Das Lichtkunstzentrum, Foto: Ruhr Tourismus / Frank Vinken

Zentrum für internationale Lichtkunst – Unna

Im kleinen, beschaulichen Unna befindet sich etwas weltweit Einzigartiges: ein Museum, das sich ausschließlich der Lichtkunst widmet. In den Gewölben der ehemaligen Lindenbrauerei, zehn Meter unter der Erde, können sich Besucher bei einer einstündigen Führung von der Faszination Licht ergreifen lassen!

Das Lichtkunstzentrum, Foto: Ruhr Tourismus / Frank Vinken

[ruhr-guide] Mitten im Zentrum von Unna befindet sich das Gebäude der ehemaligen Lindenbrauerei. Schon von Weitem weist der 52 Meter hohe Schornstein des Industriedenkmals darauf hin, dass hier längst kein Linden-Bier mehr gebraut wird. Denn mit dem Schornstein ragt auch eine Fibonacci-Reihe des 2003 verstorbenen italienischen Künstlers Mario Merz in den Himmel. Die Zahlenfolge, bei der jede Zahl die Summe seiner Vorgänger bildet, illuminiert seit 2000 den Nachthimmel von Unna und ist zum Wahrzeichen des Lichtkunst-Museums geworden.

Lichtkunst in Unna

1992 ist die alte Lindenbrauerei zu einem Kulturzentrum umfunktioniert worden. 2001 bekamen auch die ehemaligen Kühl- und Lagerkeller eine neue Bestimmung: Für die Einrichtung des weltweit ersten und einzigen Lichtkunst-Museums haben sich renommierte internationale Künstler und Künstlerinnen von den außergewöhnlichen Räumlichkeiten inspirieren lassen und ihre Installationen ganz spezifisch auf die architektonischen Gegebenheiten der ehemaligen Braustätte zugeschnitten. Besucher können sich die Lichtkunst-Werke ausschließlich im Rahmen von Führungen anschauen, die in der Woche alle eineinhalb Stunden und an Wochenenden zu jeder vollen Stunde beginnen. Durch labyrinthische Gänge, ehemalige Eiskeller und Gärräume geht es dann von Installation zu Installation. Die Besucher erfahren Wissenswertes über die Künstler und ihre Werke, bekommen aber auch genügend Zeit, die Lichtkunst auf sich wirken zu lassen.

Zentrum für Lichtkunst, Foto: Frank Vinken

Das Spiel mit der Wahrnehmung

Einige der Lichkunst-Installationen sind statisch wie „Die Signatur des Wortes“ von Joseph Kosuth, andere dynamisch wie „space – speech – speed“ von Mischa Kuball. Allen gemeinsam ist aber das Spiel mit der Wahrnehmung des Betrachters: Bei Olafur Eliassons Installation „Der reflektierende Korridor. Entwurf zum Stoppen des freien Falls.“ steht der Besucher zwischen zwei Wänden aus herabfallenden Wassertropfen. Durch das eingesetzte Stroboskoplicht entsteht allerdings der Eindruck, dass das Wasser sich nicht abwärts sondern aufwärts bewegt. Keith Sonniers Arbeit „Tunnel of Tears“ spielt mit der Umgebungsabhängigkeit unserer Farbwahrnehmung. Und die minimalistische Installation „No End Neon. Pier and Ocean.“ demonstriert mittels horizontal bzw. vertikal angeordneter Neonröhren die Subjektivität unserer räumlichen Wahrnehmung.

Ganzfeld-Raum und tanzende Schatten

Beeindruckend ist auch die begehbare Installation „Floater 99“ des wohl bekanntesten Lichtkünstlers James Turrell. Ein leerer Raum der nur mit Licht gefüllt ist, nimmt dem Besucher jegliche Orientierungsmöglichkeiten. Anzumerken sei hierbei, dass ein längerer Aufenthalt in einem solchen „Ganzfeld-Raum“ dem Menschen nicht nur die Orientierung, sondern auch den Verstand rauben würde. Anders gruselig wird es bei Christian Boltanskis „Totentanz“: Sich bewegende, marionettenhafte Schattengestalten projiziert er an die Wand und schafft so eine gespenstische Atmosphäre, die sich erst relativiert, wenn der Besucher die Quelle der erzeugten Bilder ausmacht: kleine Figuren, Lampen und Ventilatoren. Nicht nur mit visuellen, sondern auch mit akustischen Reizen arbeiten übrigens die Installationen der beiden einzigen vertretenen Künstlerinnen, Rebecca Horn und Christina Kubisch.

Floater 99 von James Turrell, Foto: Frank Vinken

Erlebnis Lichtkunst

Wahrnehmung ist relativ, Interpretation subjektiv und Kunst entsteht immer erst im Auge des Betrachters – das zeigt eine Führung durch das Lichtkunst-Museum in Unna. Die außergewöhnlichen Räumlichkeiten der ehemaligen Brauerei und die Vielfältigkeit der Installationen machen den Museumsbesuch zu einem kurzweiligen, spannenden Erlebnis. Einmal im Monat wird übrigens auch eine Führung speziell für Kinder angeboten.

Lichtkunstmuseum

Lindenplatz 1
59423 Unna

Öffnungszeiten
Das Museum hat derzeit unterschiedliche Öffnungszeiten und kann im Rahmen von öffentlichen Führungen besucht werden.
Auch Sonderführungen können wieder gebucht werden.
Montags hat das Museum geschlossen.
An Heiligabend (24.12.), am 1. Weihnachtstag (25.12.), an Silvester (31.12.) und Neujahr (01.01) geschlossen.

Preis: 11,00 Euro / erm. 8,00 Euro

Tel.: 02303 103 751
Fax: 02303 103 788

www.lichtkunst-unna.de

Fotocredit: 1. Ruhr Tourismus / Frank Vinken; 2. und 3. Frank Vinken

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