Das Zillertal - Blick von der Gerlosteinwand

Das Zillertal – ein Reisebericht

Das Zillertal – der Name klingt in den Ohren, nicht nur bei Fans der Zillertaler Schürzenjäger. Das Zillertal ist vor allem als die Wintersportregion in den Alpen bekannt geworden, bietet aber auch dem Wanderhungrigen in den Sommermonaten viele Betätigungsfelder. Vom Spaziergang entlang der Ziller bis hin zur hochalpinen Tour ist im Zillertal vieles möglich – so lange das Wetter mitspielt. Begleiten Sie uns auf eine Reise in die Zillertaler Alpen!

[ruhr-guide] Das Wetter meint es gut mit Das Zillertal - Blick von der Gerlosteinwanduns, als wir bei strahlendem Sonnenschein im Hochsommer das Zillertal erreichen. Vor uns breitet sich das Tal im Sonnenlicht aus während die Ahornspitze über Mayerhofen erste Sehnsüchte auf die vor uns liegenden Bergtouren weckt. Nach wenigen Kilometern haben wir dann unser Hotel in Hippach erreicht. Auf den ersten Blick passen Hotel und Sommerwetter ideal zusammen, beides weckt die Vorfreude auf die nächsten Tage.

Auf den zweiten Blick relativiert sich die Freude allerdings. Das Hotelzimmer ist für ein 4-Sterne-Haus ein schlechter Scherz, die Matratzen sind durchgelegen die Ablüftung der Küche direkt an den Balkon montiert. An Schlaf ist nicht zu denken. Und auch das Wetter lässt uns nach dem zweiten Tag gründlich im Stich. Um es vorweg zu nehmen – aus den großen Touren wird es nichts in diesem Jahr. Die Ahornspitze taucht hin und wieder zwar aus dem Nebel auf – aber der Neuschnee dämpft die Ambitionen auf Hochtouren gewaltig. Also umdisponieren und kleinere Touren angehen.

Und zumDie Zillertalbahn unter Dampf Glück sind die Möglichkeiten im Zillertal bei jedem Wetter vielfältig. Das Zillertal in Tirol als breitestes Seitental des Inns besteht aus zahlreichen kleinen und größeren Dörfern, wobei die bekanntesten wohl Mayerhofen und Hintertux sein dürften. Verbunden werden die Ansiedlungen im Tal durch die Zillertaler Bundesstrasse (B169), die besonders an den An- und Abreisetagen der Hotels zum Nadelöhr wird und für Stau im gesamte Tal sorgt. Wer bei Ausflügen darauf verzichten möchte, dem sei die Zillertalbahn ans Herz gelegt, diese fährt – zum Teil noch mit Dampflokomotiven – bis Jenbach. Von hier aus kommt man problemlos mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Innsbruck.

Das Zillertal – eine bewegte Geschichte

Funde aus der mittleren Steinzeit belegen, dass das Hintertuxer Joch schon unseren Vorvätern als wichtiger Übergang galt. Während der römischen Herrschaft bildete dann die Ziller vermutlich die Grenze zwischen den Provinzen Rätien und Noricum. Diese Bedeutung als Grenzfluss sollte sie auch in den folgenden Jahrhunderten nicht verlieren, bis heute zeugen die Die Speicherseen im Zillertalunterschiedlichen Farben der Kirchtürme davon. Mitte des 19. Jahrhunderts machte die erste Begeisterung für den Bergtourismus auch vor dem Zillertal nicht Halt und seit 1949 begann die die großflächige touristische Erschließung des Tals. Für den Besucher ist sie zugleich Fluch und Segen. Während die einen das umfassende touristische Angebot genießen, muss der Ruhe und Erholung suchende Tourist möglichst weit in die großen Seitentäler – im Zillertal Gründe genannt – vordringen. Wer also malerische und vom Tourismus wenig berührte Bergdörfer sucht, sollte sich einmal Ginzling näher an- oder sich eventuell nach anderen Zielen in den Alpen umsehen.

