Popstars einer finsteren Zeit? Die meisten Ritter taugten nicht als Idole!
Foto: LWL

„Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ im LWL-Museum für Archäologie in Herne

Lange vor Robbie Williams und Rihanna, Spiderman und den Simpsons, ja, selbst noch vor den Rolling Stones waren sie die Helden eines ganzen Zeitalters: Ritter. Doch, was verbirgt sich wirklich hinter dem Mythos des edlen Recken, des Beschützers von Witwen und Waisen, des perfekten Gentlemans? Dieser und vielen anderen Fragen geht die Sonderausstellung „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ über das Mittelalter im Ruhrgebiet seit dem 27. Februar 2010 im LWL-Museum für Archäologie in Herne nach. Nun wurde zudem die Ankunft einer Chronik aus dem 13. Jahrhundert bestätigt.

[ruhr-guide] Popstars einer finsteren Zeit? Die meisten Ritter taugten nicht als Idole!
Foto: LWL
Erleben Sie die Ritter und Ihre Zeit bei „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ im LWL-Museum für Archäologie wie sie wirklich waren! Film und Fernsehen suggerieren uns auch heute noch das Bild des Ritters in strahlender Rüstung als einzigen Lichtblick im finsteren Mittelalter. Die Realität allerdings sah anders aus: So verbrachte der edle Ritterstand seine Zeit außerhalb kriegerischer Auseinandersetzungen gern damit, eben solche anzuzetteln und rieb sich in oftmals sinnlosen kleinen Schlachten und Fehden auf. Dies geschah zumeist, wie sollte es anders sein, zum Leidwesen ihrer untergebenen Bauern. Von dieser kleinen Schwäche aber einmal abgesehen, waren die Rittersleut durchaus vorzeigbare Idole, wie der Besucher der Ausstellung „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ im Museum für Archäologie in Herne erfährt. Blieb neben all den ritterlichen Verpflichtungen wie Christentum verteidigen, Kirche achten, Ruhm und Ehre erlangen und dem Landesherrn treu ergeben sein mal ein wenig Zeit, so konnte ein Ritter auf Turnieren seiner Herzdame die eigene Tapferkeit beweisen. Mit ein wenig Glück nahm die Angebetete seinen Sieg dann wohlwollend zur Kenntnis und schenkte ihm vielleicht sogar ein huldvolles Kopfnicken … Neben kleinen und größeren Schwächen lässt sich im Ritterstand also durchaus ein Idol des christlich geprägten, mittelalterlichen Hochadels erkennen. Oder glauben Sie etwa Popstars wären perfekt? Machen Sie sich ein eigenes Bild bei „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ im LWL-Museum für Archäologie!

Burgen

Das Ruhrgebiet wird in ganz Deutschland direkt mit kohleverarbeitender Industrie in Verbindung gebracht. Dabei hat der „Pott“ einiges mehr zu bieten, denn mehr Burgen und Schlösser als im Revier gab es nirgendwo in Europa. Leider sind nicht alle Bauwerke des Mittelalters auch heute noch erhalten, Schätzungen Burg Isenberg in Hattingen
Foto: LWL-Museum für Archäologie/B. Song
gehen aber von über 400 Burgen aus, die in der Ausstellungsabteilung „Ruhrgebiet ist Burgenland“ zu neuem Leben erwachen. Auf dem Außengelände des LWL- Archäologiemuseums Herne wird zudem eine mittelalterliche „Motte“, eine Holzturm-Burg auf einem künstlichen Hügel, angelegt. Dieser Vorläufer einer steinernen Burg wird dabei authentisch seinen Vorbildern nachempfunden und gelegentlich auch nach allen Regeln der mittelalterlichen Kriegskunst gestürmt. Sie sollten also beim erklimmen des 25 Meter großen Holzwohnturms bei „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ darauf gefasst sein, Raubrittern auf ihrem Beutezug zu begegnen. Rund um die Ausstellung „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ im Museum gibt es zudem noch den mittelalterlichen Alltag auf verschiedenen Veranstaltungen wie Mittelaltermärkten oder Workshops zu entdecken. Zusätzlich zum LWL-Museum für Archäologie in Herne öffnen auch noch elf Burgmuseen im Umland ihre Pforten und laden dazu ein, das Ruhrgebiet jenseits von Kohle und Stahl kennenzulernen.

