William Fitzsimmons Foto: Tim Gaylord

PopAbo 2010|11

Ein Musiker. Ganz alleine auf der Bühne. Nur mit der Gitarre bewaffnet und einem Mikrofonständer vor sich. Ohne elektronische Verstärkung. Zweifel kommt auf. Füllt man den großen Saal? Gefällt es den Leuten überhaupt bloß einer einzigen Person zuzuhören? Der Fokus liegt allein auf ihm. So in etwa muss es sich anfühlen, wenn auch in der diesjährigen Saison 2010|11 das PopAbo des Konzerthauses Dortmund wieder seine Saaltüren für Singer-Songwriter wie Tina Dico, Sophie Hunger, Gisbert zu Knyphausen, Efterklang und William Fitzsimmons öffnet.

[ruhr-guide] Wie muss es wohl sein, so recht verlassen und dennoch im Mittelpunkt aller als Einzelner auf der großen William Fitzsimmons Foto: Tim Gaylordklassichen Konzertbühne seine Songs zu spielen? Niemand außer den Künstlern selbst vermag das zu wissen. Doch fragt man sie, beschreiben es alle als eine außergewöhnlich intime und spezielle Atmosphäre. Es scheint eine enge Verbindung zu entstehen, sobald man die Verstärker abstellt und den ruhigen sowie den lauten Passagen der einzelnen Songs seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Im wahrsten Sinne wird man in eine Art Bann gezogen und genießt den Moment. Was kann es schöneres geben?
Das PopAbo des Konzerthauses Dortmund ist eine Programmreihe, welche sich rein auf akkustische Musik spezialisiert hat. Schon in vergangenen Jahren arrangierten Künstler und Bands wie Kettcar oder Tomte ihre Songs neu, um sie in Dortmund präsentieren zu können. Mit großem Erfolg wohl bemerkt, so musste man letztes Jahr sogar den Vorverkauf für die Kings of Convenience schon im Vorfeld stoppen, da der Andrang zu groß war.

Die Künstler 2010|11

Das PopAbo bietet jede Saison 5 Veranstaltungen an. Ebenfalls feiert das Programm in diesem Jahr sein 5. Jubiläum. Der Hauptaugenmerk in dieser Saison liegt auf dem Stil des Singer-Songwriters.

Mit Tina Dico als First-Act wurde eine wunderbare Künstlerin aus Dänemark ausfindig gemacht. DieTina Dico hübsche 33-jährige besticht in ihren Songs mit eine sehr einfühlsamen leichten und dennoch intensiven und realistischen Art. Ihre Songs haben definitiv Ohrwurm-Charakter, doch laden ebenfalls zum Träumen ein. Sie mischt Heiterkeit mit ernsten Themen und unterlegt diese mit einer lockeren Melodie. Tina Dico wurde schon zweimal mit dem Danish Music Award ausgezeichnet. Passenderweise in den Kategorien „Beste Songwriterin“ und „Beste Sängerin“. Ihr Album „Warm Sand“ erreichte Platz 1 der dänischen Charts. Ihre Songs und Bühnenpräsenz werden die Zuhörer garantiert ebenfalls erreichen.

Für Fans von Zero 7, Sia und Tracy Chapman genau das Richtige.

Als zweiter Gast wird die Schweizerin Sophie Hunger ihre Werke zum Besten geben. Eine nicht ganz Sophie Hungereinfach einzuordnende Künstlerin. Denn Jazz-, Folk- und Soul-Elemente sind ihrer Werkzeuge aus denen sie Zauberhaftes zaubert. Mit ihren 27 Jahren beherrscht sie nicht nur mehrere Sprache sowie verschiedene Instrumente, sondern auch das Talent den Zuhörer nicht loszulassen. Ihre Songs sind scheinbar fast genauso vielseitig wie sie selbst. Manchmal wirken sie etwas konfus und hinterlassen ein paar Rätsel, doch mit ihrer ganz persönlichen Note erreichte auch Sophie Hunger den begehrten Ersten Platz der Charts in der Schweiz. Man muss sich einfach selbst von diesem Naturtalent überzeugen lassen.
Alle, die Ani DiFranco mögen, werden Sophie Hunger auch lieben.

Gisbert zu Knyphausen wird der Dritte sein, der die Konzertsaalbühne zu seinem eigen machen wird. Wohl derGisbert zu Knyphausen einzige, der komplett auf deutsch singt und nur mit seiner sanften dunklen Stimme und den gedankenvollen Texten die Zuhörer begeistern wird. Der Rhythmus veranlasst zum mitschwingen und gebannt auf die einzelne Person in mitten der großen Bühne zu starren. Obwohl er es mittlerweile mehr bevorzugt eine kleine Band mitzubrinegn, wird er des Mittelpunkt beim PopAbo 2010|11 bleiben. Man ist gespannt, was als nächstes kommt, obwohl das letzte Lied noch nachzuklingen scheint. So ähnlich sind auch seine Lieder aufgebaut. Seine melancholische Art zieht sich durch die Songs, doch lassen weiterhin Freiraum zum Hoffen. Eine wirklich schöne Kombination, die jeder PopAbo-Besucher im Februar nächsten Jahres erleben kann.
Besonders für ClickClickDecker, Tomte und Element of Crime-Fans ist hier was dabei.