Für Mutige – die Zillertaler Höhenstraße

Die Rastkogelhütte im NebelWen aber aber der Massentourismus nicht schreckt, der kann im Zillertal das vielfältige Angebot nutzen. Ein Erlebnis, dass man nicht verpassen sollte, ist die Zillertaler Höhenstraße. Auf über 2000 Metern Höhe bietet diese schmale Alpenstraße ein unvergleichliches Panorama. Allerdings sollte man automobilistische Abenteuer mögen. Besonders im Nebel wird die Fahrt über die Zillertaler Höhenstraße … nun ja, sagen wir: spannend. Entlang des Weges finden sich diverse Einkehrmöglichkeiten und die volle touristische Infrastruktur. Für Kinder sehr nett gestaltet bietet sich die Außenlage der Kaltenbacher Skihütte dar: hier können zum Beispiel Murmeltiere beobachtet oder eine kleine Rundtour über den Gedrechter angegangen werden. Achtung bei Nebel: auch wenn die Touren einfach wirken, hier kann man sich problemlos versteigen. Auch für diverse Bergtouren ist die Zillertaler Höhenstraße der Ausgangspunkt. So lässt sich auch bei schlechtem Wetter die Rastkogelhütte bequem erreichen, wer es etwas steiler mag, nimmt den Weg über den Grat, einfach am Parkplatz der Sportalm zum Kreuz aufsteigen und dann dem Weg folgen. Das Wimmertal im RegenVon hier aus bieten sich alpine Touren auf Rastkogel (2700 m) und den Roßkopf (2500 m) an. Aber auch kinderfreundliche Touren sind von hier aus problemlos möglich, so zum Beispiel zum Kreuzjoch (2336 m).

Wer es dagegen etwas ruhiger als auf der Höhenstraße mag, dem sei eine Tour ins Wimmertal ans Herz gelegt – ideal auch für eine Schlechtwettertour. Nach einem kurzen Anstieg schlängelt sich der Weg ins Tal zur Jausenstation Wimmertal-Alm. Die malerisch gelegene, bewirtschaftete Hütte wartet sogar mit Gokarts für Kinder auf und ist aufgrund der kurzen Zustiege vor allem auch bei Familien beliebt. Vor hier aus ist auch ein Anstieg zur Wimmerscharte möglich.

Eine der schönsten – die Berliner Hütte

Weiter hoch hinaus und mit längerem Zustieg geht es zur Berliner Hütte. Die älteste und wohl bekannteste Hütte der gesamten Zillertaler Alpen gehört zum Pflichtprogramm – Saal in der Berliner Hüttevom Gasthaus Breitlahner steigt man durch den Zemmgrund bis auf 2.042 m auf zur Hütte, die 1997 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Und das zu Recht! Die Eingangshalle und der Speisesaal der Berliner Hütte sind mehr als beeindruckend. Viele Wanderer nutzen die Hütte als Zwischenstation auf dem Berliner Höhenweg, aber auch Tagestouren bieten sich nach einer Übernachtung von hier aus an, so auf diverse 3.000er, unter anderem auf das Schönbichler Horn (3.133 m) oder den Großen Mörchner (3.285 m) Auch soll der Ausblick fantastisch sein – leider nicht für uns. Bei starkem Regen und Nebel bleibt uns nicht weiter übrig, als zum Breitlahner wieder abzusteigen. Allerdings nicht ohne einen kleinen Umweg über den Gletscherschliff zu nehmen, der auch bei schlechtem Wetter zu beeindrucken weiß. Über uns soll ja eigentlich auch der Gletscher liegen, aber selbst erahnen lässt er sich Die Krimmer Wasserfälleheute nicht.

Da das Wetter im Zillertal auch in den nächsten Tagen partout nicht aufklaren will, bleibt nur das Alternativprogramm. So bietet sich aufgrund der Regenfälle an den Krimmler Wasserfällen ein spektakulärer Anblick sondergleichen. Allerdings nicht nur uns, aufgrund der Wetterverhältnisse haben Heerscharen von Touristen die gleiche Idee gehabt. Und das ist kein Wunder, denn über 380 Meter fallen die Krimmler Wasserfälle in drei Stufen ins Tal und sind die höchsten Wasserfälle Europas. Nach dem Aufstieg durch die Massen kommt Kirmesfeeling auf – uns reicht es. Über den alten Tauernweg steigen wir auf einem rutschigen Felspfad weder ins Tal und obwohl wenige Meter Luftlinie von uns entfernt der Mob tobt, genießen wir hier die Ruhe und Stille. Trotz der Menschenmassen an manchen Tagen – die Krimmler Wasserfälle Innsbruck - das goldene Dachsollten unbedingt auf ihrem Programm stehen.

