Die Wildschönau - ein Reisebericht
Die Wildschönau ist ein wildromantisches Hochtal in den Kitzbüheler Alpen und gilt vielen noch als echter Geheimtipp. Hier finden sowohl Bergfexe als auch Genusswanderer zahlreiche Touren nach ihrem Geschmack. Die Wildschönau strahlt eine einzigartige Ruhe und Gelassenheit aus, der ideale Ort zum runterkommen. Wir laden Sie ein zu einer Reise in eines der schönsten Hochtäler Tirols!
[ruhr-guide] Wer in die Wildschönau will, kommt meist durch Wörgl. Und genießt dann die Schönheit der Wildschönau um so mehr. Sorry liebe Wörgler, aber Eure Stadt ist wahrlich kein Juwel. Vorsichtig ausgedrückt. Und so sind wir froh, Wörgl hinter uns zu lassen. In Serpentinen geht es hinauf in die Wildschönau, das lärmige Inntal und der Stress der letzten Wochen verschwinden langsam hinter uns.
Die Wildschönau - eines der schönsten Hochtäler Tirols
Nachdem wir uns den Berg auf eine Höhe von 800 Metern hinaufgeschraubt und eine waldgesäumte Schlucht durchfahren haben, öffnet sich vor uns das sanft geschwungene Tal der Wildschönau. Und der Name verspricht nicht zu viel, wie sich in den nächsten Tagen herausstellen soll. Wild und schön ist sie tatsächlich, aber auch ruhig und beschaulich.
Hier fehlt glücklicherweise die lärmende Tourismusindustrie des nahen Zillertals, hier reihen sich keine Andenkenläden und Trachtenmodenshops aneinander, auch Industrieansiedlungen fehlen gänzlich. Dafür dominieren in der Wildschönau die zahlreichen alten Bauernhäuser, die gut erhalten und gepflegt die Wege säumen. Wer also Entspannung in den Bergen sucht, der ist in der Wildschönau genau richtig.
Entspannen im Wastlhof
Vor uns erstreckt sich Niederau, das erste
Sanfter Tourismus in der Wildschönau
Aber zurück zur Wildschönau. und umfasst die vier
Wir aber sind zum Wandern hier und haben uns den September für die Tour in die Wildschönau ausgewählt. In den nächsten Tagen kommen dann allerdings erste Zweifel auf, ob wir nicht besser im Sommer gekommen wären. Kalt ist es. Und nass. Sehr nass. An einen Gipfelsturm ist erst einmal nicht zu denken. Aber zum Glück bietet die Wildschönau auch bei schlechtem Wetter so einige Alternativen. Zum Beispiel die , die man mit dem Auto oder dem Bummelzug von Mühltal aus erreicht. Entlang der Wildschönauer Ache wandert man in Richtung Kundl im Inntal in ungefähr einer Stunde durch eine wildromantische Schlucht auf ebenen Wegen, die sich auch bei Regen gut laufen lassen. Geöffnet ist die Kundler Klamm von April bis Mitte November. Allerdings wird der Regen immer heftiger und die Regenhosen haben ihren Weg irgendwie noch nicht in den Rucksack gefunden. Mal wieder. Also nach der Tour erst mal schnell in die Sauna ...
Bergbauernmuseum und Handwerkermarkt
Ein weiterer Schlechtwettertipp ist
Uns aber zieht es doch langsam aber sicher in Richtung Gipfel und so geht es mit der nahen Bergbahn hinauf aufs Markbachjoch (1500m). Als sich der Nebel langsam lüftet, stellt sich heraus, das der Wetterbericht wohl doch recht hatte: Schnee. So wird der Aufstieg zum (1731m) deutlich spannender, nur seltsam, dass wir hier oben ganz alleine unterwegs sind ... mag es vielleicht am stürmischen Wind und dem leichten Schneetreiben liegen? Kaum aber haben wir den Gipfel erreicht, reißt die dichte Wolkendecke auf und beschert uns einen fantastischen Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Wilden Kaisers sowie auf die Hohe Salve und entschädigt uns für den witterungsbedingt etwas anstrengenden Aufstieg.
Bei gutem Wetter ist die Tour dagegen höchst beliebt und recht einfach zu gehen. Bald darauf beginnen wir den rutschigen Abstieg in Richtung Roßkopfhütte. In der urigen Alm erwartet uns dann eine heiße Gulaschsuppe zum Aufwärmen. Hier treffen wir dann auch zum ersten Mal wieder auf andere Wanderer. In kurzen Hosen!? Mit dem irritierenden Gefühl, wohl doch völlig verweichlichte Flachländer zu sein, schleichen wir uns Richtung Tal.
Almabtrieb in der Wildschönau
In den nächsten Tagen wird das Wetter Tag
Im Sonnenschein machen die Bergtouren nun auch deutlich mehr Spaß. Empfehlenswert ist eine Besteigung des , dass man entweder von der Bergstation der Markbachjochbahn erwandert oder wie wir den Weg abkürzt und mit dem Auto sich zur Horlerstiegl (1475m) hochschraubt. Von der kleinen Kapelle erreicht man in wenigen Minuten auf geradem Wege die beliebte Holzalm oder eben in entgegengesetzter Richtung das Feldalphorn (1923m). Der Weg schlängelt sich zuerst einfach auf schmalem Pfad über einen mit wunderschönen kleinen Moorteichen durchsetzen Waldrücken, bevor es dann recht steil am Grat entlang zum Gipfel hinauf führt. Hier ist dann auch Trittsicherheit erforderlich. Wer noch Lust und Kondition hat, wandert vom Feldalphorn weiter zum nahen Schwaiberghorn (1990m). Auf dem Rückweg laden die vielen kleinen Teiche zum Rasten ein und Pilzsammler werden hier ihre helle Freude haben.
Vom Schatzberg zur Joelspitze
Eine weitere beliebte Bergtour in der Wildschönau
Spaziergang in den Zauberwinkl
Wer es dagegen etwas gemütlicher mag, dem
Überhaupt wird genießen in der Wildschönau groß geschrieben. Zahlreiche und Jausenstationen laden unterwegs zum Verweilen ein und bieten häufig besondere Spezialitäten an. So gibt es immer Dienstags auf dem Oberhausberg die bekannten Tiroler Bauernkrapfen und auf der Jausenstation Schrofen jeden Donnerstag typische Tiroler Hausmannskost. Und nach dem Essen gönnt man sich in der Wildschönau einen Krautinger. Der hochprozentige Schnaps wird aus der weißen Stoppelrübe gewonnen und gilt hier als heilsames Hausmittel. Allerdings ist der Geschmack etwas gewöhnungsbedürftig und führt gerne mal zu heftigen Diskussionen abends an der Bar zwischen Krautinger-Befürwortern und Geschmacksbanausen ...
Kufstein und Umgebung
Nachdem der Kopfschmerz sich dann verabschiedet
Die Wildschönau – ein Paradies für Paraglider
Auch wer es sportlicher mag, ist in der
Zurück in der Wildschönau lassen wir den letzten Tag auf der Terrasse des Hotels ausklingen, genießen den Sonnenuntergang und sind uns sicher, bald, ganz bald werden wir zurückkommen in die Wildschönau, die ihrem Namen alle Ehre gemacht hat.
Autor: Pierre Jaquet