Jamiri: Autodox

Jamiri: Autodox

Der neue Jamiri ist da! Gerade frisch erschienen ist „Autodox“ – der inzwischen neunte Band des Haus- und Hofzeichners von UNICUM und SPON. Und wieder kann Jan-Michael Richter mit seinem Alter Ego Jamiri auf ganzer Linie überzeugen!

[ruhr-guide] Endlich ein neuer Jamiri: Jamiri: AutodoxAutodox! Auf dem Cover erwartet den Leser ein gereifter, goldglänzender Jamiri als Büste der Selbstzufriedenheit. Dumm nur, dass man die nirgendwo bestellen kann. Sie sollten da mal am Merchandising arbeiten, Herr Richter! Es gibt sicherlich genug hart gesottene Jamiri-Fans, die sich so etwas in die Schrankwand stellen würden!

Und Fans hat Jamiri einige. Ach was, jede Menge! Millionen! Seit Carpe Noctem oder der Marabo ist viel Zeit ins Land gegangen: Herr Richter veröffentlicht nicht nur in UNICUM, sondern ist inzwischen der Hauszeichner von SPON. Und veröffentlicht jetzt sogar in den „Mitteilungen der Deutschen Mathematiker“. Nur mal so am Rande erwähnt. Und als Hintergrund für „Grosses Kino“. Er zählt heute zu den meistgelesenen Comiczeichnern in Deutschland. Ach was, in der ganzen Welt!

Waren das noch Zeiten …

Dass seit dem ersten Band viel Zeit vergangen ist, bemerkt man aber nicht nur an dem Bekanntheitsgrad der Comics, nein, auch Jamiri selbst – Held unser Jugend und des Studiums – ist gealtert. Eindeutig. Beherrschten in Carpe Noctem noch Themen wie Studienfinanzierung und Brotarbeit das Heft, sinnierte Jamiri damals noch vor dem Planet über den immanenten Teil des großen Gedankens bzw. Frischkäse auf Kirschkonfitüre, tankte ordentlich im Cafe Click und trank Bier vor der Nachttankstelle, so kämpft er heute mit den Tücken der Technik, fällt auf Hoaxe rein und kuschelt mit seinem Hund Mattis. Und trägt heute anstatt T-Shirts von den guten alten Bad Brains welche von DJ Shantel. Und das wirklich erschreckende daran ist: egal wie man es dreht und wendet – man ist mitgealtert. Hängt selber nur noch viel zu selten in irgendwelchen Bars ab, das Planet ist lange Geschichte, das Studium glücklicherweise/leider auch und Wutanfälle bekommt man nicht mehr bei Studiengebühren sondern bei Spam.

Das faszinierende an Jamiri ist wohl, dass man sich nun seit über 20 Jahren mit ihm identifizieren kann. So wie sich die Lebenswelt unseres sympathischen Antihelden geändert hat, hat sich auch die eigene unmerklich verschoben. Jamiri als Chronist einer ganzen Generation. Und durch seine Konzentration auf das Alltägliche immer auf der Höhe der Zeit. Selbstironisch. Kritisch. Fantastisch. Desillusioniert. Sarkastisch. Vergeistigt. Paranoid. Also genau wie seine Leser.

Jamiri ist Vitello Tornado

So auch wieder in „Autodox“. Ob als Vitello Tornado oder mit hinuntergelassenen Hosen vor dem Computer. Bei dem Versuch, Beate den Unterschied zwischen einem umgedrehten Apfel und einem Außerirdischen, der Stuhlgang hat, zu erklären. Als ernstzunehmende Bezugsperson für seinen Hund Mattis oder als Beilage von Photoshop CS2. Absolut grandios die auch schon bei SPON erschienene Serie über den Tag, als die Maschinen die Weltherrschaft übernahmen – und Jamiri eigentlich zu Tengelmann wollte. Und das natürlich schon in aufRuhr veröffentlichte „Auf Ruhr“ – endlich wieder ein ordentliches Pflopp! Sehr schön auch Loveblog!

Jamiri hat sich nicht nur thematisch verändert, auch zeichnerisch liegen Lichtjahre zwischen „The Return of Space Jamiri“ und „Web 2.0.1“! Es gibt wohl kaum einen anderen Comiczeichner in Deutschland, der in so phantastischen Zeichnungen so brillante Pointen setzt. Jamiri ist nicht nur einer der meistgelesenen sondern auch einer der besten Comiczeichner in diesem seltsamen Land! „Autodox“ ist tatsächlich „Grosses Kino“ und sollte in keiner Sammlung fehlen! Nur Gott könnte sich mal wieder blicken lassen …

Jamiri
Autodox

uni-edition, 2007, 48 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-937151-55-7
12,00 Euro

(pk)

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