Bochum Total 2006 - Das Finale am Sonntag

Bochum Total 2006 – Das Finale am Sonntag

Vier Tage Bochum Total sind geschafft, die Bochumer Innenstadt ist am Montagmorgen beinahe von den Spuren des Wahnsinnswochenendes bereinigt. Veranstalter, Bands und die knapp 900.000 Besucher des größten Open Air-Festivals in Europa sind sich einig: Bochum rockt total! Zum Traumfinale am Sonntag gab es noch einmal beste Stimmung bei strahlendem Sonnenschein und tolle Konzerte von Danja Atari, Gods of Blitz, Rapsoul, IAMX, El Bosso und die PingPongs, Martin Jondo und Alpha Boy School.

[ruhr-guide] Der engagierte Bochum Total-Besucher hatte es schwer: 66 Live-Acts auf vier Bühnen, zahlreiche Bochum Total 2006 - Das Finale am Sonntagkleinere Club- und auch Barkonzerte, ein OFF-Stage- Programm das es umfangreicher noch nie zuvor gegeben hatte, zahlreiche zurückgelegte Kilometer zwischen Konrad-Adenauer-Platz, Südring, Viktoriastraße und Parkplatz an der Kerkwege. Durch die Fußball-WM waren die Festivalfans noch immer in der besten Feierstimmung und erlebten in Bochum eine Art Entschädigung für das knapp verpasste Endspiel. Am Montagmorgen herrscht nun Katerstimmung, die Füße schmerzen noch immer vom Tanzen – gut, wenn man sich jetzt ein paar Tage Urlaub gönnen kann.

4 Tage Kaiserwetter

Wohl zum ersten Mal in der Geschichte von Bochum Total hat es an keinem der vier Festivaltage geregnet, hatte sich nicht einmal die kleinste Wolke gewagt, am Himmel der Stadt zu erscheinen. So begann der Danja Atari nach ihrem Auftritt bei Bochum Total 2006Sonntag auf der WAZ-Bühne bereits um 15.00 Uhr mit einer etwas verspäteten Matinee. Der Biergarten des Mandragora füllte sich schnell mit Schaulustigen – hier konnte man den Abschlusstag mehr als gemütlich angehen lassen. Nach dem Auftakt mit SMAAT waren Danja Atari die perfekte Band für diesen Nachmittag – und es wurde bereits voll auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Wir trafen Danja, Sebastian, Jens und Kay nach ihrem Auftritt gut gelaunt und noch immer begeistert von der Stimmung. Vom Festival selbst haben sie in diesem Jahr noch nichts mitbekommen, denn tags zuvor schipperten sie musikalisch vor Langeoog. Die Band aus dem Herner Musikerkollektiv Tengu Basement gibt es nun seit eineinhalb Jahren. Nach einiger Zeit der kreativen Arbeit im Studio traten sie erstmals vor einem Jahr beim Bochumer Music & Arts Festival auf, im September Foto von Sängerin Danja von Jens Becker, www.getaddicted.orgkommt ihr Album „Shades of July“ heraus. Dieses sollte sich der Freund von Drum’n’Base vs. melancholischen Elektrofinessen auf jeden Fall zulegen. Innerhalb der Band ist Sängerin Danja das Küken, von ihren Musikern wird sie nach eigener Aussage „verwöhnt und geschlagen“. Die zierliche 23-jährige aus Berlin überzeugt auf der Bühne mit ihrer wunderschönen klaren Stimme, ihre Songtexte entstehen stets aus einer Stimmung heraus, sind angenehm melancholisch, dabei alles andere als Lovesongs, Bands wie Portishead oder Massive Attack sind dabei die Vorbilder. Auch die von Drummer und Laptop-Mastermind Sebastian programmierten künstlichen Sounds entstehen so: „Das Gerüst wird als Flash entwickelt, dann geht alles sehr schnell und meistens wie von selbst“, weiß der Soundfrickler. Mehr Infos findet man unter www.danja-atari.com oder www.tengu.de.

