Das Voodoo-Museum "Soul of Africa", Foto: SOA Museum

Voodoo-Museum „Soul of Africa“

Voodoo mitten im Ruhrgebiet? In Essen bietet sich die einmalige Gelegenheit sich über die mehr als 4000 Jahre alte Religion zu informieren. Die meisten Menschen wissen über Voodoo nicht mehr als aus gängigen Horrorfilmen. Eine ganz andere, faszinierende Seite zeigt dagegen das Voodoo-Museum „Soul of Africa“ in Essen.

Das Voodoo-Museum "Soul of Africa", Foto: SOA Museum

[ruhr-guide] Es ist zwar nur ein kleines Museum in Essen, das sich dem Voodoo widmet, aber es eröffnet Ihnen den Zugang zu einer ganzen Welt – dem „Soul of Africa“. Mit dem Begriff Voodoo kann wohl jeder etwas anfangen, was Voodoo aber genau ist, wissen die wenigsten. Und hier, mitten im Ruhrgebiet, bietet das Voodoo-Museum „Soul of Africa“ Abhilfe.

4000 Jahre alte Naturreligion

Voodoo ist eine über 4000 Jahre alte Naturreligion, mit geographisch sehr verschiedenen Ausprägungen. Ihr Ursprung liegt wahrscheinlich in Benin, wo Voodoo heute noch eine Art Staatsreligion ist. Daneben ist in Benin die christliche Kirche verbreitet, Voodoo ist aber eine Religion, die offen ist für neue Elemente. Es ist kein Widerspruch, beides zu vereinen. Vieles im Voodoo und überhaupt in Afrika kann man einfach nur wahrnehmen und als real akzeptieren, Fragen nach dem wie und warum sind sehr westlich, sie spielen hier oft keine Bedeutung.

„Voodoo ist eine schwarze Religion, nichts für Europäer“, sagt daher auch Henning Christoph, Ethnologe und Foto-Journalist. Seit vielen Jahren ist Voodoo Mittelpunkt seiner Arbeit, er selber sieht sich als „Chronist des Voodoo“, wie er einmal von einem Voodoo-Priester bezeichnet wurde. Während einer Reportage in Benin kam er mit Voodoo in Berührung und war fasziniert. „Ein Thema richtig behandeln, einmal richtig in die Tiefe gehen,“ war damals sein Wunsch. Das Ergebnis sind mehrere Bücher und Filme über Voodoo – ein Kino-Film ist gerade in Arbeit. Im Zusammenhang mit seiner Arbeit entstand die größte Fotodatenbank über Afrika im Internet und das „Soul of Africa“. 2000 hat er das Voodoo-Museum eröffnet, das nach eigener Aussage das einzige in Europa ist.

Voodoo-Museum „Soul of Africa“

Die Geschichte des Museums ist untrennbar mit der Geschichte Henning Christophs verbunden. Seit 35 Jahren reist der gebürtige Leipziger regelmäßig nach Westafrika,Das Voodoo-Museum "Soul of Africa" zeigt zahlreiche Figuren aus heiligem Holz, Foto: SOA Museum seit 1967 arbeitet er als Fotojournalist. In den Jahren hat Christoph eine Vielzahl wertvoller Artefakte gesammelt. Etwa den Altar der Wassergöttin Mami Wata. Die 41 Figuren auf ihrem Altar wurden aus heiligem Holz geschnitzt, ihre Formen und ihre Namen mussten Priestern im Traum erscheinen. Bevor Christoph diesen Altar nach Deutschland bringen konnte, musste in Benin ein neuer geschaffen werden. Die Figuren wurden in tagelangen Zeremonien eingeweiht, mit bis zu 100 Teilnehmern, erzählt Christoph. Bevor der Altar aber in Essen letztlich aufgebaut werden konnte, musste er, da Mami Wata Wassergöttin ist, zu den wichtigsten Flüssen in Deutschland gebracht werden. Mit 20 Gläubigen und Priestern bestritt Christoph auch diese Aufgabe. Der Altar ist auch jetzt noch Anziehungspunkt für Gläubige, vor den Statuen liegen kleine Opfergaben, Flaschen und Münzen. Was von außen leicht als primitiv bezeichnet und als naive Spinnerei verurteilt wird, wirkt hier ganz anders.
Der tiefe Ernst mit dem diese Religion gelebt wird, kann nur europäische Christen erstaunen.

Mindestens so wichtig wie die Exponate ist Henning Christoph selber. Seinen Berichten merkt man immer die Faszination und Begeisterung für eine fremde Kultur an. Ruhig und sicher zieht er den Zuhörer in seinen Bann, entfaltet die Vielfalt des Voodoo und klärt über falsche Bilder auf. Er führt geduldig durch sein Museum, zu jeder Figur, zu jedem Bild weiß er eine Geschichte, ihren Hintergrund und ihre Bedeutung. „Vieles würde ich selber bezweifeln, wenn ich nicht die Bilder und Filmaufnahmen davon gemacht hätte.“

Voodoo-Zeremonie

Ein Beispiel für solch Unglaubliches sind zwei Bilder. Sie zeigen einen Mann während einer Voodoo-Zeremonie. Er hat ein Messer durch seinen Kopf gestoßen, man sieht die Spitze an der anderen Seite austreten, er hat die Augen geschlossen, scheint in Trance. Nachdem er es später herausgezogen hat, erzählt Christoph, wurden die Wunden mit Kräutern versorgt und schlossen sich augenblicklich, waren nicht mehr zu sehen.
Alle drei Monate fährt Christoph nach Benin, wo er mit Voodoo-Heilkundigen eine Kräuterfarm aufgebaut hat, um das wertvolle Wissen über die Heilpflanzen zu erhalten.
Sobald Henning Christoph von seinen Erlebnissen spricht, fasziniert er unweigerlich. Denn hier spricht kein Museumsleiter von ein paar Exponaten, das ist alles selbst erlebt worden und Teil seines Lebens. Es gibt selten die Chance, so nahe an diese im Westen so hollywoodesk verklärte Religion herangeführt zu werden, diese Möglichkeit sollte man unbedingt wahrnehmen.

Soul of Africa

Rüttenscheider Str. 36
45130 Essen
Tel: +49 201 787 640
www.soul-of-africa.com

Öffnungszeiten:
Mo- Mi nach Anmeldung
Do – So: 14 – 18 Uhr

Eintritt:
Erwachsene: 10 €
Kinder (bis 12 J.): 8 €
Führungen: 50 € + 3 € pro Person
(Termine für Führungen bitte telefonisch anmelden)

(Stand: Jan 2024, Angaben ohne Gewähr)

Foto: SOA Museum

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