Intrigen

Die Geschichte des Überfalls auf Erzbischof Engelbert von Köln liest sich wie ein Krimi, birgt dabei aber eine enorme historische Brisanz in sich:
Das Wetter ist mies am 7. November des Jahres 1225, Nebel und Kälte erschweren das Vorankommen des Erzbischofes Engelbert von Köln. Einige Stunden zuvor hatte der Erzbischof eine friedliche Einigung mit dem Mann aushandeln wollen, dessen Schergen ihn nun gewaltsam zu Tode bringen werden. Fresko aus dem Schloss Burg: Erzbischof Engelbert versucht seinen Mördern zu entkommen.
Foto: LWL/Brentführer
Der Mann ist kein geringerer als sein Verwandter, Friedrich von Isenberg.
Bis heute sind die genauen Hintergründe dieser Tat am Gevelsberg nicht geklärt, fest steht aber, dass sie eine einschneidende Bedeutung für das damalige Ruhrgebiet hatten. Der tödliche Hinterhalt ist nämlich lediglich der Auftakt zu einer gewaltigen Welle an Auseinandersetzungen in der Region.
Unzählige Kleinkriege und Fehden, der Aufstieg und Niedergang von Adelsfamilien und eine Vielzahl von geschliffenen oder neugebauten Burgen sind das eigentliche Ergebnis, dessen Spuren sich bis heute im Ruhrgebiet finden lassen. Die Austellung „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ nimmt Sie mit auf eine spannende Reise in diese bewegten Zeiten und vermittelt anhand von 1000 Exponaten nationaler und internationaler Leihgeber einen Eindruck von dieser einschneidenden machtpolitischen Wende im Ruhrgebiet.

Die Ausstellung

Direkt beim Betreten des ersten Ausstellungssaales läßt sich nachfühlen, was in den schicksalsschweren Abendstunden des 7. Novembers im Jahre 1225 geschehen ist: Die Besucher betreten einen dämmrigen Raum mit aufgewühltem Lehmboden und begleiten dabei die schattenhaften Figuren der beiden Hauptprotagonisten, Graf Friedrich von Isenberg und Erzbischof Engelbert von Köln, unmittelbar vor der folgenreichen Bluttat durch die Wälder um Gevelsberg …
Ein Bild der Äbtissin Adelheid ist nicht überliefert. Das LWL-Museum für Archäologie in Herne gibt ihr auf Postkarten ein Gesicht.
Foto: LWLDie Ausstellung „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“ setzt die Geschichte der beteiligten historischen Persönlichkeiten mit viel Liebe zum Detail und ausgesprochen phantasievoll in Szene und versucht zudem die einzelnen Positionen der Protagonisten zu beleuchten. Welche Rolle spielte Adelheid, die Fürstäbtissin von Essen bei dieser Intrige und wie ist es bei genauerer Betrachtung eigentlich um die Heiligkeit des Erzbischofs Engelbert von Köln bestellt? War Graf Friedrich von Isenberg tatsächlich ein machtbesessener Verräter des Glaubens, der zu Recht zum Tode verurteilt und auf das Rad geflochten wurde? Und wie ging die ganze Geschichte eigentlich weiter?

Begeisterte Tatort-Fans werden hier voll auf ihre Kosten kommen, also lassen Sie den Fernseher doch einfach einmal aus und machen sich auf den Weg nach Herne zu „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“

„Der Weiße Saal“

Der zweite Ausstellungssaal bietet Ihnen Blick voraus: Das LWL-Museum bekommt eine Burg in der Nachbarschaft.
Darstellung: LWLdiverse Mitmachstationen, an welchen nicht nur Kinder ihre helle Freude haben dürften. Gewanden Sie sich in Waffenhemden und versuchen Sie dann mit Schwert und Schild ganz nach Rittermanier ein Holzpferd zu satteln. Kämpfe und schwere Rüstungen sind nicht so Ihr Ding? Dann entsprechen Ihre Talente vielleicht eher denen des fahrenden Volkes, der schreibenden Zunft oder der mittelalterlichen Bauherren. Probieren Sie es aus und bauen Sie anhand eines Holzmodells typische mittelalterliche Torbögen nach, ritzen Schriftzeichen in Wachstafeln oder fiedeln auf längst vergessenen Instrumenten. Die Ausstellung im „weißen Saal“ bei „Aufruhr 1225!“ bietet Mittelalter zum Mitmachen und läßt garantiert keine Museums-Langeweile aufkommen.

„Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“
im LWL-Museum für Archäologie

Westfälisches Landesmuseum
Europaplatz 1
44623 Herne

Tel.: 02323 94628-24 und -0

Öffnungszeiten „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“
Dienstag, Mittwoch, Freitag 9 – 17 Uhr
Donnerstag 9 – 19 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag 11 – 18 Uhr

Eintrittspreise „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen.“
Erwachsene: 6 €
Kinder und Jugendliche: 4 €
Familien: 12 €
Ermäßigungsberechtigte: 4 €

Weitere Informationen zur Ausstellung, Veranstaltungen und Führungen finden Sie unter: www.aufruhr1225.de

(mf)

Fotos: LWL, LWL-Museum für Archäologie/B. Song, LWL/Brentführer.

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