Roman-Rezension: George Mann - Immorality Engine
Der dritte Fall aus dem Steampunk-Universum von Autor George Mann beschert dem Ermittlerduo der britischen Krone Sir Maurice Newbury und Miss Veronica Hobbes erneut ein kniffeliges Rätsel. Nach "Affinity Bridge" und "Osiris-Ritual" steht jetzt "Immorality Engine" in den Regalen der Buchhändler. Der Fund zweier identisch aussehender Leichen ist nur der Beginn eines Komplotts, der die Grundfeste des britischen Empire erschüttert. Anfang September ist "Immorality Engine" als kartoniertes Taschenbuch mit 432 Seiten für 16,99 Euro beim Piper Verlag erschienen.
[ruhr-guide] Als Scotland Yard die Leiche eines lange gesuchten Kriminellen findet, die meisterhaften, unter

Steampunk in Serie
Nach wie vor ist das Steampunk-Genre ein heisses Thema in der phantastischen Literatur und anderer Bereiche der Unterhaltungskultur. Meist angesiedelt im Großbritannien des frühen 19. Jahrhunderts, handelt es sich um eine alternative Realität, in der technische Innovationen elementare Rollen spielen. Auch George Mann bescherte seinen Lesern in der "Newbury und Hobbes"-Reihe roboterähnliche Haushaltshilfen, Mensch-Maschinen-Hybriden und auch diesmal kommt wieder mehreren mechanischen Extravaganzen eine tragende Rolle zu. Zahnrädchen und metallene Konstrukte sind in den variantenreichen Universen des Steampunk unersetzliche und stilbildende Merkmale. Die auf sechs Bände angelegte und im Original mit "The Newbury and Hobbes Investigations" betitelte Reihe nimmt mit dem dritten Roman "Immorality Engine" ordentlich an Fahrt auf. Waren die beiden vorangegangenen Abenteuer eher in sich geschlossene Fälle, bei denen nur hin und wieder das große Ganze um die Krone und deren Agieren im Fokus steht, ist nun die Existenz der gesamten Staatenordnung gefährdet. Die Queen sieht sich Terror, Verschwörungen und anderen Gefahren ausgesetzt, das Ermittler-Team in den Grundfesten seiner Überzeugungen getäuscht und verraten. Nichts ist so, wie es zunächst scheint.
Düstere Wolken über London
George Mann lenkt sein Werk in Richtung Beklemmung und Düsternis. Nicht nur, dass in “Immorality Engine” die Grundfeste der eisernen Monarchie dieses fiktiven Großbritanniens erschüttert wird, auch den einzelnen Figuren geht es an den Kragen. Während die stetige wie eiserne Herrschaft der durch Beatmungsmaschine und mechanisches Herz am Leben gehaltenen Königin Victoria durch einen verschwörerischen Terrorakt ins Wanken gebracht wird, versinkt Newbury immer tiefer im Drogensumpf aus Opium und Laudanum. Hobbes’ Kampf um das Wohl der leidenden Schwester zehrt hart an mentaler und körperlicher Kraft und selbst ein Haudegen wie Scotland Yard Inspektor Charles Bainbridge gerät in arge Bedrängnis. Mann schnürt das destruktive Geschehen immer fester zu: Victorias Entscheidungen werden erstmalig kritisch hinterfragt, ihr Handeln offenbart vermehrt fragwürdige Züge, welche die Hauptcharaktere in den unvermeidbaren Zwiespalt stürzen: Loyalität und Pflichtbewusstsein konkurrieren plötzlich mit aufgeklärter Denkweise, dem persönlichen Gewissen und Gerechtigkeitssinn. Abseits der Aufmerksamkeit von Krone und Scotland Yard spinnt ein verschwörerischer Geheimbund sein Netz auf Lügen und Intrigen. Wissenschaftler verlieren jegliche Moral, weitreichende gewaltsame Veränderungen drohen ihren Lauf zu nehmen.
"Immorality Engine" düsterer als die Vorgänger
Lesen Sie auch unsere Rezension über den Vorgänger-Roman "Osiris Ritual".
(mo)
Bild: Piper Verlag