Wolf, Foto: pixabay/raincarnation40

Der Wolf kehrt nach Nordrhein-Westfalen zurück

Seit mehr als 180 Jahren gilt der Wolf in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben. Abgesehen von vereinzelten Sichtungen, gab es lange Zeit keine Hinweise auf die Rückkehr des europäischen Wolfes in seinen alten Lebensraum. Doch der Wolf kehrt zurück: Mehrere Spuren deuten darauf hin, dass sich im Jahr 2018 ein weibliches Tier im Kreis Wesel niedergelassen hat.

Wolf, Foto: pixabay/raincarnation40

[ruhr-guide] Obwohl der Wolf einst das neben dem Menschen am weitesten verbreitete Säugetier war, ist er heute nur noch selten in unseren Gebieten anzutreffen. Seit nun mehr als 180 Jahren gab es in Nordrhein-Westfalen keine standorttreuen Wölfe mehr. Doch jüngste Erkenntnisse deuten einen Wandel an: Der Wolf kehrt in seinen alten Lebensraum zurück. Aufgrund von genetischen Nachweisen geht das Landesumweltamt in Nordrhein-Westfalen davon aus, dass sich eine Wolfsdame im Bereich Schermbeck im Kreis Wesel angesiedelt hat. Seit 2009 ließen sich bereits einige verirrte Wölfe in Nordrhein-Westfalen blicken. Dabei stellte sich jedoch heraus, dass die Tiere aus einem der umliegenden Wolfsgebieten wie dem hessischen Rheinhardswald oder dem benachbarten Niedersachsen stammten und sich lediglich bei ihren Wanderungen verlaufen hatten. Nun aber soll eine Wölfin standorttreu geworden sein, sodass sich der Kreis Wesel auf das erste Wolfsgebiet in Nordrhein-Westfalen vorbereitet.

Erste Wolfregion im Kreis Wesel

Im August 2018 bestätigte die Speichelprobe an einem gerissenen Rotwildkalb, dass sich ein Wolf in Schermbeck im Kreis Wesel aufhält. Das Senckenberg Forschungsinstitut, das im Auftrag von Bundes- und Landesbehörden als „Nationales Referenzzentrum für genetische Untersuchungen bei Luchs und Wolf“ (LANUV) genetische Proben aus ganz Deutschland untersucht, bestätigte den Nachweis von Wolf-DNA. Genauere Angaben zur Herkunft, sowie dem Alter und Geschlecht der Tieres konnte das Institut jedoch noch nicht machen. Kurz darauf wurde ein getötetes Kamerunschaf in Schermbeck gefunden. Mit Hilfe der zuvor gemachten Speichelprobe konnte der Wolf erneut als Täter identifiziert werden. Als Reaktion auf den wiederholten Vorfall wurden im Bereich Schermbeck das Wolfsmonitoring verstärkt eingesetzt.
Wolf auf Baumstamm, Foto: pixabay/Wildfaces
Bereits im April und Juni 2018 wurden Spuren eines Wolfes in Schermbeck entdeckt. Die Speichelproben ergaben, dass es sich dabei um ein und dasselbe Tier handelt, welches möglicherweise sesshaft geworden ist. Vom 19. bis zum 29. August 2018 wurden insgesamt neun tote und zwei verletzte Schafe im Kreis Wesel aufgefunden. Daraufhin konnte nachgewiesen werden, dass es sich bei allen Vorfällen um denselben Wolf, oder besser gesagt, derselben Wölfin handelte. Das Tier wurde mittlerweile als weiblich identifiziert und stammt aus einem in Schneverdingen in Niedersachsen lebenden Rudel. Der Kreis Wesel bereitet sich nun auf die erste Wolfsregion in Nordrhein-Westfalen vor: „Wir prüfen zurzeit alle Fördermöglichkeiten für den Schutz von Nutztieren und werden Anfang Oktober vor Ort informieren wenn alle notwendigen Informationen vorliegen,“ erklärt NRW-Umweltministerin Ministerin Heinen-Esser. Um weitere Übergriffe zu verhindern, empfiehlt das LANUV allen Schaf- und Ziegenhaltern im Umkreis, ihre Zäune auf mögliche Löcher zu kontrollieren, Elektronetze oder Elektrolitzen zu installieren oder die Tiere nachts in den Stall zu führen.

Der Europäische Grauwolf

Der Wolf besiedelte einst große Bereiche der Nordhalbkugel. Fast ganz Eurasien und Nordamerika zählten zu seinen Lebensräumen. Heute ist nur noch ein Drittel des ursprünglich vom Wolf besiedelten Gebietes tatsächlich von ihm bewohnt. Erst in den vergangenen 30 Jahren hat sich die Wolfspopulation aufgrund von verstärkten Schutzmaßnahmen wieder erholt. Auf der Iberischen Halbinsel sowie in Süd- und Osteuropa ist die Wolfspopulation in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. In Skandinavien steigt die Anzahl der Wölfe ebenfalls, allerdings ist die Population hier durch die Isolation stark bedroht. Die Wolfsrudel, die sich in Frankreich und der Schweiz niedergelassen haben, stammen vor allem aus Italien. Auch in Deutschland gibt es seit der Jahrtausendwende immer mehr Wölfe. Die Population wächst, sodass die Tiere auch bei uns in Nordrhein-Westfalen geeignete Lebensräume finden.

Foto 1: pixabay/raincarnation40
Foto 2: pixabay/Wildfaces

Nach oben scrollen