Rezension Graphic Novel Sin City 3 und 4
Sin City – Eine Stadt voller Verbrechen, Korruption und Sünde wird zum Handlungsort von sieben Geschichten. Das raue Pflaster bietet Kriminellen wie Polizisten, Tänzerinnen und Raufbolden reichlich Spielraum, ihren dubiosen Machenschaften zu frönen. Vor wenigen Wochen haben wir an gleicher Stelle die ersten beiden Bücher dieser außergewöhnlichen graphic novel-Reihe vorgestellt, jetzt sind auch Teile drei und vier der Neuauflage (Cross Cult Verlag, 22 bzw. 28 Euro) im Handel erhältlich. Autor Frank Miller gelingt erneut ein fulminanter Mix aus visuellem Exzess und grotesken Storys, die gleichermaßen faszinieren und verstören.
[uhr-guide] Kenner von Robert Rodriguez' ("Machete") Realfilmversion werden die Figuren Dwight, Jackie-Boy, Hartigan und Nancy bereits kennen. Die Protagonisten der Bände drei und vier wurden im Kinofilm von 2005 durch niemand geringeren als Clive Owen, Benicio Del Toro, Bruce Willis und Jessica Alba verkörpert. Auch wenn der Steifen bereits bekannt ist, der Griff zu den Büchern lohnt sich allemal. Frank Millers düstere noir-Saga ist ein Erlebnis, dass fesselnder nicht sein könnte. Ein optischer Overkill. Immer wieder erstaunlich, welche markante Aussagekraft simple Schwarzweiss-Kontraste besitzen können. Millers Gespür für ungewöhnliche formale Gestaltungen sind im Bereich der graphic novel bekannt und geschätzt - wer Sin City in den Händen hält, weiß warum.
Sin City 3: Das große Sterben
Als Dwight dem üblen Schläger Jackie-Boy einen Denkzettel verpassen will, geschieht ein Unfall, der weitreichende Konsequenzen für Sin City haben könnte. Der Versuch, das Geschehene zu vertuschen, misslingt ordentlich, worauf sich die Situation immer mehr zuspitzt. Eine der Stärken von Millers Sin City-Zyklus ist die Tatsache, dass immer wieder andere Charaktere im Vordergrund stehen. Diese bilden einen Querschnitt der unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen ab, die sich im fiktiven Verbrecher-Moloch Sin City eingefunden haben – vom "bad cop" bis zum gutherzigen Schläger sind alle Fraktionen vertreten. "Das große Sterben" wird zur Geschichte eines Mannes, der irgendwo zwischen den Seiten steht und beim berühmt-berüchtigten Gang auf Messers Schneide kurz vor dem fatalen Fehltritt steht. Solche Grenzgänger sind Millers Lieblinge, sie bringen die Ambivalenz der Stadt auf den kleinsten Nenner: Ihre Einwohner, oft mit dem Rücken zur Wand, immer unter Hochspannung. So sieht sich Dwight plötzlich in einem Karussell des Schreckens, als Spielball undurchsichtiger Akteure. Lustvoll lässt Miller ihn straucheln, ja sogar stolpern. Das Gute, nicht wirklich offensichtlich aber als solches erkennbar, scheint sich einer dunklen Zukunft ergeben zu müssen. Doch dann der plot-twist. Kompromisslos wird zu Ende gebracht, was begonnen wurde. "Das große Sterben" ist blutig und gewalterfüllt – setzt damit nicht minder das fort, was die ersten beiden Teile begonnen haben, erneut auf anderer Ebene. Langeweile ist bei Miller ein Fremdwort.
Sin City 4: Dieser feige Bastard
Cop Hartigan steht am Ende seiner Laufbahn, das schwache Herz hat ihm den
Sin City-Puzzle nimmt Konturen an
(mo)
Fotocredit: Cross Cult Verlag