Sonnenuntergang über dem Landschaftspark Duisburg-Nord, Foto: Pixabay, ddzphoto

Industriekultur trifft Natur: Die schönsten Orte fürs Urban Hiking im Revier

Wandern liegt im Trend, doch es müssen nicht immer entlegene Gebirge oder weit entfernte Fernwanderwege sein. Im Ruhrgebiet gibt es eine Fülle von Routen, auf denen Industriekultur und Natur nahtlos ineinander übergehen. Urban Hiking im „Revier“ macht es möglich, Geschichte zu erleben, Großstadtnähe zu genießen und gleichzeitig Erholung in weitläufigen Grünanlagen zu finden. Spannend wird es vor allem dann, wenn ehemalige Bahntrassen, alte Zechengelände oder imposante Industriekomplexe plötzlich von dichtem Grün umrahmt sind. Die Kombination aus Stadt, Historie und Natur zieht nicht nur Locals an, sondern auch immer mehr Besucher von außerhalb.

Sonnenuntergang über dem Landschaftspark Duisburg-Nord, Foto: Pixabay, ddzphoto
Wandern auf den Trassen und über alte Industriegelände im Ruhrgebiet macht Spaß. Genießen sie den Sonnenuntergang über dem Landschaftspark Duisburg-Nord. Foto: Pixabay, ddzphoto

Urban Hiking im Ruhrgebiet: Was macht den Reiz aus?

GrafikDer Begriff „Urban Hiking“ steht für Wanderungen, die nicht nur durch Wald und Wiesen führen, sondern auch urbanes Flair einbeziehen. Gerade das Ruhrgebiet ist dafür prädestiniert. Immerhin verwandelt sich die Region seit Jahrzehnten von einer Bergbau- und Stahlhochburg in eine Kulturlandschaft, in der sich industriekulturelle Denkmäler inmitten grüner Naherholungsgebiete finden. Wo früher die Schornsteine rauchten, laden heute Parks, Kunstinstallationen und Aussichtspunkte ein.

So wird der Spaziergang über stillgelegte Bahntrassen zu einer Reise in die Vergangenheit, während sich ringsum die Natur breitmacht. Hier und da lassen sich Überreste alter Schienen oder verwitterte Mauern entdecken, die Geschichten längst vergangener Tage erzählen. Ein besonderes Beispiel ist die Erzbahntrasse in Bochum, auf der sich heute anstatt schwerer Eisenbahnwaggons Radfahrer, Fußgänger und Inliner tummeln. Hochmoderne Radwege und Gehwege schlängeln sich durch Industriebrachen und eine Vielzahl von Grünflächen. An den Routen liegen Aussichtspunkte, ehemalige Zechengebäude oder stillgelegte Bahnhöfe, die man bestaunen kann.

Urban Hiking im Revier bedeutet zudem, dass die Wege nicht langwierig erschlossen werden müssen. Es existiert ein dichtes Netz aus Bahnen und Bussen, das eine unkomplizierte An- und Abreise erlaubt. Somit lassen sich Touren flexibel planen – ob nur ein kurzer Abstecher nach Feierabend oder ein umfangreicher Tag auf den Beinen. Per Mobilgerät lassen sich dank GPX-Daten oder Komoot fertige Touren einfach herunterladen.

Abseits bekannter Pfade: Entlang ehemaliger Bahntrassen

Ehemalige Bahntrassen bieten sich besonders gut für barrierearme Touren an. Die Wege sind meist breit genug, um auch Rollstuhl oder Kinderwagen Platz zu bieten und verlaufen relativ eben. Ein Beispiel dafür ist die Rheinische Bahntrasse, die Essen und Mülheim verbindet. Auf rund elf Kilometern führt sie durch diverse Stadtteile und offenbart den Wandel des Ruhrgebiets. Entlang dieser Strecke warten Industriedenkmäler, alte Brücken und Grünanlagen. Wer unterwegs keine Lust auf schweres Gepäck hat, findet in unmittelbarer Nähe immer wieder kleine Kioske, Bäckereien oder Cafés.

Eine weitere beliebte Bahntrasse ist die Nordbahntrasse in Wuppertal. Obwohl man hier streng genommen das Bergische Land betritt, lässt sich auch dort hervorragend Urban Hiking betreiben, denn Industriekultur macht bekanntlich nicht an Stadt- oder Kreisgrenzen halt. Mit einer Gesamtlänge von rund 23 Kilometern bietet die Nordbahntrasse reichlich Gelegenheit, das Umfeld Schritt für Schritt zu erkunden und beeindruckende Ausblicke ins Tal oder auf alte Tunnelbauten zu erhaschen. Wuppertal ist zwar für die Schwebebahn berühmt, doch die stillgelegte Bahnstrecke hat längst eine eigene Fangemeinde. Unterwegs laden verschiedene Rastplätze zum Verschnaufen ein und wer noch Power für den Rückweg benötigt, kann die öffentliche Verkehrsanbindung nutzen.

