Under the Hood Bildquelle: Ch. A. Bachmann Verlag

„Filmsprache“ und „Under the Hood“

In diesen multimedialen Zeiten kommt wohl niemand um den allgegenwärtigen Overflow aus TV, Internet, Film, Rundfunk oder Print umher. Wir alle sind rege Nutzer unterschiedlicher Medien geworden. Das Buch oder der Comic im Urlaub oder auf der Couch, das neuste TV-Movie oder einfach mal wieder der freudige Gang ins Kino – Uns stehen die vielfältigsten Freizeitangebote zur Verfügung. Wer jedoch nicht nur Nutzer sein möchte, sondern sich auch dafür interessiert, wie Filme oder andere Titel funktionieren, kann sich mit diversen Hilfen antrainieren, den Blick „hinter die Kulissen“ wandern zu lassen.

[ruhr-guide] Wir stellen an dieser Stelle gleich zwei Bücher vor, die uns einen genauen Einblick in die Funktionsweise Under the Hood Bildquelle: Ch. A. Bachmann Verlagdiverser Medien erlauben. Hans-Joachim Backe erklärt in seinem Werk „Under the Hood – Die Verweisstruktur der Watchmen“ den weltberühmten Comic-Klassiker. Analysen, Untersuchungen und wissenschaftliche Einschätzungen ermöglichen einen ganz neuen Blick auf dieses Highlight der Comichistorie. Ein ähnlich interessantes Buch legt Alice Bienk vor, die mit „Filmsprache – Einführung in die interaktive Filmanalyse“ ein willkommenes Werkzeug an die Hand gibt, den letzten Blockbuster oder das überwältigende Programmkinohighlight besser zu verstehen. Beide Titel sind bereits im Handel erhältlich und sind mehr als nur einen Blick wert.

Watchmen – Ein Klassiker unter der Lupe

Es gibt in der bunten Welt der Comics einige wichtige und herausragende Werke, die dieser grafischen Erzählform geholfen haben, aus der Sparte des Kinderkrams herauszutreten und sich einem breiten, altersunabhängigen Publikum zu öffnen. Bereits 1987 erschienen, ist das Werk von Autor Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons im Jahr 2005 als einziger Comic in die Liste der 100 besten Romane – welche vom renommierten Times Magazin erhoben wird – aufgenommen worden. Ausserdem haben die „Watchmen“ die wichtigsten Preise der Comicbranche gewonnen und sind nicht erst durch die letztjährige Verfilmung von Regisseur Zack Snyder ins kulturelle Rampenlicht getreten. Trotz dieser Welle des Erfolges hat sich kaum jemand aus (literatur-)wissenschaftlicher Sichtweise diesem Comic genähert, ein Misstand, den Hans-Joachim Backe jetzt behebt. Sein im Bochumer Ch. A. Bachmann Verlag erschienener Text „Under the Hood“ ist Teil der Reihe „yellow – Schriften zur Comicforschung“ und nimmt die „Watchmen“ detailliert auseinander. Dabei vergisst er nicht die Einordnung des Comics in den (medien-)historischen Kontext und viele Rand- sowie Zusatznotizen zum Werk beizufügen, die das Lesen zum informativen Vergnügen machen. Der Autor erklärt sehr genau, wie der Comic funktioniert, welchen Einflüssen er unterliegt und salopp gesagt, was das Besondere, das Alleinstellungsmerkmal an diesem Titel ist. Der Leser gewinnt auf diese Weise eine Vielzahl allgemeiner Informationen zu Comics und grafischen Erzählungen, auf der anderen Seite zeigt uns Backe auf, wie „Watchmen“ funktioniert. Eine hervorragende Analyse, die sowohl Comic-Kennern interessante Neuigkeiten bietet, als auch Neueinsteigern eine tolle Grundlage für ein tiefergehendes Verständnis verschafft.