Efterklang bilden die Ausnahme in dieser Saison. Als einzige Band und somit nicht ganz allein auf der Bühne,Efterklang Foto: Nikolaj Holm Moeller verwandeln die vier jungen Dänen den Saal in eine Fantasiewelt. Mit Indie-Rock-Einflüssen, aber sehr leichten Melodien, machen sie ihrem Namen, welcher zu deutsch mit „Echo“ übersetzt werden kann, alle Ehre. Perfekt komponiert und arrangiert entstehen Melodien mit wiederholenden Elementen und scheinbar von anderen Welten. Mal lang, mal kurz, mal mit viel Orchester- oder viel Electro-Einflüssen sind Efterklang wahrscheinlich eine der Newcommer-Bands diesen Jahres und wirklich sehenswert.
Für Fans von Get Well Soon.

Als letzten Akt konnte das PopAbo-Team William Fitzsimmons aus den USA verpflichten. Um diesen mussten sie William Fitzsimmons Foto: Tim Gaylordauch lange mit der Agentur kämpfen. Letztendlich gab es eine Zusage und wer seine Songs schon aus TV-Serien wie Grey’s Anatomy, Brothers & Sisters oder One Tree Hill kennt, kann sie nun noch intensiver erleben. Seine melancholischen Lieder bringen einen fast zum weinen. Seine melodiöse Stimme fängt einen wieder auf und im Endeffekt genießt man diesen kurzen Moment der Sehnsucht. Der gelernte Psychologe Fitzsimmons verarbeitet in seinen Texten eigene Erfahrungen und Erlebnisse. Diese Konzert wird also ein ganz persönliches und das nicht nur für William Fitzsimmons.
Iron & Wine, Devendra Banhart und Ray LaMontagne-Liebhaber werden hier auf ihre Kosten kommen.

„die Schwelle des Hochkulturtempels überschreiten“

Zweifel, dass der Saal nicht voll wird? Kommen kaum auf. Denn seit 5 Jahren besteht die Akustik-Pop-Reihe des Konzerthauses Sophie HungerDortmund und erfreut sich immer mehr an Beliebtheit. Lediglich am Anfang, sobald man den Konzertsaal mit seiner Tiefe und den hängenden Emporen betritt, kam es schon vor, dass so manch Künstler verstummt sei. Nicht aus Angst, sondern aus Ehrfurcht und dem ganz besonderen Gefühl auf dieser Bühne. Es ist etwas einmaliges, und so war auch noch kein Künstler ein zweites Mal dort. Vielleicht um die Erinnerung an diese besondere Atmosphäre nicht zu zerstören, vielleicht auch weil es sich unter den Musikern selbst herum spricht und so mancher sich wünscht ebenfalls auf so eine Konzertbühne vor all diesen Menschen zu stehen und in die vollen Ränge hinauf zu schauen. Der Kontrast zwischen klassischem Konzerthaus und manchmal auch frecher Gitarrenmusik macht den Reiz aus. Dies war auch die Idee, die dahinter steckte. Etwas frischen Wind mit authentischer Musik in ein klassisches Konzerthaus zu bringen und somit ebenfalls die jüngeren Besucher und Zuhörer anzusprechen. Christian Lenzing, Künstlerischer Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros und Verantwortlicher für das PopAbo-Programm, beschrieb es als Vorhaben „die Schwelle des Hochkulturtempels überschreiten“ zu wollen. Sich auf die Suche nach neuen Bands und Acts zu begeben ist mit Sicherheit eine angenehme Tätigkeit, doch einfach die Künstler zu verpflichten sei es nicht. Musiker und ihre Agenturen planen selten so weit im Vorraus und sagen deswegen kaum direkt zu. Doch nun stehen sie fest die 5 Acts der PopAbo-Reihe 2010|11 und sie seien „homogener“ denn je.

5 Konzerte für 1 Preis

Das PopAbo ist außerdem das einzige Programm, welches wirklich ein Abonnement anbietet. So sind 5 Efterklang Foto: Nikolaj Holm MoellerVeranstaltungen, je nach Kategorie und Sitzplatz, schon ab 69,00 Euro bis hin zu 93,00 Euro im Abonnement zu erkaufen. Auch sind die Abopreise etwas günstiger geworden. Die Qualität, die geboten wird, bleibt jedoch gleich oder steigert sich. Das liegt wohl zum Teil auch im Urteilsvermögen des Zuhörers, denn das Besucherpublikum ist schwer einzuschätzen, da jung und alt gleichermaßen ein tolles Programm geboten wird. So könnten die idealen Zuhörer zum Beispiel ein Pärchen um die 30 sein, muss aber keinesfalls auf diese Altersvorgabe zutreffen. Ziel sei es, dass die Leute sich das Abo schon im Vorfeld und mit gutem Gewissen zulegen ohne überhaupt zu ahnen, auf wen sie sich diesmal freuen können. Mit Tina Dico, Sophie Hunger, Gisbert zu Knyphausen, Efterklang und William Fitzsimmons wurden die 5 Acts der aktuellen PopAbo-Saison gesucht und gefunden. Eine schöne Mischung für jeden, der an guter „purer“ Musik interessiert ist und einen unvergesslichen Abend erleben will.

Termine:

Tina Dico | 8.10.2010 | 20 Uhr | 18-29 €

Sophie Hunger | 28.1.2011 | 20 Uhr | 18-29 €

Gisbert zu Knyphausen | 18.2.2011 | 20 Uhr | 14-24 €

Efterklang | 15.3.2011 | 20 Uhr | 16,50 € zzgl. Gebühren

William Fitzsimmons | 17.6.2011 | 20 Uhr | 16,50 € zzgl. Gebühren

Ort:

Konzerthaus Dortmund
Brückstraße 21
44135 Dortmund

Tickets unter: Tel. (0231) 22696-200

(ak)

Nach oben scrollen