Das tolle und abwechslungsreiche Programm sorgte auch am Sonntag wieder für einen kleinen Marathon durch die Bochumer Innenstadt. Während Liv Kristine auf der Schattenreich-Bühne Bochum Total 2006 - Das Finale am Sonntagmit einem Mix aus Goth-Rock und Mittelalter-Sounds die wieder einmal vornehmlich in Schwarz gekleideten Besucher begeisterte, hüpften die Fans von Neuser vor der EinsLive-Bühne wild herum, die auch, und das war zunächst wohl das Tagesmotto, die Melancholie im Gepäck hatten. So war ihre Single und Radio-Dauerbrenner „Von vorn anfangen“ der gute Einstieg für das Programm des Bühnengigangten an der Viktoriastraße. Während Henning, Philipp, Holger, Jens und Florian noch fleißig Autogramme auf Zettel und Sänger und Bassist Sebastian von Gods of Blitz bei Bochum TotalUnterarme schrieben, legten Gods of Blitz mit ihrem Gitarrenrock los, und man musste schon genau hinsehen, um hier nicht The Hives, Mando Diao oder Franz Ferdinand zu vermuten. Schnell war die Feierlaune der letzten Tage wieder da, das Mindestmaß des Mitmachens bestand im Wippen mit dem Fuß, wobei aber die meisten Besucher sehr viel mehr Körpereinsatz zeigten.

Hart und zart

Rock’n’Roll hier, ruhige Klänge IAMX bei Bochum Totaldort, passend zum späten Sonntagnachmittag auf der HEiNZ-Bühne, wo Daniel Cirera an der Gitarre, nur begleitet vom Elektropiano, sang. Ebenso passend, weil irgendwie zum Inventar gehörend, auch Secret Discovery auf der Ringbühne. „Hello, Hello, I’m gonna leave you“ – na ja, noch war es nicht 22.00 Uhr, die absoluten Höhepunkte des letzten Festivaltages sollten schließlich erst noch kommen. So freuten sich die Gothics auf Chris Corner, der früher bei den Sneaker Pimps für den Rock sorgte und seit 2004 als IAMX Erfolge feiert. Wo früher Gitarren kreischten gibt es heute nur noch Synthesizer, Elektronik und Stimme – zumindest symbolisch hätte an dieser Stelle nun wirklich mal eine dunkle Wolke über die Stadt ziehen können. Doch eher das Gegenteil war der Fall – man feierte eine ausgelassene Party, da flog ein BH auf die Bühne, der prompt vom Meister anprobiert wurde. Fliegen war auch bei El Bosso und die El Bosso und die PingPongsPingPongs angesagt, doch flogen hier die Zuschauer selbst, nämlich direkt in den Ska-Himmel. Da wurde es mit fünf mächtig tanzenden Musikern auf der Bühne und einer tobenden Menge davor schon mächtig eng auf dem Parkplatz an der Kerkwege. Die Ska-Band mit den deutschen Texten und Hits wie „Immer nur Ska“ überzeugten auf ganzer Linie und die beiden Sänger El Bosso und Dr. Ring Ding feuerten die Menge an, Ihren Urlaub auf Malle finanziell zu unterstützen – um prompt in einem Geldregen unter zu gehen.

Glückliche Gewinnerin

War hier Die glückliche Gewinnerin Viki mit Alpha Boy Schoolschon die Stimmung am Siedepunkt angelangt, wurde es tatsächlich bald noch schlimmer, denn das war erst der Anfang vom Bochum Total-Ende. Seit einer Stunde bereits saß ruhr-guide- Gewinnerin Viki total happy im VIP-Bereich und verbrachte die Zeit vor dem Auftritt ihrer Lieblingsband mit der Band selbst: Alpha Boy School. Schon am Vortag hatte sie sich in den Freibeuter gequetscht, wild getanzt und die Skasongs lautstart mitgesungen. Doch so langsam wurde sie nervös, stand ihr eigener großer Auftritt doch selbst kurz bevor. Dann gings in den Backstage-Bereich, wo El Bosso zum Schlussakkord ansetzte, Viki sah sich fasziniert um und traute sich ein kleines Stück an ruhr-guide-Gewinnerin Vikiden Seitenrand der Bühne. Hektisches Treiben, Gewusel überall, Festivalsprecher Björn Büttner schaute vorbei, Bochum Total-Chef Marcus Gloria machte ein mehr als zufriedenes Gesicht, die Bochum Total-Crew stand hinter der Bühne zum traditionellen Gruppenfoto bereit. Und dann kam Viki auf die Bühne. Die schon euphorisch jubelnden Ska-Fans musste sie erst einmal beruhigen und um Gehör bitten: „So, Ihr freut Euch mindestens genauso doll wie ich, jetzt hier zu sein … Und jetzt, kommt die beste Skaband aller Zeiten: Alpha Boy Schooooool!“