Film richtig verstehen – Die Kunst erkennen

Das Buch und Film heutzutage eng miteinander verknüpft sind, zeigen die vielen Verfilmungen literarischer Werke im Fernsehen Filmsprache Bildquelle: Schüren Verlagoder dem Kino. „Watchmen“ war nur eine der vielen Kinofilme, denen ein Comic zugrunde liegt. Backes Analyseleistung bezüglich der Vorlage dieses Blockbusters zeigt, welch tiefgehende Erzählung in einem solchen Werk schlummern kann. Alice Bienk zeigt mit ihrem Buch „Filmsprache – Einführung in die interaktive Filmanalyse“ auf, dass auch Filmemachen ein fachmännisches Handwerk ist, welches, wenn es gekonnt praktiziert wird, wahre Kunst als Ergebnis schaffen kann. Da wir als Rezipienten mit unzähligen Streifen – die in global strukturierten Medienlandschaften unsere Aufmerksamkeit einfordern – konfrontiert sind, wird die Herausforderung immer schwieriger, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das im Marburger Schüren Verlag erschienene Werk ist ein wichtiges und nützliches Hilfsmittel, einem Film genau „auf die Finger zu gucken“. Es fördert das Verständnis, die Auffassungsgabe und die Fähigkeit erkennen zu können, ob ein Blockbuster stumpf oder vielseitig komponiert ist und handwerklich umfangreich und klug oder banal und einfach geformt ist. Da der Film ein visuell stattfindendes Etwas ist, beschränkt sich Bienk erfreulicherweise nicht auf das geschriebene Wort. Eine DVD mit Filmausschnitten bringt dem Leser die in den einzelnen Kapiteln erklärten Themen nahe. Dies erweist sich für die Lektüre als äußerst hilfreich, da praktisch gearbeitet werden kann. „Filmsprache“ eignet sich aufgrund seiner Vielseitigkeit für eine ganze Reihe an Konsumenten, von Filminteressierten bis hin zu Lehrern oder Seminardozenten, die sich diesem Thema widmen wollen. Nützlich sind dabei die Aufgaben, welche zu jedem Kapitel gereicht werden. Die Autorin präsentiert uns ein unterhaltsames Lehrbuch oder anders ein Fachbuch, welches anhand praktischer Beispiele zur Filmbildung beiträgt.

Was hat der Leser davon?

Im Wust der allgegenwärtigen Medien zieht der Leser einen großen Nutzen aus der Lektüre der hier vorgestellten Produkte. Kritisch mit dem umgehen zu können, was einem vorgesetzt wird, schützt vor plumpen gut/schlecht-Behauptungen, die es leider immer noch in großer Zahl gibt. Mit Hilfe der besprochenen Inhalte schärft sich das Auge bzw. das allgemeine Fingerspitzengefühl einem Werk gegenüber. Die Sichtung eines Films oder der Gang ins Kino wird so deutlich ertragreicher. Das Verständnis, wie ein Titel funktioniert und warum der Regisseur oder Autor gerade diesen Weg eingeschlagen hat, lässt eine engere Bindung und emotionalere Wirkung zu. Daher sind Werke wie „Filmsprache“ oder „Under the Hood“ wichtig und empfehlenswert, denn wer will schon immer das annehmen, was andere einem sagen? Hier kommt das Werkzeug, um sich selbst ein passendes Bild von Medien wie Filmen, Comics aber auch anderen Ausprägungen erzählerischer Formen machen zu können. Gerade Bienks Text ist auch als Einführung konzipiert, die den Weg in eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den angerissenen Einzelheiten ebnen kann. Den Anfang macht die Autorin richtig gut und rollt jedem Interessierten den roten Teppich aus, sich mit dem Handwerk des Filmemachens vertraut zu machen. Und wer immer noch meint, Comics seinen dahergekritzeltes Kinderzeugs, kann sich mit den Interpretations- und Erklärungsansätzen Hans-Joachim Backes positiv überraschen lassen. Watch the Watchmen!

(mo)

Bildquelle:
Schüren Verlag (Filmsprache)
Ch. A. Bachmann Verlag (Under the Hood)

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