualisieren einer Idee, um das Verdeutlichen von Zusammenhängen, um Kritik an der Gesellschaft und um das klischeehafte Frauenbild damals sowie heute. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Methoden und Perspektiven wird geboten und verständlich gemacht. In 13 Jahren passiert, wie jeder weiß, eine Menge. So war es wohl sehr schwer nur die bestbeschreibendsten Werke der insgesamt 13 Künstler auszuwählen.

Vom Video bis zur Buntstiftmalerei

Jeder Künstler bekommt eine eigene kleine Ecke des Museum Folkwang, die er nach seinen Wünschen inszenieren konnte. Die SzenografienBuntstiftzeichnung von Slawomir Elsner Foto: Anna-Lisa Konrad gehen von Bundeswehrkleidung inklusive Gewehr, die ordentlich an einer Kleiderhakenleiste montiert ist und erst auf den zweiten Blick erkennen lässt, dass es sich um Kinderkleidung handelt, über dokumentarisch-kritische Videoinstallationen von Ole Aselmann oder Astrid Nippoldt, einem Holzadler, der dem Bundestagsvöglein ziemlich nahe kommt, einem Künstlertisch, der von einem großen ovalen Loch, aus dem wiederum eine Art Stroh unter einer durch Wind aufrecht geblasenen Haube entspringt, bis hin zu den großen und kleinen schwarzen Hutformadaptierten Mafiakutschen Philipp Morlocks, Wortspiel-Plastiken Peter Torps, dekorativen Porzellanlampen und -spiegeln, bei denen der weibliche Körper die entscheidende Rolle spielt bis zu Gemälden von Slawomir Elsner, die eigentlich mehr nach echten Fotografien von brennenden Autos aussehen, jedoch bei näherem Betrachten verblüffend grandios mit einfachen Buntstiften und simplen Strichen gezeichnet wurden.

Es gibt viel Neues zu entdecken!

Diese Ausstellung ist keine gewöhnliche, denn man spürt ganz besonders hier den jungen Esprit der Künstler. Nicht wie ein Van Gogh oder Monet sind ihre Werke schwerfällig und mit ihrer kunsthistorischen Bedeutung überlagert, sondern eher frech, teils fiktiv, teils autobiografisch und aufbrechend mit üblichen Strukturen zeigt diese Ausstellung andere Blickwinkel auf das heutige Kunstverständnis.

Lange Nächte und Tage wurden gerne geopfert

Der Titel verrät einiges über eben diese 13 Menschen, die für ihre Ideen und kreativen Expressionen lange Nächte und kurze TageWortspiel-Installation von Peter Torp Foto: Anna-Lisa Konrad in Kauf genommen haben. Zusammen gezählt sind all jene Exponate zu damaligen Zeiten in genau dreitausenddreihundert-achtundvierzig und einer Nacht im Kunsthaus Essen verwirklicht worden. Eine unglaubliche Anzahl an Monaten, Wochen, Stunden oder gar Minuten. Sogar aktuell wurden noch einmal Stunden und Tagen angehängt. Der Künstler Simon Halfmeyer verbrachte über eine Woche Zeit im Museum Folkwang, um sein blau-gelbes Wandbild auf die Mauer zu bannen. Ein Unikat, welches nur ein einziges Mal in dieser Form zu sehen sein wird! Angefangen mit Caro Suerkemper (ausgezeichnet 1999) ist „Dreitausenddreihundertachtundvierzig und eine Nacht – 13 Jahre Stipendium Junge Kunst in Essen“ noch lange nicht am Ziel angekommen und das ist gut so. Die aktuelle Stipendiatin heißt Simone Junker (2011) und stellt ebenfalls parrallel hierzu in Essen aus. Auch nächstes Jahr wird es wieder einen neuen Stipendiaten oder eine neue Stipendiatin geben – In diesem Sinne: „Auf das, die Kreativität Geschichten zu erzählen niemals endet!“

„Dreitausenddreihundertachtundvierzig und eine Nacht – 13 Jahre Stipendium Junge Kunst in Essen“

2. April 2011 – 12. Juni 2011

Stipendiaten:

Caro Suerkemper, 1999
Peter Torp, 2000
Philip Zaiser, 2001
Matthias Weischer, 2002
Astrid Nippoldt, 2003
Jana Gunstheimer, 2004
Slawomir Elsner, 2005
Philipp Morlock, 2006
Simon Halfmeyer, 2007
Anna Lea Hucht, 2008
Ole Aselmann, 2009
Axel Loytved, 2010
Simone Junker, 2011

Museum Folkwang

Museumsplatz 1
45128 Essen

(anna-lisa konrad)

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