Wie ein Die beste Skaband aller Zeiten: Alpha Boy Schooooool!Profimoderator, nur sehr viel charmanter, hatte Viki ihren Fan-Gewinn eingelöst, und tanzte während des gesamten Konzerts direkt vor der Bühne mit. Ebenso wie die unglaubliche Menschenmenge jenseits der Absperrung – die Frage von Karsten Riedel „Habt ihr auch genug Platz da unten zum Tanzen?“ war bezeichnend als Zustandsbeschreibung der Stimmung. „Wir freuen uns, wieder hier auf der HEiNZ-Bühne spielen zu dürfen. Im letzten Jahr waren wir ja auf der großen Ring-Bühne, aber hier ist es einfach viel familiärer und netter!“ Neben ihren Skaknallern „Rude Boy“ und „Ska is back in town“ forderten sie auch mit ihrem schweißtreibenden „Boys don’t cry“ und dem neuesten Song vom neuen Album „One in a million“, „New England“, zum Tanze. Auf, vor und auch hinter der Bühne fand Bochum Total den absolut gigantischen Abschluss, den das Festival verdient hatte.

Und ab ins Riff …

Nach dem Bühnenprogramm war dann aber immer noch nicht wirklich Schluss! Und ab ins Riff ...Der echte Bochumer machte sich nun zur Abschlussparty ins Riff auf. Ob draußen auf den Bänken in lauer Sommernacht, im VIP-Bereich bei Cocktails oder in der großen Area bei Bier und Tanz – hier ging noch einmal so richtig die Post ab. Bis halb drei mussten die letzten feierwütigen Gäste sogar am Eingang noch Schlange stehen! Anscheinend hatte sich halb Bochum noch den Montag frei genommen, um Bochum Total zünftig ausklingen zu lassen. Und auch das macht den Spirit des sympathischten Festivals der Welt aus: eine riesengroße Familienparty, auf der man jede Menge alte Bekannte und auch neue Freunde trifft – und von der man gar nicht mehr nach Hause gehen möchte. Wer einmal zu Bochum Total kommt, ist sofort infiziert und wird auch immer wieder kommen …

900.000 Besucher!

Da störte es auch nicht Die Bochum Total-Crew beim traditionellen Gruppenfotoweiter, dass in diesem Jahr der Besucherrekord vom letzten Jahr nicht ganz erreicht wurde: „Die magische Hürde von einer Million Besuchern haben wir zwar nicht genommen, wir sind aber trotzdem mehr als zufrieden“, so Festivalsprecher Björn Büttner. „Durch die WM-bedingte Terminverschiebung in die Ferienzeit war mit so einer Resonanz wirklich nicht zu rechnen.“ Auch Veranstalter Marcus Gloria zeigte sich über den Verlauf sehr erfreut: „Der Zuspruch war enorm, die Stimmung toll und alles ist offensichtlich äußerst friedlich verlaufen. Wir bedanken uns bei den geduldigen Anwohnern, dem großartigen Publikum und allen Beteiligten, die Bochum Total möglich gemacht haben.“ Im nächsten Jahr findet das größte europäische Musikfestival dann auch wieder an seinem angestammten Termin statt, dem ersten Ferienwochenende vom 21. bis zum 24. Juni 2007. Nach Bochum Total ist vor Bochum Total! Also schon mal schön die Tage zählen …

Bochum Total 2006

13. – 16. Juli

Foto von Sängerin Danja von Jens Becker, getaddicted.org.

(sl/pk)

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