Der Alte Haase Stollen, Foto: Björn Salgert

Besucherbergwerk Stock und Scherenberger Erbstollen

Eintauchen in die Geschichte des Ruhrkohlebergbaus und gleichzeitig das Revier von unten erleben: Genau dies ermöglicht das „Forschungs- und Besucherbergwerk Stock und Scherenberger Erbstollen“ in Sprockhövel! Hier können mehrere Hundert Meter des Stollens erkundet werden und wer will, kann auch selber einmal zum Kumpel werden. Ein Bergbau-Erlebnis der besonderen Art!

Der Alte Haase Stollen, Foto: Björn Salgert

[ruhr-guide] Der „Stock und Scherenberger Erbstollen“ ist zwar ein Baudenkmal, aber dennoch ist er seit November 2018 als Besucherbergwerk zugänglich. Der Verein „Bergbauaktiv Ruhr e. V.“ hatte, mit finanzieller Unterstützung der Sprockhöveler Sparkassenstiftung und in Zusammenarbeit mit der Stadt Sprockhövel sowie der Denkmalbehörde, den Stollen saniert und zum Forscher- und Besucherbergwerk ausgebaut. Seitdem können hier kleine und große Besucherinnen und Besucher – im Rahmen verschiedener Führungen – einen etwa 300 Jahre alten und original erhaltenen Ruhrkohlebergbau erkunden.

Älteste Kohlefundstätte des Ruhrgebiets

Erste Spuren des Bergbaus in Sprockhövel lassen sich nachweislich bis Mitte des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen. So sollen 1450 die Kohlevorkommen am Schever Busch entdeckt worden sein, womit dies sogleich die älteste und genau lokalisierte Kohlefundstätte im Ruhrgebiet ist. Hier sollten später die Gruben von Stock und Scherenberg entstehen. Damit gilt die „Hauptgrube Stock und Scherenberg“ auch als eine der ältesten Zechen des Ruhrgebiets.

Mehrere 100 Meter können erkundet werden, Foto: Bergbauaktiv Ruhr e. V.

Im Jahr 1745 wurde schließlich ein zweiter, der Tiefe Stock und Scherenberger Erbstollen, angesetzt. Dieser Erbstollen ermöglichte eine größere Abbautiefe und diente zudem zur Wasserlösung, zur Bewetterung und natürlich vor allem zum weiteren Kohleabbau. Er war zu der damaligen Zeit der wohl modernste Stollen im Ruhrbergbau. Zugleich sicherte dieser aber auch die Lebensgrundlage von zahlreichen Familien. Sodann zählte die Zeche in Sprockhövel ab Mitte des 18. Jahrhunderts zu den beiden größten Bergwerksbetrieben im Märkischen. Noch im Jahr 1805 war die „Zeche Stock und Scherenberg“ die ergiebigste und reichhaltigste Zeche der Mark!
Ein paar Jahre später wurde dann die Förderung beider Flöze zusammengelegt, bis schließlich 1853 der „Stock und Scherenberger Gruben“ in der Konsolidation zur „Zeche Vereinigte Stock und Scherenberg“ überging. Die Zeche blieb noch ein paar Jahrzehnte in Betrieb, ehe der Stollen geschlossen und zunächst in Vergessenheit geriet, bis er schließlich wieder entdeckt und nun nach etwa 150 Jahren auch wieder begehbar gemacht.

Besucherbergwerk bietet 500 Jahre Bergbau-Geschichte

Das Besucherbergwerk bietet ein echtes und spannendes Erleben des Ruhrbergbaus, wie die original erhaltene Grubenbaue und Rösche, alte Steinkohleflöze sowie die Spuren der Arbeiten von Bergleuten, wie das Schlägeln und Bohren oder die Schachtförderung. Einmal selber zum Kumpel werden, Foto: Bergbauaktiv Ruhr e. V. Ob für kleine Gruppen, einzelne Personen oder Paare, das „Forschungs- und Besucherbergwerk Stock und Scherenberger Erbstollen“ bietet einen umfassenden Einblick in rund 500 Jahre Steinkohlebergbau und dessen Geschichte im Revier. Sogleich können auch rund 320 Millionen Jahre Geologie nicht nur erkundet, sondern auch beispielsweise Toneisensteingeoden, Kohleflöze, Geologische Störungen oder Sandstein und Tongestein angefasst werden. Ein kleines Highlight erwartet Interessierte auch in der „Schnupperschicht“, denn hier gibt es die Möglichkeit bei den Arbeiten Über- oder Untertage zu zuschauen oder sogar selbst mit anzupacken!
Das Besondere am Besucherbergwerk ist außerdem, dass hier alles so aussieht, wie vor 250 Jahren, fast nichts wurde nachträglich modernisiert. So wurde auch der Wasserdurchfluss im Stollen, die sogenannte Wassergängigkeit bei den Sanierungsarbeiten wieder hergestellt und es kann hautnah miterlebt werden, wie das kristallklare Wasser aus dem Berg und dann wiederum durch den Erbstollen abgeleitet wird. Daher sind Gummistiefel — neben dem Schutzhelm und robuster Kleidung — ein Muss für jeden Besucher! Einmal den Stollen betreten, fällt einem sogleich auch die absolute Stille auf, die dort vorherrscht. Ein guter Moment, die Umgebung und die geschichtsträchtige Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.

Das „Forschungs- und Besucherbergwerk Stock und Scherenberger Erbstollen“ bietet damit eine tolle und einmalige Möglichkeit den Kohlebergbau und dessen Geschichte im Ruhrgebiet hautnah kennenzulernen. In diesem Sinne: Glück auf!

Forschungs- und Besucherbergwerk Stock und Scherenberg

Helsbergstraße 25
45549 Sprockhövel

Preise (Spende):
“Privat”-Führung (1-2 Personen): Über eine Spende von 30 € freut sich der Veranstalter.
Ab 3 Personen: Über eine Spende von 10 € p.P. freut sich der Veranstalter.
Geeignet für Kinder ab 9 Jahren.

Öffnungszeiten:
Infos unter www.stock-und-scherenberg.de.
Terminabsprachen unter info@stock-und-scherenberg.de

Dauer:
In der Regel liegt die Befahrungsdauer bei 60 Minuten, mit geschichtlichem und geologischem Überblick bei 90 Minuten.

Ausrüstung:
Gummistiefel, Schutzhelm, Stirnlampe (alles auch ausleihbar) und unempfindliche Kleidung.

Weitere Infos gibt es unter:
www.stock-und-scherenberg.de

Fotos: 1 Björn Salgert
2-3 Bergbauaktiv Ruhr e. V.

(Alle Fotos zur Verfügung gestellt von Forschungs- und Besucherbergwerk Stock und Scherenberg / Bergbauaktiv Ruhr e. V.)

Nach oben scrollen