Wer bei schlechtem Wetter noch weniger Ruhe sucht, dem sei ein Tagesausflug nach Insbruck ans Herz gelegt. Das goldene Dach oder der Alpenzoo wissen bei jedem Wetter zu begeistern. Auch Kufstein ist nicht weit entfernt – vor allem das Kaisertal am Wilden Kaiser ist mehr als sehenswert – und bei schönem Wetter sollte man sich den nahen Aachensee und das Rofangebirge nicht entgehen lassen.

Klettersteige in allen Schwierigkeitsgraden

Auch wenn wir kaum noch damit gerechnet haben, gibt es doch plötzlich so etwas wie Sonnenschein und schönes Wetter. An einem trockenem Vormittag machen wir uns daher auf, den ersten kleinen Klettersteig der Saison zum Eingewöhnen zu gehen. Direkt von Mayerhofen führen die Klettersteige Huterlander, Schwierigkeitsgrad C, und Zimmereben, Schwierigkeitsgrad D+, zur gleichnamigen Hütte, die einen fantastische Ausblick auf die Ahornspitze bietet. Ausrüstung gibt es am Zugestieg zu leihen. Eine weitere Empfehlung: der Gerlosstein Klettersteig mit dem Schwierigkeitsgrad C-D. In ca. 45 Minuten erreicht man von der Gerlossteinbahn den Einstieg: Klettersteig an der GerlossteinwandDer gut gesicherte Steig führt anschließend in ca. 2 Stunden durch die Gerlossteinwand und kostet etwas Kraft – also nur mit der nötigen Kondition und Erfahrung angehen. Im Bergsteigerdorf Ginzling geht es dagegen noch schwieriger – der Nasenwand Klettersteig ist mit C-E eingestuft. Grundsätzlich sollten Klettersteige ausschließlich mit der entsprechenden Ausrüstung angegangen werden. Unabdingbar sind hier ein Helm, ein Hüft- und eventuell ein Brustgurt, ein Klettersteigset, vernünftige Bergschuhe und möglichst Klettersteighandschuhe.

Der Sonnenschein, der Lust auf mehr machte, verflüchtigt sich leider nach einem kurzen Intermezzo wieder im Nebel. Und lässt sich nun auch nicht mehr blicken, dabei hat das Zillertal noch so viele Touren zu bieten. Ob gemütlicher Spaziergang vom Stillupspeicher zur Grüne-Wand-Hütte, der sich bei jedem Wetter laufen lässt – für Fußmüde verkehrt hier sogar ein Shuttle-Service – bis hin zur hochalpinen Tour auf den Olperer. UndHütte auf dem Penken natürlich sollte man den Hintertuxer Gletscher nicht verpassen, der durch Seilbahnen gut erschlossen sich auch im Sommer zum Wintersport anbietet. Und wenn das Wetter mitspielt, bieten auch verschiedene Freibäder im Sommer Abkühlung. Diverse Bergbahnen führen dagegen bei jedem Wetter die Touristen in die Höhe, so zum Beispiel auf den Erlebnisberg Penken – noch ein seltener, fast, zumindest ganz kurz sonniger Vormittag. Der allerdings sehr touristisch erschlossen ist und – so lange man noch gut zu Fuß ist – nicht unbedingt auf dem Programm stehen muss. Für Mountainbiker bietet er dagegen einige spannende Abfahrten.

Als wir uns vom Zillertal verabschieden, scheint plötzlich wieder die Sonne. Ob das eine tiefere Bedeutung hat? Zumindest werden wir wieder kommen, irgendwann bei gutem Wetter, schließlich gibt es hier noch so viel zu entdecken …

(pj)

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