Herbert Knebel – Der Letzte macht dat Licht aus Foto: Sarah Bauer

Herbert Knebel – Der Letzte macht dat Licht aus

Die Wirtschaft ist in der Krise und Uwe Lyko alias Herbert Knebel lässt passend dazu die Lichter ausgehen. Es ist bereits das zwölfte Programm, das der Ruhrpottrentner mit seinem Affentheater bestreitet. Doch was verbirgt sich hinter „Der Letzte macht dat Licht aus“? Mit Sicherheit kein melancholischer Jahresrückblick. Herbert Knebel und sein Affentheater lassen die Lachmuskeln wieder erzittern. Mit E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Wortwitz geht es von Aachen nach Kassel über vergangene Seitensprünge bis hin zu leicht ekelerregenden Urlaubserlebnissen – natürlich alles im schönsten Ruhrgebietsslang, ohne den dem Herrn mit der markanten Hornbrille in jeden Fall etwas fehlen würde.

[ruhr-guide] Obwohl Herbert Knebel Herbert Knebel – Der Letzte macht dat Licht aus Foto: Sarah Bauermomentan auf seiner Solo-Tour „kaputt geht“, finden er und sein bekanntes Affentheater Zeit, sich die entscheidende Frage zu stellen, wer denn nun das Licht ausmacht. Nach der Gründung des Ensembles im Jahre 1988 mag sich manch einer die Frage stellen, was dem Kabarettisten und seiner Crew nach dieser langen Zeit noch Neues einfallen könnte. Doch diese Sorge ist unbegründet. Auch im zwölften Programm bringen Wortwitz und musikalische Einlagen den Saal zum Kochen. Songs wie „Whatever You Want“ von Status Quo oder „Smoke on the Water“ von Deep Purple werden vom Affentheater heruntergespielt, als befände man sich auf einem Rockkonzert. Ihre spezielle Würze erhalten die Stücke natürlich durch die etwas anderen Texte. Dort heißt es nicht „Smoke on the Water“, sondern „Rauch aus’er Wohnung“. Kein Wunder, denn Guste hat dem Herbert eine Kerze ins Fenster gestellt, damit dieser den nächtlichen Weg von der Kneipe ins traute Heim findet.



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Schrullig und dennoch brandaktuell

Was modern ist, außergewöhnlich oder Herbert Knebel – Der Letzte macht dat Licht aus Foto: Sarah Bauergar unfassbar, bringt er seit mittlerweile 20 Jahren zurück auf den Boden der Tatsachen. Kein Trend bleibt ungeschoren, kein Zipperlein kommt zu kurz, keine Schrulle bleibt im Dunkeln. Was meist zu Erkenntnissen führt, die auch noch im richtigen Leben Gültigkeit behalten. Knebel verknüpft seine Geschichten ganz locker zu einem Gesamtbild der Ruhrstadt und ihrer Bewohner, einfacher Leute, deren Gewitztheit man besser nicht unterschätzen sollte. Er beobachtet die Menschen ganz genau: Er weiß, was sie essen (Plockwurst), wo sie einkaufen (Wollwort), was sie denken („Boh, lecko Pfanni!“). Hinzu tritt Knebels komödiantisches Talent: Er beherrscht die hohe Kunst der Übertreibung, verdreht die Perspektiven und zimmert seine Sprachbilder so virtuos verkehrt, dass man oft zweimal hinhören muss – und dann umso befreiter auflacht.

Herbert Knebel live in Herten

Um die Thematik des aktuellen Herbert Knebel – Der Letzte macht dat Licht aus Foto: Sarah BauerProgramms „Der Letzte macht dat Licht aus“ passend in Szene zu setzen, ist auf der Bühne gleich eine altmodische Tischlampe aus Omas Zeiten zu sehen. Daneben befinden sich angedeutete Plüschsessel, ein Schlagzeug und eine Auswahl verschiedenster E-Gitarren. Kein Zweifel: Das Affentheater hält im Rahmen der Kleinkunstserie „7 nach 8“ Einzug in die Rosa Parks Schule in Herten. Der Saal ist voll, das Publikum gespannt. Als Herbert Knebel das Rampenlicht betritt, schlägt ihm sofort eine Welle der Sympathie entgegen. Na klar – der launische Ruhrpottrentner befindet sich schließlich auf heimischem Terrain. In den folgenden zwei Stunden möchten Knebel, Ernst Pichel, Ozzy Ostermann und „der Trainer“ nicht nur ihr Sparschwein schlachten („Ker, da muss doch noch wat drin sein!“) sondern auch über Urlaubsreisen und die besonders schönen Ecken des Ruhrgebiets sprechen.

Urlaub am Essener Hauptbahnhof

Herbert Knebel beschreibt Herbert Knebel – Der Letzte macht dat Licht aus Foto: Sarah Bauerliebevoll, wie er bei akutem Fernweh „nachm Essener Hauptbahnhof“ geht, um den Zügen hinterher zusehen und welche Geruchsnuance das Klärwerk in seiner Straße abgibt, bei dessen Anblick er sich gleich zu Hause fühlt. Auch beichtet er in einem Song an seine Frau Guste einen Seitensprung mit ihren drei Schwestern. Hart aber herzlich, wie es im Ruhrgebiet üblich ist, mit einem Schuss Ironie; das Publikum bricht immer wieder in Lachsalven aus. Wortbeiträge Knebels, in denen er an das Gemisch aus Zigarettenqualm, Benzin und Schweiß „dammals“ auf der Urlaubsreise nach Italien im Familienauto erinnert, wechseln mit musikalischen Rock-Einlagen seiner Combo. Die Zuschauer klatschen mit, als die von der Melodie her bekannten Rockklassiker mit dem Knebel-Text aus den Lautsprechern dröhnen. Auch bietet Ozzy Ostermann im aktuellen Programm einen Solo-Auftritt im feinsten „Wollwort-Hemd“, mit dem er den weiblichen Teil im Publikum beeindrucken möchte, was erstaunlicherweise nicht ganz gelingt.

Das Licht geht noch lange nicht aus

Nach einer Irrfahrt Richtung Kassel, die eigentlich nach Aachen führen sollte und einem fliegenden Stück Sülze präsentiert sich Knebel schließlich in einer zweiten und letzten Zugabe als Elvis Presley. Im weißen glitzernden Anzug stürmt er auf die Bühne und überrascht seine Gäste mit nahezu perfektem Englisch. Als dann zum Abschluss die Frage geklärt ist, wer das Licht ausmacht, wird es dunkel im Saal der Rosa Parks Schule. Doch für Herbert Knebels Affentheater gehen lange noch nicht die Lampen aus. Die Ideen gingen dem Kabarettisten und seiner Band nicht aus, versichert Knebel. Und das war an diesem Abend auch eindeutig zu spüren.

Herbert Knebel Affentheater:

Der Letzte macht dat Licht aus Tour

(sarah bauer)

Bildquelle: Sarah Bauer

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