Cover Tief im Westen – Das Ruhrgebiet von 1950 – 1969 Foto: Klartext Verlag

Tief im Westen – Das Ruhrgebiet von 1950 – 1969

Vier weiße Gänse marschieren hintereinander über die Straße hinter einem für die heutige Zeit antik wirkenden Opel her.
Das war 1966 zwischen Bochum und Castrop-Rauxel und wurde vom hannoveraner Fotojournalisten Hans Rudolf Uthoff festgehalten. Dieser ist es auch, der die weiteren zahlreichen Abbildungen zum neuen Klartext-Bildband „Tief im Westen – Das Ruhrgebiet von 1950 bis 1969 im Bild“ lieferte. Eine Zeitreise in die Vergangenheit abseits von Zechen hinein ins Privatleben der Ruhris von damals.

[ruhr-guide] Tief im Westen, wo die Sonne damals Cover Tief im Westen – Das Ruhrgebiet von 1950 – 1969 Foto: Klartext Verlagnoch verstaubte. Die Industrie blühte nach den Kriegsjahren und schaffte Arbeitsplätze für die Menschen, die alles verloren hatten und sich auf Trümmern ein neues Leben aufbauen mussten. Hinter dem Wirtschaftswunder steckte dabei harte Arbeit und die Lebensumstände waren oft nicht gerade luxuriös. Dennoch blickten die Ruhris von damals positiv in die Zukunft und der Zusammenhalt untereinander war groß. Die Männer erholten sich bei Skatrunden oder Seifenkistenrennen von der schweren Maloche, Kinder spielten noch auf den Straßen und Nachbarn unterhielten sich bei der Gartenarbeit am Zaun. Meist sieht man die Frauen in der zu jener Zeit typischen Rolle als Hausfrau und Mutter. Die Männer dagegen stehen mit schwarz verfärbtem Gesicht unter den Duschen im Bergwerk oder ruhen nach der Arbeit mit einem Bier im Freien. Als hoher Wert lässt sich aus den Bildern der Familiensinn erkennen. Besonders bei jenen Fotografien, welche Kinder beim Spielen zeigen, sieht man die Leichtigkeit und den Spaß, der trotz einer so schweren Zeit im Ruhrgebiet herrschte.

Das ganz normale Leben

Egal ob es nun der Vater ist, der seine Söhne Frauen im Hutgeschäft Foto: Hans Rudolf Uthoffauf dem ersten klapprigen Motorrad zur Schule bringt, die familiäre Wanderung oder der Furzknoten, der auf einen meterhohen Baum klettert – all die Kleinigkeiten im Leben der Ruhris zwischen 1950 und 1969 hat Hans Rudolf Uthoff mal in kleinen, mal in großen doppelseitigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf Papier gebannt. Es sind die Menschen von nebenan, ihr Leben und der ganz normale Alltag, welche einen authentischen Einblick in die Nachkriegszeit im Pott geben. Die ältere Generation wird bei diesem Bildband in Erinnerungen schwelgen, wogegen die Enkel die Zeugnisse einer vergangenen Zeit betrachten können.

Das Ruhrgebiet von 1950 bis 1969 aus hannoveraner Sicht

Der Fotograf Hans Rudolf Uthoff ist eigentlich gar kein Ruhri. Der gebürtige Hannoveraner entdeckte seine Leidenschaft Der neue Ruhr-Schnellweg 1955 Foto:Hans Rudolf Uthofffür das Fotografieren mit 26 und besuchte damals, im Jahr 1953, nur einen dreitägigen Workshop bei Leitz. Kurz darauf arbeitete er als Pressefotograf viel im Ruhrgebiet, bevor er nach Hamburg umzog. Seine Bilder sind heute im In- und Ausland bekannt und auch auf den 128 Seiten des Bildbandes „Tief im Westen – Das Ruhrgebiet von 1950 bis 1969 im Bild“ überzeugt er mit Nah – und Gruppenaufnahmen, die durch den s/w-Effekt noch mehr Atmosphäre aus einer Zeit mitbringen, in der die Sonne noch verstaubt war.

Tief im Westen –
Das Ruhrgebiet von 1950 bis 1969 im Bild

Hans Rudolf Uthoff
128 Seiten, zahlr. Abb., € 19,95
ISBN 978-3-8375-0300-5

(sb)

Bildquellen:
Klartext Verlag
Hans Rudolf Uthoff

Nach oben scrollen