Max Raabe

Max Raabe und das Palast Orchester in Dortmund

Lieder, Schlager und Couplets, kubanische Rumbas, fröhliche Foxtrotts und elegante Tangos verwandelten am 12. und 13. Juni 2007 das Dortmunder Konzerthaus in einen Ballsaal der 20er/30er Jahre. Steif im Schritt und mit gleichzeitig überaus lockerer Zunge unterhielt Max Raabe mit Liedern über Liebe, Wehmut und Verlangen nach der gnädigen Frau. Doch auch wunderbar Sinnentleertes kam zum Vortrag.

[ruhr-guide] Liedgut nicht nur made in Germany: Auf den Konzertbühnen in New York, Paris, Moskau, Montreaux und Max RaabeBerlin, in Rom, Los Angeles, Amsterdam und Wien feierte das Publikum Max Raabe und sein Palast Orchester mit wahren Begeisterungsstürmen. Am 12. und 13. Juni gastierten sie nun im Dortmunder Konzerthaus und auch hier ernteten sie zum 20-jährigen Bühnenjubiläum begeisterten Jubel. Musik der 20er und 30er Jahre stand auf dem Programm, und wie Max Raabe es mehrfach ausdrücklich erwähnte „in Originalarrangements“. Die zwölf Musiker, darunter die anmutige Cecilia Crisafulli, eröffneten den Abend mit dem Foxtrott „Annabell“. Max Raabe, der Entertainer im Frack und mit dem perfekt glänzenden Haar, nannte vor jedem Lied stets Komponist und Texter und erläuterte nicht ohne Augenzwinkern Inhalt wie auch Bedeutungsgehalt.

„Wenn Sie glauben, dass in der heutigen Popmusik beinahe ausnahmslos sinnentleerte Inhalte zu finden sind, kennen Sie das folgende Stück noch nicht.“ Geht es in den Liedern der 20er und 30er Jahre zumeist um die Liebe, die Schwierigkeit das Fräulein zu erobern, das oft hoffnungslose Verlangen nach der schon vergebenen gnädigen Frau, dem Tanz als ultimatives Freizeitvergnügen, finden sich auch aus dieser Zeit Texte, deren Bedeutung heute etwas merkwürdig anmuten: „Amalie geht mit ’nem Gummikavalier ins Bad“, „Unter den Pinien von Argentinien“ oder „Da tanzt Lu-Lu“. Herrlich skurrile Gedanken, präzise vorgetragen und eigenwillig choreographiert, sorgten für Begeisterung und im Publikum und tosenden Applaus.

„Klonen kann sich lohnen“

Nicht ausnahmslos die Stücke der 20er Max Raabe und das Palast Orchester in Dortmundund 30er Jahre wurden von Max Raabe und seinem Palastorchester an den beiden Abenden in Dortmund dargeboten, auch das zeitlos wahre Klagelied „Kein Schwein ruft mich an“, das er in Sönke Wortmanns Kinoerfolg „Der bewegte Mann“ präsentierte und mit dem er 1994 den endgültigen Durchbruch feierte, wurde im Konzerthaus ebenso wie auch das verrückte „Klonen kann sich lohnen“ vom Publikum bejubelt.

Auch 20 Jahre nach Gründung des Palast Orchesters, nach unzähligen Auftritten im In- und Ausland, von Lübeck bis Los Angeles, von München bis Montreaux, verblüfft der Sänger seine Zeitgenossen mit einer phantastischen Unzeitgemäßheit. Ganz anachronistisch und wie aus einer fremden Zeit singt er „Mein kleiner grüner Kaktus“ oder „Ein Freund, ein guter Freund“ – musikhistorische Juwelen, geradezu archaisch wirkende Lieder einer lange versunkenen Epoche. Das Wunder ist: Er trägt sie mit einer derart schnörkellos präzisen, staubtrocken nüchternen und zugleich aufregend präsenten Perfektion vor, dass die 80 Jahre alten Lieder so frisch und lebendig klingen wie am ersten Tag. Es sind deshalb keine bloßen Remakes, keine mehr oder weniger gut nachgespielten Schlager, keine süß-sauren Erinnerungsstücke für jene Generation, die noch die alten Schellackplatten kannte, sondern herrliche Neuinterpretationen, die das zeitlos Moderne dieser genialen Werke offenbaren.

(sl)

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