Das LWL-Ziegeleimuseum in Lage von außen, Foto: LWL/Hudemann/Holtappels

LWL-Industriemuseum Ziegeleimuseum Lage

Ziegel mit den eigenen Händen formen: Das „Ziegeleimuseum Lage“ zeigt die Geschichte der Ziegelei-Produktion und nimmt Besucher mit auf eine Reise quer durch die Klinker-Fertigung, das Wanderzieglerwesen oder das tägliche Leben der Zieglerfamilien. Wer möchte, kann hier auch einmal selbst zum „Ziegler“ werden!

Das LWL-Ziegeleimuseum in Lage von außen, Foto: LWL/Hudemann/Holtappels
[ruhr-guide] Das heutige Ziegeleimuseum befindet sich auf dem Gelände der einstigen Ziegelei Lage, welche 1909 von Gustav Beermann gemeinsam mit dem Sylbacher Bauunternehmer Friedrich Bobe gegründet wurde. Im Laufe der Jahre wurden hier mehrere Millionen Mauerziegel hergestellt, ehe die Ziegelei im Jahre 1979 ihre Produktion einstellte. Danach ging der gesamte Gebäudekomplex und die Maschinen in den Besitz der Stadt Lage, des Kreises Lippe sowie des Landesverbandes Lippe. Ab 1982 übernahm dann der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Ziegelei und ließ diese zu einem Industriemuseum umbauen, welches schließlich 2001 eröffnete.

Der Wandel der Ziegelei-Produktion

In der großen Ausstellungshalle des LWL-Industriemuseums Ziegeleimuseum in Lage können Interessierte knapp 10.000 Jahre Geschichte der Ziegelherstellung kennenlernen: Verschiedene Werke und Exponate zeigen die Entwicklung des Handwerks, angefangen bei den ersten Ziegelproduktionen im Orient, über den Wandel von der Handherstellung zu einer Maschinenfertigung, bis hin zu den hoch technisierten Verfahren unserer Zeit. Zudem steht in der Dauerausstellung auch das Thema Wanderziegler im Mittelpunkt.

In der Stangpresse erhalten die Ziegel ihre Form, Foto: LWL/Hudemann/Holtappels
Das Ziegeleimuseum befasst sich jedoch nicht nur mit der eigentlichen Fabrikarbeit, sondern zeigt auch die Familien- und Firmengeschichte der Ziegelei Beermann. In der „Villa Beermann“, dem ehemaligen Wohnhaus des Firmengründers Gustav Beermann, bekommt man einen umfassenden Einblick in das Firmen- und Familienleben. Zum Beispiel erfährt man hier, welche täglichen Belastungen es für die Arbeiter gab oder warum die erfolgreiche Ziegelei letztendlich doch ihren Betrieb einstellen musste.

Mitmachen im Ziegeleimuseum Lage

In der „Bau-Werkstatt“ des Industriemuseums können Besucher – ob jung oder alt – aktiv an verschiedenen Stationen die Themenbereiche Bauen, Heben oder Tragen erkunden. So finden hier zum Beispiel Kinder heraus, was genau eine Ziegel-Mauer stabil macht oder können selber zum Kranfahrer werden und eine „Kragbrücke“ bauen. Daneben kann, ganz nach dem Vorbild des großen Leonardo da Vinci, eine Schnellbaubrücke aus Holzstäben nachgebaut werden.

Der Lehmtransport mit der Feldbahn, Foto: LWL/Hudemann/Holtappels

Das Leben der Zieglerfrauen

Mit der Dauerausstellung „In der Heimat“ im Kotten, einem früheren Wohnhaus der Arbeiterfamilien, wird wiederum das Leben der lippischen Zieglerfrauen nachempfunden. Der arbeitsintensive Alltag der Frauen ist hier genau so Thema, wie ihre Sorgen oder Erlebnisse, denn die Frauen der Arbeiter mussten sich fast das gesamte Jahr alleine um Kinder, Haushalt und Garten kümmern. Viele Familien hielten sich auch Hühner oder Ziegen oder hatten noch einen Gemüsegarten oder kleinere Ackerflächen, die bewirtschaftet wurden.

