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Im Guten Glauben

Genau 208 Seiten stark ist der Bildband „Im guten Glauben“, der nun im Klartext Verlag erschienen ist. Er zeigt eine Sammlung an Bildern rund um das Thema „Religion“ – aber, wie mag es auch anders sein, natürlich nicht auf gewöhnliche Art und Weise. Die freischaffende Fotografin Brigitte Kraemer machte sich auf eine lange und spannende Reise durch das Ruhrgebiet und Nordrhein-Westfalen, um all diese wunderbaren Momente religiöser Handlungen festzuhalten.

[ruhr-guide] Der Bildband „Im guten Glauben“ ist wie eine kleine Reise durch die verschiedensten Kulturen und Religionen. Von Coverbild " title=Christentum, über Buddhismus bis hin zum Judentum ist alles vertreten. Es sind Augenblicke präsentiert, die den Buchbesitzer schmunzeln lassen. Nicht wie gewohnt wird bloß eine Kirche mit Priester portraitiert. Nein, sondern eher der Priester und die scheinbar erschöpfende Beichtabnahme. Intime Einblicke in verschiedene Kulturen und Gesellschaftsformen der Neuzeit werden präsentiert und von ihren üblichen Vorurteilen befreit. Wer sich für Religion interessiert, dem wird dieser Bildband definitiv gefallen.

„Die Freiheit des Glaubens …“

Mit dem Grundgesetz Artikel 4: „Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.“ beginnt das Buch und genau so sollte man „Im guten Glauben“ auch verstehen. Natürlich hat jede Religion ihre Werte und Normen, die hier jedoch nicht zur Debatte Ein Buddhistenkind wird gesegnet Quelle: Klartext Verlagstehen in wie weit sie „richtig“ oder „falsch“ sind, und Rituale. So begegnet einem schon auf Seite 9 das Bild einer griechisch-orthodoxen Taufe, bei der eine Ganzkörpertaufe vollkommen üblich ist. Und natürlich werden heutzutage Säuglinge getauft und so wird auch hier der kleine Mann behutsam in einen Bottich voller Wasser getaucht. Eine alltägliche Szene. Auch das verzerrte Gesicht eines Kleinkindes ist alltäglich. Jedoch ergibt es zusammen in einem Bild einen gewissen Humor, der das Bild für den Betrachter zugänglich macht. Die Schranken zwischen fremder Religion und eigenen Vorurteilen verschwindet. Verlieren sich sogar bis in die heutige Zeit der Technik, wie es auf Seite 14 zu sehen ist. Dort sind drei Jungs während der Liturgie zu sehen, die sich lieber mit Langeweile und ihren Handys beschäftigen. Immer wieder prallen in diesen Bildern „Welten“ aufeinander. Und immer wieder werden eben diese durch kleine Gesten, Blicke und bewusst gesehene Kontraste verbunden.

Menschen aus unserer Region

So zeigt ein weiteres Foto zwei erwachsene Buddhisten, die vergnügt und voller Enthusiasmus mit einem kleinen Jungen eine sommerliche Ein hinduistisches Tempelfest Quelle: Klartext VerlagWasserschlacht mit Wasserpistolen veranstalten. Die Fotografin Brigitte Kraemer hat es geschafft, dass selbst diese Szene mehr zum Lachen und Staunen anregt als darüber nachzudenken, ob eine „Waffe“ und ein Buddhist zusammen passen. Und genau diesen Effekt erzeugt sie bei fast allen Fotos des Bildbandes „Im guten Glauben“. Die Fotos leben von ihren Kontrasten. Dies gilt aber auch für die Farbwahl der Bilder. Bewusst hat man sich hier für farbenfrohe Fotos entschieden und gegen den sonst üblichen, näherbringenden Schwarz-Weiß-Effekt. Doch obwohl die Farbgebung für die Kontraste von großer Bedeutung ist, so weißt sie zugleich auch die Gemeinsamkeiten auf. Wie sonst wäre ein Miteinander von betenden farbigen und weißen Menschen besser zu erkennen? Und auch alte Rituale wie die Fußwaschung, die Beichte, das Abendmahl oder die Hochzeit werden auf den 208 Seiten aus jeglichen religiösen Kulturen portraitiert, erzählt und vergleichend gegenüber gestellt. Jedoch ist wohl die wichtigste Gemeinsamkeit, die, dass alle Menschen in dem Bildband „Im guten Glauben“ aus ein- und derselben Region stammen: Nordrhein-Westfalen und dem Ruhrgebiet. Und so entsteht trotz allen Unterschieden doch ein „Wir-Gefühl“.

Fazit

Brigitte Kraemer beweist also, dass der Pott mehr als nur Kohle zu bieten hat. Auch, wenn es durchaus erschreckende Fotos gibt, die zum Beispiel einen im wahrsten Sinne lebendig aufgehängten Hindu bei einer Parade zeigen, so wird einem zugleich durch das deutsche Ortsschild „Hamm“ bewusst, dass diese traditionellen religiösen Rituale keinesfalls weit weg passieren. Mit ihrer Arbeit über die unterschiedlichsten Menschen und Religionen, die aber allesamt an einem Ort verankert sind, beweist sie, dass Vorurteile doch längst überholt sein sollten. Der Bildband „Im guten Glauben“ ist ein interessantes Werk über verschiedene Sichtweisen von Religion der heutigen und auch damaligen Gesellschaft – und empfehlenswert für diejenigen, die hinter die Fassade schauen wollen.

„Im guten Glauben“

Brigitte Kraemer
208 Seiten, Hardcover, Bildband
29,95 €
ISBN 978-3-8375-0345-6

(anna-lisa konrad)
Bildquelle: Klartext Verlag

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