Vom Zechen-Flair zum Grünkorridor: Kombi-Touren mit Fotospots

Die Faszination des Ruhrgebiets ist untrennbar verbunden mit seinen Zechen, Hochöfen und Kokereien. Einige dieser Industriedenkmäler zählen inzwischen zum UNESCO-Welterbe. Einer der bekanntesten Orte ist die Zeche Zollverein in Essen. In den Sommermonaten, wenn das Gelände in sattes Grün getaucht ist, entsteht eine einzigartige Symbiose aus Stahlkonstruktionen und Natur. Wer Urban Hiking liebt, findet hier eine tolle Kulisse zum Fotografieren. Die weitläufigen Areale laden zu mehrstündigen Spaziergängen ein, vorbei an Backsteingebäuden, ehemaligen Schächten und modernen Kunstinstallationen. Zahlreiche Hinweisschilder erläutern historische Hintergründe, wodurch die Tour gleichzeitig zu einer spannenden Geschichtslektion wird.

Ein weiterer Höhepunkt im Revier ist der Landschaftspark Duisburg-Nord. Dort, wo früher Hochöfen glühten, gibt es heute Klettergärten, Tauchspots in einem ehemaligen Gasometer und romantisch bewachsene Industrieanlagen. Im Dunkeln sorgt eine Lichtinstallation für eine Kulisse, die Fotos fast wie aus einer anderen Welt wirken lässt. Auch im benachbarten Landschaftsschutzgebiet lockt die Natur. Hier zeigt sich, wie vielseitig das Revier sein kann: Mal liegt ein stillgelegter Hochofen in Sichtweite, während nur wenige Meter weiter ein dicht bewachsener Pfad zum Spazieren einlädt.

Eine weitere Kombi-Tour führt zum Gasometer in Oberhausen. Das große Industriedenkmal beherbergt regelmäßig Ausstellungen, die sich meist mit globalen oder regionalen Themen befassen. Seit seiner Umwandlung in einen kulturellen Hotspot ist das Gasometer ein Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt. Für Urban Hiker ist das Umfeld interessant: Gleich in der Nähe liegen der Kaisergarten und das Schloss Oberhausen mit seinen Parkanlagen, während das CentrO Oberhausen Shopping, Gastronomie und Unterhaltung vereint. So lässt sich eine Wanderung perfekt mit einem kulinarischen Zwischenstopp in einem der Restaurants oder Cafés verbinden.

Technik für unterwegs: GPX-Daten, Komoot und eSim Karte

Inzwischen gibt es eine riesige Anzahl digitaler Helferlein, um Urban-Hiking-Routen zu planen oder spontan zu entdecken. GPX-Daten lassen sich von Portalen herunterladen und in Navigations-Apps importieren. Komoot erfreut sich im deutschsprachigen Raum besonderer Beliebtheit, da sich mit wenigen Klicks Touren filtern und individuell zusammenstellen lassen. Wer sich den Wechsel zwischen off- und online sparen möchte, kann auf eine eSim Karte zurückgreifen, um unterwegs nicht auf öffentliche WLANs angewiesen zu sein. Insbesondere in Gegenden, in denen das Mobilfunknetz gelegentlich schwächelt, ist eine stabile Datenverbindung Gold wert, um Kartendaten rechtzeitig parat zu haben.

Praktisch ist zudem, dass in den meisten Navigations-Apps Informationen zur Beschaffenheit der Wege, Höhenprofile und sogar Hinweise zu barrierefreien Strecken zu finden sind. Manche Touren bieten Alternativen, falls die Kondition oder das Zeitbudget begrenzt sind. So kann spontan entschieden werden, ob ein Abstecher zu einem Ausguck oder einem weiteren Industriedenkmal Sinn ergibt. Mit Apps wie Komoot lassen sich außerdem interessante Points of Interest wie Biergärten oder Cafés anzeigen. So wird das Urban Hiking zum Genuss.

Einkehrmöglichkeiten und barrierearme Wege

Kein Wanderer oder Spaziergänger wird im Ruhrgebiet hungrig oder durstig bleiben, denn das gastronomische Angebot ist so vielfältig wie die Region selbst. Von traditionellen Ruhrpott-Snacks wie Currywurst und Pommes Schranke bis hinzuschicken Cafés mit selbstgebackenem Kuchen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wer das historische Ambiente schätzt, macht vielleicht in einer umgebauten Zechenkantine Halt oder genießt im Schatten ehemaliger Fördertürme einen Kaffee.

Besonders beliebt sind Biergärten direkt an ehemaligen Industrieanlagen oder in Parknähe. So kann im Sommer draußen bei einem kühlen Getränk und herzhaften Speisen entspannt werden. Nach einem langen Tag auf den Beinen ist ein solcher Stopp eine willkommene Pause. Auch für Familien lohnt es sich, vorab Orte zu recherchieren, an denen Spielplätze in der Nähe sind, damit die Kleinsten sich austoben können.

Foto: Pixabay, ddzphoto

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