Typographischer Struwwelpeter, Foto:© Hans Witte, Edition Einstein, Galerie für Buchdruckkunst, Emmerthal

Der Struwwelpeter feiert 175. Jubiläum in der Ludwiggalerie Oberhausen

Lange zottelige Haare, viel zu lange Fingernägel und ein schelmisches Grinsen im Gesicht. Sagt Ihnen noch nichts? Das ist unmöglich, denn der Struwwelpeter ist landesweit bekannt und von manchen gar gefürchtet. Nun kommt er zu Besuch in die Ludwiggalerie in Oberhausen, um seinen 175. Geburtstag zu feiern. Seit dem 22. September kann man viele verschiedene Interpretationen und Originale vom Struwwelpeter im Bildformat sehen.

Typographischer Struwwelpeter, Foto:© Hans Witte, Edition Einstein, Galerie für Buchdruckkunst, Emmerthal

[ruhr-guide] Der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann galt lange Zeit als Inbegriff der Schwarzen Pädagogik und hat sich über die Jahre hoch gemausert zu dem beliebtesten, aber dennoch umstrittensten Bilderbuch überhaupt. Nun gibt es nicht nur das Original zu betrachten sondern auch unzählige Interpretationen in unterschiedlichen Sprachen und Formen, die entweder nah an Hoffmanns Geschichten geblieben sind oder aber weiter erzählt wurden. Auf ganzen 3 Etagen dürfen Sie Paulinchen, Zappel-Philipp, Hans-Guck-in-die-Luft und den Struwwelpeter höchstpersönlich in der Ludwiggalerie Oberhausen begegnen.

Die Geburt vom Struwwelpeter

Wie geschieht es, dass ein Mann, der Arzt, Gelegenheitspoet und Psychiater ist, darauf kommt ein Buch selbst zu gestalten? Zumal es schon zu seiner Zeit ‚ title=’Urstruwwelpeter, Foto: © Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
‚ class=’foto_rechts’> um 1844 herum Kinderbücher und Bilderbücher gab. Das Problem mit diesen Büchern war, dass sie Hoffmann nicht gefielen und da er ein Weihnachtsgeschenk für seinen ältesten Sohn suchte, musste eine andere Idee her. So oder so ähnlich kam die Idee für das nun berühmte Buch. Mit seinem Struwwelpeter brachte Hoffmann einen Gegenentwurf zu den typischen Biedermeier-Kinderbüchern. Es wurde nichts verniedlicht, nichts versteckt, sondern nur das wichtigste abgebildet mit ein paar Linienzügen. Das Buch sollte zur Abschreckung vor Dingen wie Feuerzeugen dienen. Nach dem Motto: „Wenn du das tust (oder nicht tust), passiert das mit dir!“. Dabei wollte Hoffmann keinerlei Platz lassen, dass das Kind die Drohung nicht ernst nimmt und so zeichnete er gnadenlos schreckliche Bilder, von denen man teilweise heute noch Albträume hat.

Star Wars Struwwelgeschichten, Foto: © Matthias Kringe

Künstlerische Vielfalt reicht bis hin zu Manga und vielem mehr

Allbekannt ist das Bild des Struwwelpeters, ob es nun bunt ist oder nur schwarz-weiß oder aber mit dunklen Haaren oder blonden. Er ist unverkennbar einzigartig. Allein diese Einzigartigkeit des Charakters wird in der Ausstellung deutlich, denn guckt man sich die Versionen des Struwwelpeters aus dem Ausland an, sieht man die gleichen zotteligen Haaren und die gleichen ungeschnittenen Fingernägel, dann nur in anderer Sprache. Neben den Urmanuskripten die gezeigt werden, hat die Ludwiggalerie vor allem einen Schwerpunkt auf künstlerische Vielfalt gesetzt.

Ob es nun Comics, politische Interpretationen, Scherenschnitte oder aber Typographien, all das kann man in der Ausstellung erblicken. Die sogenannten Struwwelpetriaden sind in den meisten Fällen eins zu eins den Geschichten von Hoffmann nachempfunden, aber ein paar kleine Überraschungen erwarten die Besucher trotzdem. Der ANTIstruwwelpeter, der Struwwelhitler, Jan Böhmermann als Struwwelpeter und der Struwwel-Vader warten ebenfalls auf Sie. Überraschenderweise hat es der Struwwelpeter auch in die Musikszene geschafft und tritt erfolgreich als „Shockheaded Peter“ in einem Musical auf. Vielseitiger als diese Ausstellung mit über 200 Bildern und den circa 140 Büchern wird es den Struwwelpeter nicht geben.

Von Kindern für Kinder erzählt

Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist der besondere Audioguide. Denn dieser hat als Stimme verschiedene Kinderstimmen der Luisenschule Oberhausen Plakat Struwwel, Foto: © Heinrich Hoffmann © Manfred Bofinger © Luise Bofinger © David Füleki; © Anke Kuhl © Karsten Teich © Hans Witte © Karin Jung bekommen. Die Kinder haben sich die Mühe gemacht und die Geschichten vom Struwwelpeter aufgenommen und als kleines Extra auch die Geschichten von „Lola rast“, eine Geschichte, die auf den Grundideen von Hoffmann basiert, aber aktueller und passender für die heutige Zeit ist. Diese und viele andere Angebote warten auf Kinder und Schulklassen in der Ludwiggalerie. Vom „STRUWWEL Salon“ bis hin zu „STRUWWEL Mega Mucke“ warten viele Führungen auf die Kinder und es wird bunt und fröhlich, das ist ein Versprechen!

Der Struwwelpeter

20. September 2019 bis 12. Januar 2020
Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen

Foto 1: © Hans Witte, Edition Einstein, Galerie für Buchdruckkunst, Emmerthal
Foto 2: © Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Foto 3: © Matthias Kringe
Foto 4: © Heinrich Hoffmann © Manfred Bofinger © Luise Bofinger © David Füleki; © Anke Kuhl
© Karsten Teich © Hans Witte © Karin Jung

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