Was hat eine Zeche mit Kunst und Natur zu tun? Nicht viel, will man meinen: Die Arbeit unter Tage, die schwere Maschinerie, der zweckmäßige Aufbau deuten mehr auf ein Sinnbild der Realitätsnähe und Industrie hin. Doch es gibt eine Zeche, die sich von den anderen unterscheidet: Die Zeche Teutoburgia. Denn auch, wenn nicht mehr viel vom Arbeitsgelände übrig ist, kann sich ein Abstecher hierher sehr schnell zu einer Erkundungstour entwickeln.
[ruhr-guide] Still ragt das Fördergerüst der Zeche Teutoburgia in den Herner Himmel. Bis auf die Fördermaschinenhalle und das Gerüst deutet nichts darauf hin, dass hier einmal Kohle gefördert wurde. Der 1866 in Betrieb genommene Komplex, der 1925 aufgrund der Probleme bei der Kohleförderung stillgelegt und 1983, 54 Jahre nach dem Versuch, durch den Zusammenschluss mit der Zeche Erin wieder an Kohle zu gelangen, endgültig außer Betrieb genommen wurde, drohte schon fast, zu einer stählernen Ruine zu verkommen. Allerdings setzte sich Christof Schläger mit seiner Initiative Förderverein Teutoburgia e.V. für den Erhalt der Überreste der Zechenanlage mithilfe von Kunst-projekten in der Umgebung ein. Und er hatte Erfolg: Seit 1995 kann man innerhalb der Zechenlandschaft den Kunstwald erkunden, dazu wurde die Maschinenhalle restauriert. Doch nicht nur diese zwei Dinge machen die Zeche Teutonia sehenswert …
Nicht nur ein Fest für die Augen
Wälder haben immer etwas Entspannendes an sich: Weite Flächen, Vogelgezwitscher, Abstand vom Trubel des wilden Stadtlebens …
Doch im Kunstwald, der die Zeche Teutoburgia umgibt, kann man nicht nur dem Stress des Alltags entfliehen, sondern auch vieles entdecken. Überall im Waldgebiet sind moderne Plastiken zu finden. Aufmerksame Besucher werden die Umrisse auf dem Boden bemerken, welche auf die abgerissenen Teile der Zeche hinweisen. Auch für die Ohren wird etwas geboten: Tonaufnahmen, die Schläger persönlich zusammengestellt hat, erwecken den Eindruck, als ob in der Zeche immer noch auf Hochtouren gearbeitet wird. Genießen kann man die Geräuschkulisse auf den sogenannten Klangpodesten. In der Maschinenhalle kann man jedes Wochenende an Konzerten teilhaben, die in Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern entstanden sind. Und in den angelegten Duftgärten wird die Nase unter anderem von Rose, Minze und Lavendel verwöhnt. Kurzum: Der Kunstwald ist ein Fest für die Sinne. Allerdings gibt es noch einen weiteren Ort, den man sich im Zechengebiet unbedingt angesehen haben sollte.
Die Spuren der Vergangenheit
Bei diesem Ort handelt es sich um die Siedlung Teutoburgia, welche 1923 nach dem Gartenstadt-Modell von Ebenezer Howard erbaut wurde. Wenn man die Grünflächen, ruhigen Straßen und großzügigen Platzanlagen sieht, wird dies besonders deutlich. 1992 wurde die ehemalige Arbeitersiedlung in Herne unter Denkmalschutz gestellt und auch, wenn sie Ende der Achtziger bis Ende der Neunziger modernisiert und saniert wurde, hat die Siedlung kaum etwas von ihrer Einzigartigkeit eingebüßt. Jedes Haus hat einen individuellen Aufbau und wurde originalgetreu restauriert, aber auch die Grünflächen laden zu einem entspannten Bummel durch die Siedlung ein, die als eine der am besten erhaltenen und städtebauhistorisch bedeutendsten Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet angesehen wird.
Wie man sieht, kann hinter den Resten einer kleinen Zeche mehr Geschichte, Natur und Kunst stecken, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Ein Besuch lohnt sich daher auf jeden Fall, wenn man am Leben der Bergarbeiter, moderner Kunst oder aber auch allgemein an der Industriekultur des Ruhrgebiets interessiert ist.
Zeche und Kunstwald Teutoburgia
Schadeburgstrasse
Herne
Fotos: Stadtmarketing Herne