Rundwege führen durch das Ziegeleimuseum Lage

Insgesamt führen drei unterschiedliche Rundwege durch die Räume und über das Gelände Das Ziegelbrennen im Ziegeleimuseum, Foto: LWL/Hudemann/Holtappelsdes Museums. So führt der Weg „Handstrichziegelei“ durch die vorindustriellen Methoden der Ziegelproduktion. An verschiedenen Stationen wie der Lehmaufbereitung, Formgebung oder der Trocknung kann hier die Entstehung eines Ziegels verfolgt werden. Wer selbst einmal das Handwerk des Zieglers ausprobieren möchte, darf hier auch seinen eigenen Ziegel herstellen und abschließend mit nach Hause nehmen.
Ein anderer Rundgang führt die Besucher durch die Maschinenziegelei. Hier stehen mehrere historische Maschinen aus den 1950er bis 1970er Jahren und neun Stationen zeigen die schweißtreibende Beschäftigung der damaligen Arbeiter. Ebenso können Fabrikabteilungen, wie der Pressenraum oder der Ringofen – wo einst Einsetzer, Zuschieber und Auskarrer die Rohlinge in der Brennkammer aufschichteten oder die fertigen Ziegel herausfuhren – erkundet werden.

Der dritte Rundweg „Ökologie und Ziegel“ zeigt die negativen als auch positiven Auswirkungen der Ziegelfabriken auf die Natur und das Ökosystem. Denn über viele Jahre wurde die Landschaft durch die Klinker-Produktion beeinflusst und verändert. So erfolgte der Abbau des Ziegeltons fast ausschließlich im Tagebau und das Umland vieler ehemaliger Werke ist damit durch zahlreiche Gruben geprägt. Daher zeigen die Stationen an diesem Weg die direkten Einflüsse der Ziegelgruben auf den Alltag der Menschen, aber auch wie aus den stillgelegten Tongruben im Laufe der Zeit kleinere oder größere Seen entstanden. Diese Gewässer sind heutzutage Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

LWL-Industriemuseum Ziegeleimuseum Lage

Sprikernheide 77
32791 Lage

www.lwl-ziegelei-lage.de

Öffnungszeiten
Di – So (sowie an Feiertagen) 10 – 18 Uhr
Letzter Einlass 17.30 Uhr
Montags geschlossen (außer an Feiertagen) sowie am 24., 25., 31.12. und 01.01.

Eintrittspreise
Erwachsene: 4 Euro
Ermäßigt: 2 Euro
Kinder, Jugendliche und SchülerInnen: Eintritt frei
Gruppen ab 16 Personen: 3,50 Euro pro Person

Anfahrt

Pkw
A2, Abfahrt Ostwestfalen/Lippe oder Herford/Bad Salzuflen, Ostwestfalenstraße (B 239) Richtung Lage, dann den Schildern zum Museum folgen.

ÖPNV
Von Herford oder Lage Hauptbahnhof bis Bahnstation Bad Salzuflen-Sylbach, von dort aus 15-20 Minuten Fußweg.

Bus
Linie 942 aus Bad Salzuflen in Richtung VitaSol-Pivitsort bis zur Haltestelle „Abzweig Ziegeleimuseum“
Linie 749 aus Lage in Richtung Bahnhof Oerlinghausen bis zur Haltestelle „Lage-Hagen, Ziegeleimuseum“ (Montag bis Freitag) oder „Sylbach Bahnhof“ (Samstag bis Sonntag)

Fahrrad
Radrundwanderweg Li. 5 (über Leopoldshöhe nach Bad Salzuflen und Lage); von Lage-Zentrum aus Richtung Ortsteil Hagen, ca. 4 km.

(Stand: Jan 2024, Angaben ohne Gewähr)

Fotos: LWL/Hudemann/Holtappels

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