Familienausflug an die Emscher, Foto: Andreas Fritsche/EGLV

Die Renaturierung der Emscher

Vom Abwasserkanal zum Ausflugsziel! Die Emscher galt einst als der schmutzigste Fluss Deutschlands, doch das änderte sich in den letzten Jahren rasant. Seit 1992 verwandelt der ökologische Umbau und die Renaturierung der Emscher den Fluss in ein Naturparadies, dass zum Fahrradfahren und Spazierengehen einlädt. Statt einer stinkenden Brühe aus Abwasser und Chemikalien, ist die Emscher heute ein sauberer Fluss inmitten der Natur des Ruhrgebiets!

Familienausflug an die Emscher, Foto: Andreas Fritsche/EGLV

[ruhr-guide] Viele Menschen weigerten sich jahrelang, der Emscher einen Besuch abzustatten und glaubten auch nicht daran, dass die Renaturierung der Emscher und ihrer Nebenflüsse durch die Emschergenossenschaft erfolgreich sein würde. Doch da haben sie sich wohl getäuscht! Seit Ende 2021 ist der Fluss durch neue Pumpwerke offiziell sauber, abwasserfrei und zudem hochwassersicher. Für die Emscher bedeutet dies eine neue Zukunft voller Naturliebhaber, Spaziergänger und Radfahrer, die das immer attraktiver werdende Gebiet rund um den Fluss bewundern können.

Die Emscher – Geschichte und Verlauf

Die Emscher ist ein Nebenfluss des Rheins und verläuft von der Gemeinde Holzwickede aus bis nach Dinslaken, wo sie in den Rhein mündet. Dabei durchquert sie viele Städte, wie Dortmund, Castrop-Rauxel oder Oberhausen. Ihre unzähligen Nebenflüsse fließen durch nahezu das gesamte Ruhrgebiet.Renaturierte Emscher in Dortmund-Deusen, Foto: Klaus Baumers/EGLV
Früher war die über 80 Kilometer lange Emscher einer der wichtigsten Fischergründe im Ruhrgebiet. Doch dieses Stück un-berührter Natur wurde durch die vor-anschreitende Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend als Abwasserkanal der Bergwerke ausgenutzt.Da es im Laufe der Zeit zu zahlreichen Überschwemmungen des verseuchten Wassers kam, wurde 1899 die Emschergenossenschaft als Vereinigung der betroffenen Kommunen sowie des Bergbaus und der Industrie gegründet. Schon damals setzte sich die Genossenschaft das Ziel, den Fluss von Abwasser zu reinigen und gleichzeitig hochwassersicher zu machen. Dafür wurden die Gewässer ausgebaut und reguliert, zudem entstanden Kläranlagen und Pumpwerke. Aufgrund der durch den Bergbau verursachten Erdsenkungen im Ruhrgebiet sind unterirdische Kanäle früher nicht möglich gewesen, da sie bei Bergsenkungen beschädigt worden wären. Daher wurden die Emscher als zentraler Fluss des Ruhrgebiets und ihre Nebenbäche als offene Schmutzwasserläufe verwendet. Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre hatte sich die Lage dann geändert: Nach der Nordwanderung des Bergbaus waren auch keine Bergsenkungen mehr zu befürchten, so dass nun auch unterirdische Abwasserkanäle gebaut werden können. 1991 wurde der Umbau der Emscher beschlossen.

Die Renaturierung der Emscher

Kläranlagen, Pumpwerke und Wasserläufe: das alles soll der Emscher zu ihrem alten Glanz zurück verhelfen. 1991 wurde das erste Stück der Emscher durch den beliebten Westfalenpark in Dortmund renaturiert. Heute entlasten schon 4 Kläranlagen, sowie 3 riesige Pumpen die Emscher auf ihrer gesamten Strecke. Das letzte Pumpwerk der Emscher wurde Mitte 2021 in Oberhausen in Betrieb genommen und ist sogar das größte seiner Art in ganz Deutschland. Neue Abwassersystem und der ökologische Umbau der Nebenflüsse steigern dazu die Lebensqualität der Menschen, die an der Emscher leben, erheblich. Das riesige Bauprojekt rund um die Renaturierung der Emscher hat etwa 5 Milliarden Euro gekostet und ist das Geld auch Wert. Das saubere Wasser bereichert die Arten- und Pflanzenvielfalt rund um den Fluss und macht die Emscher für Spaziergänger und Radfahrer zu einem schönen Ausflugsziel mit vielen neuen Freizeitmöglichkeiten. Bis 2027 soll die möglichst naturnahe Umgestaltung der Emscher fortgesetzt werden, doch schon jetzt ist das bedeutendste Ziel der Emschergenossenschaft erreicht: der Fluss ist frei von Abwasser!

Das neue Abwassersystem Emscher, Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Freizeitaktivitäten rund um die Emscher

Die Emscher entwickelte sich in den letzten Jahren zunehmend zu einem neuen Herzstück des Ruhrgebiets. Den schlechte Ruf konnte sie durch die vielen Freizeitmöglichkeiten und Veranstaltungen rund um den Fluss, die durch die umfangreiche Renaturierung ermöglicht wurden, hinter sich lassen. Auf der Strecke der Emscher liegen viele beliebte Ausflugsorte, wie der Westfalenpark, der Kaisergarten in Oberhausen oder der Dortmunder Phoenix-See, an dem es sogar ein Weinanbaugebiet direkt am Fluss gibt. Doch auch die Emscher selbst hat einiges zu bieten! Der Emscher-Radweg verläuft entlang des Flusses und ist sehr beliebt bei Radfahrern, da er mit schönen Naturkulissen, als auch mit einem Einblick in die frühere Industriekultur überzeugt. Hier sind viele Sehenswürdigkeiten zu sehen, die auch Teil der Route der Industriekultur sind. Ein weiteres Highlight ist der Emscherpark, der einen erholsamen Aufenthalt in der Natur für die ganze Familie direkt am Fluss ermöglicht. Das Emscherland-Projekt hat das Ziel, weitere solcher Naturparks, sowie einen Erlebnis-Park bei Recklinghausen, zu errichten, um das Gebiet rund um die Emscher zu einem einzigartigen Naturparadies voller Entspannung und Spaß umzuwandeln. Wer sich für Kunst interessiert, der ist an der Emscher ebenfalls genau richtig. Anlässlich des Projektes Emscherkunst wurden viele verschiedene Kunstwerke und Skulpturen entlang der Emscher errichtet, die seitdem ihre Betrachter faszinieren. Dazu gehören unter anderem die „Slinky Springs to Fame“ Brücke in Oberhausen oder der Strommast „Zauberlehrling“. Die zahlreichen Möglichkeiten im Gebiet der Emscher sind ein weiterer Beweis dafür, dass die Emscher wieder aufblüht und eine Bereicherung fürs Ruhrgebiet ist!

Foto 1: Andreas Fritsche/EGLV
Foto 2: Klaus Baumers/EGLV
Foto 3: Rupert Oberhäuser/EGLV

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