Arbeiter des Ruhrgebiets, Foto: Hans Rudolf Uthoff

Als der Pott wieder kochte

In den Jahren 1950 bis 1969 erlebte das Ruhrgebiet einen Aufschwung, den man sich bis dahin nicht vorstellen konnte. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland zerstört und in eine ungewisse Zukunft entlassen, doch der plötzliche Erfolg der Schwerindustrie ließ neue Hoffnung aufkommen und machte den Einstieg in die Moderne möglich.

[ruhr-guide] Die Menschen waren in den 50er Jahren motiviert und positiv Arbeiter des Ruhrgebiets, Foto: Hans Rudolf Uthoffgestimmt um in eine neue und bessere Zukunft zu starten. Dieses neue Lebensgefühl hält Hans Rudolf Uthoff in seinem Bildband „Als der Pott wieder kochte – Wirtschaftswunder im Ruhrgebiet 1950-1969“ so gut fest, dass man sich fühlt als sei man ein Teil des Geschehens.

Leben

Hans Rudolf Uthoff machte zuerst eine Ausbildung zum Glasmaler und hatte nur privates Interesse an der Fotografie. 1955 veröffentlichte er seine erste große Fotoreportage über den Staatsbesuch des persischen Kaiserpaares im Bonner Generalanzeiger.
Erst mit 30 Jahren wird er Pressefotograf für die „Hüttenzeitung“ des Gussstahl- und Eisenwerks des Bochumer Vereins. Dort entstanden auch die Momentaufnahmen der Menschen im Ruhrgebiet, die zeigen wie besonders diese Zeit war. Danach hatte er einige Gruppen- und Einzelausstellungen in Bochum und Hamburg bis er sich 1972 selbstständig macht und “COLORVISION“ gründet. Seine Fotoreportagen führten in über 120 Länder und seine Bilder erschienen in vielen Magazinen und Zeitschriften.
Hans Rudolf Uthoffs Fotografien werden in verschiedensten Ausstellungen in vielen Städten in Deutschland gezeigt.

Momentaufnahmen im Ruhrgebiet

Während seiner Zeit als Pressefotograf bei der „Hüttenzeitung“ kristallisierte er sich immer mehr als Chronist des Wirtschaftswunders im Ruhrgebiet heraus.Dunkle Seite der Arbeitergesellschaft, Foto:Hans Rudolf Uthoff
Der neue Bildband aus dem Klartext-Verlag beeindruckt mit 110 teilweise doppelseitigen SW – Fotografien, entstanden in den 50er und 60er Jahren im Ruhrgebiet. Uthoff interessierte, was der Maschinist, der Schmelzer oder der Dreher nach der harten Arbeit in ihrer Freizeit taten. Denn nun in der Nachkriegszeit, wo neue Hoffnung aufkam und die Menschen wieder Freude am Leben hatten und stolz waren, gingen sie gerne in ihrer Freizeit auf Konzerte oder verbrachten ihre Zeit im Schwimmbad, mit Standarttanz und vielem mehr. Doch vor allem waren sie stolz auf ihre Arbeit auf der Zeche oder in der Stahlproduktion. Aber auch auf die gewonnene Kohle, die Zechentürme, ihr Telefon, das neue Auto und auch auf Opel in Bochum.

Hans Rudolf Uthoff war es wichtig mit diesen Menschen zu sprechen, da er sich für sie und ihr Leben interessierte und wissen wollte was sie bewegt. Er war mitten drin im Geschehen und das merkt man auch an den Aufnahmen.
So hat man selbst hat das Gefühl man sei in die Situation integriert.
Er schaffte es immer den prägnanten Moment zu erwischen, wie z.B. bei einem Hochofenarbeiter in Bochum 1961, der sich gerade eine Zigarette anzündet oder das Bild einer Freibadbesucherin in Bochum von 1959, die ein breites Grinsen im Gesicht hat.

Fazit

Hans Rudolf Uthoff gelingt es das neue Lebensgefühl der 50er und 60er Jahre in diesen AufnahmenDas Leben der Arbeitergesellschaft, Foto: Hans Rudolf Uthoff festzuhalten und das in vielen Facetten. Von dem stolzen Arbeiter des Kohlekraftwerks über hunderte entspannte und ausgelassene Menschen in Essen im Grugabad, bis hin zu einer Besucherin der Kunstausstellung „Torso“ in Recklinghausen, die sich ganz entspannt etwas durchliest.
Auf seinen Bildern sieht man sehr oft lachende Gesichter und viel öfter noch den Stolz, den die Menschen damals verspürten, was die Zeit während des Wirtschaftswunders ausmachte. So schafft er es den Wandel im Ruhrgebiet zu einer modernen Gesellschaft einzufangen.

Als der Pott wieder kochte

Wirtschaftswunder im Ruhrgebiet 1950–1969
Klartext Verlag
erschienen am 01.07.2015
128 Seiten, zahlr. Abb., Hardcover, 19,95 €
ISBN: 978-3-8375-1243-4

Foto: Hans Rudolf Uthoff

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