Die Ausstellung im Jüdischen Museum Westfalen, Foto: Jüdisches Museum Westfalen/Thomas Ridder

Jüdisches Museum Westfalen

Im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten informiert die Dauerausstellung den Besucher anhand von Exponaten und einem Audiosystem über die Geschichte der Juden. Leider schüren fehlende Einblicke in die Kultur noch heute Vorurteile. Um dies zu vermeiden, hat sich der Museumsträger zur Aufgabe gemacht, Nichtjuden das jüdische Leben und dessen Geschichte zu vermitteln. Der Ort lebt neben den Ausstellungen von Vorträgen, Begegnungen, Diskussionsrunden, Veröffentlichungen … ein bemerkenswertes Konzept gegen das Vergessen!

Die Ausstellung im Jüdischen Museum Westfalen, Foto: Jüdisches Museum Westfalen/Thomas Ridder

[ruhr-guide] Seit 2001 besteht das Jüdische Museum Westfalen in seiner heutigen Form in Dorsten. Das Museum ist von großer Bedeutung für die Region. Es leistet mit seinen zum größten Teil ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern einen erheblichen Beitrag zur Vermittlung der Geschichte jüdischen Lebens. Das Augenmerk liegt dabei auf Westfalen: Juden lebten hier Jahrhunderte lang unter Christen, doch während der NS-Diktatur änderte sich ihre Lage dramatisch. Das Jüdische Museum greift in seiner Arbeit die Themen der jüdischen Kultur auf, sucht nach deren Spuren in der Vergangenheit und blickt in eine offene Zukunft!

Initiative versetzt Berge

Aus einer Dorstener Bürgerinitiative, die sich bereits 1982 mit der nationalistischen Vergangenheit auseinandersetzte, entstand 1987 der „Verein für jüdische Geschichte und Religion e.V.“. Die Gründung war eine notwendige Schlussfolgerung ihrer Tätigkeit, die im Laufe der Zeit auf folgende Problematik stieß: das fehlende Wissen über die jüdische Kultur und Religion gab antisemitischen Vorurteilen weiterhin einen Nährboden. So war man sich einig darüber, dass ein Museum als Plattform den Zweck erfüllen würde, Nichtjuden die fehlenden Einblicke und Informationen zu vermitteln. Mit Hilfe des Landes NRW, des LWL und der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege konnten historische Exponate angekauft werden. Ein weiterer Teil der Objekte ist auf private Leihgaben und Schenkungen zurückzuführen. Durch die Unterstützungen konnte schließlich das Vorhaben des „Jüdischen Museums Westfalen“ umgesetzt werden.

Zudem sanierte die Stadt Dorsten eine Villa im Zentrum und vermietete das Gebäude an den Verein. Das Museum eröffnete 1992 und wurde 2001 durch einen Anbau erweitert. Ebenfalls wurde im Jahr 2001 mit Hilfe der Landesregierung NRW eine Stiftung gegründet, um die kontinuierliche Arbeit des Museums auch in Zukunft abzusichern, die derzeit hauptsächlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern gestemmt wird. Träger der Stiftung ist der Kreis Recklinghausen sowie die Sparkasse Vest Recklinghausen.

Eine Tora in der Ausstellung im jüdischen Museum Westfalen, Foto: Jüdisches Museum Westfalen/Thomas Ridder

Dauerausstellung

Die Dauerausstellung im Obergeschoss: „Jüdische Religion und Tradition“ sowie „Jüdische Lebenswege in Westfalen“ ist unterteilt in zwei Themenbereiche. Der erste Ausstellungsteil gibt Aufschluss über religiöse Abläufe: die Stichworte Tora – Synagoge – Gemeinde werden anhand von Exponaten und Informationstexten ausführlich behandelt. Doch wie leben die Juden? Unter Haus – Familie – Individuum wird das Alltagsleben, wie jüdische Feste und Bräuche vorgestellt. Dritter Punkt: die Judenfeindlichkeit, im Besonderen die Verfolgung und Vernichtung der westfälischen Juden während des Zeit des Nationalsozialismus wird thematisiert. Ein „regionaler Schatz“ der Ausstellung ist der Bottroper Bücherfund, ein Korb gefüllt mit jüdischer Literatur, der lange Zeit unentdeckt blieb und letztlich im Jüdischen Museum seinen festen Platz fand. Über den Grund seines Versteckes kann nur spekuliert werden, da seine Besitzer diese Fragen nicht mehr beantworten konnten. Sie sind von den Nationalsozialisten ermordet worden.

»L‘Chaim!« – Auf das Leben!

»L‘Chaim!« – Auf das Leben!, die dritte Dauerausstellung des Jüdischen Museums Westfalen übernimmt diese wichtigen Themen und führt sie mit neuer Gestaltung fort. Außerdem werden weitere wichtige Themen aufgegriffen: jüdische Vielfalt, Ein- und Auswanderung, jüdische Ethik und Jüdischsein in der Gegenwart. Im Rahmen der Themen „Digitalisierung“ und „Interaktion“ wird die Ausstellung mit kreativen Methoden interaktiv gestaltet. Auch die Ausstellung „Jüdische Lebenswege in Westfalen“ wird in der Perspektive der neuen Ausstellung um einige jüdische Biografien bereichert, anstelle des bisherigen Ausstellungsformats wird die „Lebenswege“-Ausstellung zur Bildschirmpräsentation.

Verschiedene Themen der jüdischen Kultur, Foto: Jüdisches Museum Westfalen/Thomas Ridder

Zeitzeugen berichten

Auch sehr aufschlussreich sind die Audiobeiträge zu den Judensternen. Hier kommen Zeitzeugen zu Wort und berichten, wie es sich mit einem Stern in der Öffentlichkeit lebte. Der zweite Ausstellungsteil verdeutlicht die Lage der Juden anhand von Zeugnissen, Berichten, Hinterlassenschaften und Schilderungen – 14 individuelle Geschichte von Juden mit verschiedenen Berufen während unterschiedlicher Epochen werden erzählt. Sie können an speziellen Audiostationen noch intensiver in das Thema Judentum eintauchen. Die Geräte sind im Eintrittspreis enthalten. Ihnen reicht die Information der Dauerausstellung nicht? Dann finden Sie im neuen Anbau eine Studienbibliothek mit ca. 4.000 Büchern und Zeitschriften zum Eigenstudium.

Jüdisches Museum Westfalen

Julius-Ambrunn-Straße 1
46282 Dorsten
Telefon: 0 23 62/ 4 52 79
Fax: 0 23 62 / 4 53 86
E-Mail: info@jmw-dorsten.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag:
10:00 – 12:30 Uhr und 14:00 – 17:00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 14.00 bis 17.00 Uhr
Montags geschlossen

Eintritt:
Erwachsene: 5 Euro
(in der Gruppe ab 12 Personen 4 Euro)
Ermäßigt: 2,50 Euro

Für weitere Informationen rund um das Programm, Führungen, aktuelle Ausstellungen und Vorträge besuchen Sie bitte www.jmw-dorsten.de

(Stand: Dezember 2023, Angaben ohne Gewähr)

Fotos: Jüdisches Museum Westfalen/Thomas Ridder

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