Endlich mal wieder eine Band, mit einem ganz eigenen Sound, mit einer guten Live-Performance und mit musikalischer Tiefe, die über die Grenzen der Region hinaus Aufsehen erregen: Lorka!
Subrosa, Q-Bar und ich eine Band gehört, in der die Drums den Sound so intensiv mitprägen wie bei Lorka. Wer wagt es heutzutage noch, mitten in einem Song ein Drum-Solo einzubauen? Doch dem tatsächlich imponierenden Spiel von Arno Bauch wird das durchaus gerecht.
Über allem schwebt die betörende Kindfraustimme von Nadine Hefler, die mich in ihrer Art zu singen an – Achtung, es folgt ein Männername! – Jan Elbeshausen von Marr erinnert. Gelegentlich klingt es nämlich etwas kurzatmig und es fällt ihr schwer, sich gegen die härteren Sequenzen durchzusetzen, dann jedoch zieht sie wieder die ganze Aufmerksamkeit auf sich und fasziniert durch eine ganz eigene Tonalität. Das wird die Musikgemeinde spalten. Doch den ohnehin eigenwilligen Songs von Lorka drückt es einen charakteristischen Stempel auf.
Das spiegelt sich auch in der Erstveröffentlichung „Prehistory and Suddenness“ wieder. Während live einiges an Dynamik von der Bühne aufs Publikum überspringt, kommt die Tonkonserve etwas zurückhaltender und intellektueller daher. Nicht zu ihrem Nachteil. Die Texte, deren Tiefe sich live immer nur schwer entfalten konnte, bewegen sich irgendwo im poetisch-assoziativ Unbewussten und korrespondieren entsprechend mit der Musik. Mit „Zero gravity toilet“ poltert es zu Anfang etwas, dann entspinnt sich das feine Kompositionsspiel von Lorka. Immer wieder weichen die Songs von ihrer hörbaren Linie ab, lösen sich klare Songstrukturen auf, um schließlich doch wieder kunstvoll dahin zurückzukehren. So warten beispielsweise „Wooden“ oder auch „Air“ mit einigen jazzigen und swingenden Zwischentönen auf, wohingegen sich bei „In the fourth lane of a four lane road“ plötzlich ein hartes Riff in die Ohren bohrt, das den Chili Peppers alle Ehre gemacht hätte. Und im abschließenden „Brooding on the incident“ rollen sogar einige Shouter-Rock-Wellen durch die Gehörgänge. Das ist beeindruckend.
Fast beängstigend ist es, dass die Lorkas gerade mal Anfang 20 sind und noch einiges an musikalischer Laufbahn vor sich haben. Das lässt hoffen. Darauf, dass es endlich mal wieder eine Band schafft, mit einem ganz eigenen Sound, mit einer guten Live-Performance und mit musikalischer Tiefe über die Grenzen der Region hinaus Aufsehen zu erregen.
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(MatsB)
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