In der Halbzeit fahr ich zur Tanke - Florian Loh

In der Halbzeit fahr ich zur Tanke – Florian Loh

Geschichten die der Fußball schreibt: Nachwuchsautor Florian Loh ist sicher nicht der Erste, der sich gänzlich dem runden Leder verschrieben hat. Doch er ist ein ganz besonderer Betrachter. Aus der Sicht seines Daseins als Fan der Mannschaft vom Bayer Leverkusen berichtet der Fußballverrückte aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz und seinem Leben, rund um die wichtigste Nebensache der Welt. Lohs Debütroman „In der Halbzeit fahr ich zur Tanke“ ist kürzlich im BoD-Verlag erschienen und eignet sich bestens, die zeitliche Lücke zwischen den Fußball-Wochenende zu füllen. Eine vielversprechende Bestandsaufnahme rund um den Ball, 92 Seiten voller Emotionen und unumstösslicher Tatsachen, die für 8,95 € zu haben sind.

[ruhr-guide] Gerade hier im Ruhrgebiet ist Fußball kult. Entlang der Autobahnen der Region sind unzählige Stadien erreichbar, In der Halbzeit fahr ich zur Tanke - Florian Lohdie von alteingesessenen Kulturvereinen als Heimat betrachtet werden. Jedes Wochenende ist auf den Straßen und an den Bahnhöfen schierer Ausnahmezustand, wenn die Massen zu die Spielen aufbrechen. Ein ganz besonders beharrlicher Anhänger des trudelten Kicks hat sich jetzt hingesetzt und seine unerschöpflichen Erfahrungen rund um den Fußballsport aufgeschrieben. Großgeworden im Ennepe-Ruhr-Kreis am Rande des Bergischen Landes in Schwelm, eine knapp 30.000 Einwohner zählende Stadt direkt neben Wuppertal, zählt Autor Florian Loh nicht direkt zu den Anhängern des Ruhrpott-Fußballs. Als Fan von Bayer 04 Leverkusen und des Wuppertaler SV wirft der 30-jährige Nachwuchsautor in seinem Erstlingswerk „In der Halbzeit fahr ich zur Tanke“ einen Blick „von außen“ auf den VfL Bochum, den BVB und S04, berichtet darüber hinaus von seinem Verein aus dem Rheinland, mit dem er als Inhaber einer Dauerkarte über den beachtlichen Zeitraum von 10 Jahren so Einiges erlebt hat. Neben unumstößlichen Gesetzmäßigkeiten im „Block“ und starrem Fan-Reglement fügt Loh seinem Werk persönliche Gedanken zum Leben neben dem runden Leder hinzu. Eine unterhaltsame Mischung die „frei nach Schnauze“ verfasst, mitten aus dem Leben eines fußballverrückten Autors stammt.

Unterhaltsames Lesevergnügen

Auf 92 frischen Seiten gibt der Autor seine Sicht auf die Fussballwelt zum Besten. Dabei bleibt Loh sprachlich auf den Boden und berichtet ohne große Allüren aus seinem Fan-Leben. Der Leser hat sogar fast das Gefühl im Fanblock neben ihm zu stehen, wenn Seite für Seite von den ersten Stadionbesuchen bis hin zu sich schlagartig entwickelnden Fan-Emotionen berichtet wird. Als Anhänger des Teams von Bayer 04 Leverkusen hat er, wie wir alle wissen, nicht nur Positives erlebt. Einige Passagen aus „In der Halbzeit fahr ich zur Tanke“ erscheinen nicht zufällig wie der Versuch, die ein oder andere Niederlage zu verarbeiten, ohne dabei jedoch zu sehr auf die „Tränendrüse“ zu drücken. Der Autor vermeidet es im Laufe seiner Geschichte, ausschließlich bei „seinem“ Verein zu bleiben. So kommen weitere Bundesligisten und einige Vereine anderer Spielklasse zur Erwähnung und auch die WM im eigenen Land im Jahr 2006 wird aufgegriffen. Dieses Kapitel verdeutlicht anschaulich die Faszination, die Florian Lohs Buch ausmacht: Aus seiner persönlichen Perspektive erzählt der Autor die emotionalen Erlebnisse, was den Leser nah an den Verfasser herankommen lässt. Unweigerlich mischen sich die eigenen Erinnerungen an die Zeit des Turniers mit denen des Autors. Dabei kommt es Gelegentlich auch zu „Reibereien“ mit ihm, gerade wenn über diverse Vereine geurteilt und geflucht wird. Mal möchte man schulterklopfend zustimmen, eine Seite weiter den Zeigefinger erheben und für die gescholtene Truppe Partei ergreifen. So ist das nunmal beim Fußball!!! Polemik gehört dazu!

Vielfältiges Themenspektrum, subjektiv aufgearbeitet

Objektivität kann hier nicht erwartet werden. „In der Halbzeit fahr ich zur Tanke“ ist kein Fachbuch, sondern die Beobachtungen eines Fans, der seine Meinungen ohne Kompromisse formuliert. Und genau das macht ja in der Regel ein Fansein aus, was jeder weiß, der bereits in der Stehplatzkurve mit seinen Nachbarn wild über die letzte Entscheidung des Trainers oder den strittigen Pfiff des Schiedsrichter-Gespanns diskutiert hat. Und genau diese Menschen können sich als primäres Zielpublikum dieser Neuveröffentlichung betrachten. Florian Loh schreibt als Fußballfan für Fans. Jemand ohne entsprechende Vorlieben wird hier kaum folgen können, ebenfalls darf man keine Objektivität erwarten (Köln ist für einen Leverkusen-Anhänger nun mal die „falsche Seite des Rheins“). Erfreulich ist, dass sich Loh auch abseits des Platzes begibt und zur Auflockerung über das Leben an sich sinniert. Meistens kommt er schnell wieder zurück zum Leitthema, unter dessen Einwirkung er über Familienplanung und Kindeserziehung fabuliert und auch das Shopping- bzw. Freizeitverhalten seiner Lebenspartnerin aufs Korn nimmt. Herrlich, wenn jemandem das Kunststück gelingt, eine breite Salve puren Lebens mit dem großen Hobby Fußball unter den einen, berühmten Hut zu bekommen. Nach der Lektüre ist der Leser gespannt, welches Feld des breitgefächerten gesellschaftlichen Lebens Florian Loh als nächstes seiner, für den Leser zu jeder Zeit unterhaltsam formulierten, Betrachtungsweise unterzieht.

(mo)

Bildquelle: BoD-Verlag

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