Bernd Begemann verwandelte Bochum in die Beat City

Bernd Begemann in der Beat City Bochum

„20 Kilo Übergewicht und immer noch heiß!“ Aus dem hohen Norden in das von Arbeitslosigkeit gebeutelte Ruhrgebiet kam Bernd Begemann am Valentinstag und verzückte die Zuschauer im Bahnhof Langendreer mit seinem Solokonzert. Geschichten von Herzeleid, Schwestern, Möbelhäusern und dem Leben als Mann standen auf dem Programm.

[ruhr-guide] „Jungs, die allein auf Bernd Begemann Konzerte gehen, Bernd Begemann verwandelte Bochum in die Beat Citysind total süß. Guckt sie euch an!“ Und tatsächlich hatten sich im gemütlichen Studio des Bahnhof Langendreer verhältnismäßig viele männliche Zuschauer eingefunden. Bedenkt man, dass der Herr auf der Bühne wirklich sexy ist, und dies auch weiß – die anwesenden Damen waren wie immer hingerissen. Solo, das heißt mit Gitarre und elektronischem Equipment, ist für den Musiker verpflichtend, möchte er sich doch seinen eigenen Aussagen zufolge nicht einer Bandhierarchie unterwerfen oder gar Kritik seiner Mitmusiker aussetzen.

Bernd Begemann ist eine Rampensau und als solche lässt er in seinem musikalischen Werk die Singer-/Songwriter-Tradition aufleben – auf seine ganz spezielle Art. Und auch im Ruhrgebiet brauchte er wieder die berüchtigten drei Songs, um Neulinge von seinem speziellen Humor zu begeistern. Seine Texte behandeln Alltagsthemen, Situationen, die jeder kennt. Denn jeder war doch schon mal verliebt oder unglücklich verliebt oder einfach nur unglücklich. Oder Möbelkaufen bei Ikea. Oder unzufrieden im Job. Er singt von Menschen, denen jeder irgendwann schon einmal begegnet ist – egal ob sie nun Katrin, Kathrin oder gar Cathrin heißen. Er begleitet sich dabei mal auf der Gitarre – rockig bis sentimental – oder durch abgespeicherte Sounds, die bisweilen in den Schlagerhimmel reichen könnten oder jeden Elektrofan mitreißen.

Von der Bühne aus erkannte er im Zuschauerraum genau Geschichten von Herzeleid, Schwestern, Möbelhäusern und dem Leben als Mann standen auf dem Programm von Bernd Begemann!dieselben 40 Gäste wie beim letzten Konzert und diese hatten noch ihre arbeitslosen Bergarbeiterfreunde mitgebracht. Und da Herr Begemann mehr als einfühlsam und sich der schweren Zeiten bewusst ist, strich er kurzerhand seinen Song „Ich komme um zu kündigen“ aus seinem Repertoire. Dafür gab es die Lieder „Ich identifiziere mich nicht mit der Firmenphilosophie“, „Fernsehen mit Deiner Schwester“, „Ich stamme aus den Hügeln“, „Liebe tat mir nie weh“, „Judith, mach Deinen Abschluß“ oder „Ein Fremder in Deiner Wohnung“ sorgten für den richtigen Mix – von Melancholie bis Sarkasmus, von verträumt bis lustig. Und zu lernen gab es auch eine Menge, denn Herr Begemann kennt nicht nur viele Lebensweisheiten – „Billig gekauft ist doppelt bezahlt“ oder „Große Worte machen keine schönen Lieder“ – sondern kennt sich auch sonst richtig gut aus, könnte mit TV-Quiz-Mastern konkurrieren und verloste noch ein paar bisweilen zwielichtige DVDs.

Nach „gefühlten 9 Stunden“, nein, mehr als zwei Stunden bester Bühnenunterhaltung und Gefühlsachterbahnen gab es dann noch Gratis-Autogrammkarten, die nichts kosteten.

(sl)

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