Freie Bahn für Hannes und Trulla: Stiftungsgeschäftsführerin Iris von der Lippe, Circusdirektor Rainer Deutsch, Georg Ehrmann vom Vorstand der DKHD und Dr. Anjona Schmidt-Choudhury, Oberärztin an der Unikinderklinik, (von links) möchten das Klinikclownprojekt langfristig sichern und ausweiten.

Klinikclowns wieder gesund

Finanzspritze aus Berlin macht Klinikclowns gesund: Kinderhilfe Direkt unterstützt Clownsvisiten
bis Sommer 2007 mit 50.000 Euro!

Sie brachten schonFreie Bahn für Hannes und Trulla: Stiftungsgeschäftsführerin Iris von der Lippe, Circusdirektor Rainer Deutsch, Georg Ehrmann vom Vorstand der DKHD und Dr. Anjona Schmidt-Choudhury, Oberärztin an der Unikinderklinik, (von links) möchten das Klinikclownprojekt langfristig sichern und ausweiten. Tausende von kranken Kindern in Bochum und Herne zum
Lachen, jetzt haben die Klinikclowns Hannes und Trulla selbst Grund zur
Freude: Mit einer kräftigen Finanzspritze von 50.000 Euro sichert die
bundesweite Hilfsorganisation Deutsche Kinderhilfe Direkt aus Berlin die
Auftritte der professionellen Spaßmacher des Herner Familiencircus
Schnick-Schnack für die nächsten zwei Jahre. Einmal pro Woche lenken Hannes
und Trulla auf den Kinderstationen der Unikinderkliniken Bochum und Herne
die kleinen Kranken von Wehwehchen, Heimweh und anderen Sorgen ab. Seit
Beginn des Projekts im Frühjahr 2002 genossen weit über 3.000 Mädchen und
Jungen diese Sternstunden im Klinikalltag. Georg Ehrmann, Vorstand der
Deutschen Kinderhilfe Direkt: „Gerade kranke Kinder brauchen Ablenkung und
Freude, aus der sie neue Kraft für die Bewältigung ihres Alltags ziehen
können.“

Die großzügige Unterstützung von 50.000 Euro entstammt dem Projekt
„Spielplatz Krankenhaus“, mit dem sich die Kinderhilfe Direkt für mehr
Kinder- und Familienfreundlichkeit auf deutschen Kinderstationen und in
Krankenhäusern stark macht. Hergestellt wurde der Kontakt zwischen Clowns
und Kinderhilfe durch die CDU-Gesundheits- und Sozialexpertin Ingrid
Fischbach. Als Mitglied der Kinderkommission des Deutschen Bundestages hatte
die Bundestagsabgeordnete das städteübergreifende Kooperationsprojekt aus
Familiencircus, Stiftung Kinderzentrum Ruhrgebiet und den beiden Kliniken
der Spitzenversorgung schon lange im Blick. Fischbach: „Ich habe bei
Krankenhausbesuchen erlebt, wie sich kranke Kinder auf Klinikclowns
einlassen, wie sie trotz ihrer Beschwerden neuen Mut schöpfen und Spaß
haben. Klinikclowns sollte es deshalb in jeder Kinderklinik geben. Was mir
an dem Gemeinschaftsprojekt in Herne und Bochum besonders gut gefällt, ist
zum einen die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, zum anderen der
therapeutische und pädagogische Ansatz der Clowns – hier wird wirklich
hochqualifizierte Arbeit geleistet.“

Hannes und Trullas Auftritte in den Kinderkrankenzimmern sind viel mehr als
reine Spaßmacherei. Beide Künstler – der Krankenpfleger und Theatertherapeut
Hans Duine aus Wanne-Eickel und die Erzieherin Katharina Möhlen aus Duisburg
– bringen wichtige medizinische und pädagogische Kenntnisse mit. Sie
arbeiten in engem Kontakt mit Ärzten und Pflegepersonal. Bevor sie die Tür
zum Krankenzimmer öffnen, haben sie sich genau informiert, wie der
Gesundheitszustand der Kinder ist, wie sie sich gerade fühlen, ob sie
Schmerzen haben oder Heimweh. Großes Einfühlungsvermögen, Spontaneität und
ein kenntnisreicher, liebevoller Umgang mit den kleinen Patienten zeichnet
die Besuche der beiden aus. In den ersten Jahren war Clown Hannes allein auf
den Stationen unterwegs, seit Sommer 2003 begleitet ihn Gefährtin Trulla.
Hans Duine: „Auf diese Weise können wir unseren Auftritt besser
differenzieren. Während ein Clown leise und sanft einem traurigen oder
schwachen Kind vorsingt, kann der andere mit dem Zimmernachbarn kräftig
scherzen und toben.“

Von Anfang an standen die Clownsbesuche auf wackligen, finanziellen Beinen,
denn die Auftritte wurden ausschließlich durch Spenden bezahlt. Eine
öffentliche Förderung oder Unterstützung durch Krankenkassen gab und gibt es
dafür nicht. Der Herner Familiencircus Schnick-Schnack, Initiator und
Träger der Klinikclown-Idee im Mittleren Ruhrgebiet, entwickelte deshalb
viele phantasievolle Aktionen von der roten „Nase des Monats“ bis hin zu
„Nasentankstellen“, die die lustige rote Knolle – das Symbol der
Klinikclowns – zum Kauf anbietet. „Mit diesen Sammlungen werden wir
weitermachen, denn wir möchten das Projekt Klinikclown im Ruhrgebiet
ausweiten,“ sagt Circusdirektor Rainer Deutsch aus Herne. Das Interesse
weiterer Kliniken ist groß, erste Gespräche wurden bereits geführt.

Die Qualität der Clownsauftritte in den Krankenhäusern ist das große
Anliegen der Stiftung Kinderzentrum Ruhrgebiet, die als Kooperationspartner
der ersten Stunde das Projekt anschob. Geschäftsführerin Iris von der Lippe:
„Wir richten unser Augenmerk nun auf eine wissenschaftliche Bewertung – eine
Evaluation – der Clownsauftritte. Mit Hilfe der Ruhr-Universität Bochum
möchten wir herausfinden, was Klinikclowns wirklich bewirken. Unser Ziel ist
es, grundlegende wissenschaftlichen Ergebnisse den Kostenträgern zu
präsentieren, um die flächendeckende Notwendigkeit von Klinikclowns
eindeutig nachzuweisen.“

Die Deutsche Kinderhilfe Direkt ist in Bochum keine Unbekannte. Die
bundesweit tätige gemeinnützige Organisation, die sich um kranke und
benachteiligte Kinder kümmert, unterstützte unter dem Motto „KidsKlinik“ im
Dezember 2004 im Rahmen eines bundesweit beachteten Pilotprojekts die
Renovierung des Erdgeschosses der Unikinderklinik Bochum.

(Susanne Schübel)

Foto: Stefan Kuhn / press image

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